Die Götter – Ruf der Krieger (Pierre Grimbert)

Verlag: Heyne (08. Februar 2011)
Taschenbuch, Klappbroschur: 336 Seiten, € 8,99
Sprache: Deutsch
Originaltitel: Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon
ISBN-13: 978-3453527683

Genre: Fantasy


Klappentext

Das Schicksal der Menschen ist seit jeher untrennbar mit der Welt der Götter verbunden. Seit Jahrhunderten wissen die Erben von Ji um das Geheimnis, das sich hinter der Pforte in den Katakomben der Insel verbirgt. Als die Kinder der einstigen Krieger und Vermächtnisträger von Ji zusammengerufen werden, wissen sie zunächst einmal gar nichts darüber, außer dass eine Schar von grausamen Kultanhängern hinter ihnen her ist. Überstürzt fliehen sie zum Familiensitz eines ihrer Gefährten, um mehr über ihr Schicksal und das Rätsel von Ji herauszufinden. Was haben ihre Eltern ihnen verschwiegen? So viel ahnen sie jedoch bereits: Nicht nur die Welt der Menschen ist in Gefahr – die Götter selbst brauchen Hilfe! Auf die jungen Helden warte das Abenteuer ihres Lebens ...


Rezension

Nach dem Erfolg von ‚Die Magier’ und ‚Die Krieger’ legt Grimbert mit diesem Buch den Startband zu einer neuen, an die bisherige Handlung anknüpfende Reihe vor. In Form eines  Prologs bekommt der Leser einen kurzen, aber aussagekräftigen Abriß über die vorherigen  Geschehnisse, man braucht demnach die vorherigen Bände nicht gelesen zu haben, um den Überblick zu behalten. Dafür drängt sich der Eindruck auf, der Autor musste mit seinen Ideen haushalten, denn der Plot erinnert sehr stark an bereits Dagewesenes: Eine neue Generation von Erben muß sich mit dem plötzlichen Verschwinden ihrer Eltern und diesmal auch der Großeltern auseinandersetzen. Die Zurückgebliebenen wurden zwar noch an einen vermeintlich sicheren Ort geschickt, haben darüber hinaus aber nicht die geringste Ahnung, worum es eigentlich geht. Verfolgt von einer geheimnisvollen Schar finsterer Gestalten fliehen sie auf den Familiensitz eines der Gefährten, wo sie mittels einiger alter Tagebücher etwas Licht in die Situation bringen können. Allerdings werden dabei auch viele neue Fragen aufgeworfen – und die Feinde sind niemals weit entfernt ...

Die Story startet in einzelnen Abschnitten jeweils abwechselnd mitten im Leben der künftigen Gefährten, die sich auch gleich mit ersten Schwierigkeiten konfrontiert sehen und unmittelbar aus ihrem Alltag herausgerissen werden. Anhand des folgenden Geschehens läßt der Autor dann nach und nach auch seine weiteren Protagonisten harmonisch in die Handlung einfließen, wobei er viel Zeit darauf verwendet, die Charaktere mit ihren Eigenheiten und Vorlieben, Stärken und Schwächen ausführlich darzustellen. Diese Beschreibungen sind überaus gut gelungen, jeder einzelne ist eine ausdrucksstarke Persönlichkeit mit hohem Wiedererkennungswert und spricht und benimmt sich passend zu seiner Mentalität und seiner Herkunft. Sehr unterhaltsam ist es auch zu lesen, welch unterschiedliche Charakterzüge dabei regelrecht aufeinander prallen, der Leser fragt sich, wie das alles auf einen Nenner gebracht werden soll, denn um bestehen zu können, muß diese bunt zusammengewürfelte  Gemeinschaft irgendwie zusammenwachsen.

Ein wenig mager erscheint dafür die Handlung, es passiert nicht wirklich viel und Kenner fühlen sich zu stark an den Beginn der ‚Krieger’ – Reihe erinnert. Es wird herumgewandert, nach Erklärungen gesucht und zwischendurch muß man sich immer wieder gegen die Verfolger zur Wehr setzen. Gelegentlich wirken die Aktionen der Charaktere auch unlogisch, so wird beispielsweise mit einigen wichtigen Geschehnissen, die eigentlich einer sofortigen Erörterung bedurft hätten, ewig lang hinter dem Berg gehalten. Etwas zu plump und effekthascherisch eingestreut erscheinen manchmal die Hinweise auf persönliche Geheimnisse, von denen beinahe jeder das eine oder andere mit sich herumträgt. 

Die Erzählperspektive wechselt reihum zwischen den einzelnen Personen ab, wobei der Leser jedes Mal ein wenig mehr über deren Hinter- und Beweggründe erfährt. Das wäre an sich keine schlechte Methode, würden sich die Akteure nicht ständig über die gleichen Dinge Sorgen machen und immer wieder über dieselben Probleme und Zweifel sinnieren. Auf diese Weise wird dem Erzählfluß viel Tempo und auch Spannung genommen, es entsteht der Eindruck von Zähigkeit und wirkt auf die Dauer etwas ermüdend. Ebenso verhält es sich mit den Dialogen, die zwar lebendig gestaltet sind, aber immer wieder dieselben Themen behandeln. Störend macht sich gelegentlich auch ein Hang zu leicht übertriebener Dramatik bemerkbar.
Der Schreibstil liest sich insgesamt flüssig und angenehm, und selbst wenn es von den stimmungsvollen Beschreibungen ruhig ein bisschen mehr hätten sein dürfen, kommt man gut mit den örtlichen Gegebenheiten zurecht. Nicht optimal ausgewogen erscheint aber die Balance zwischen Erzähltext und Dialog- beziehungsweise Gedankenführung, auf letzteren liegt entschieden zuviel Gewicht.

Der Schluß hinterlässt mehr offene als geklärte Fragen und endet mit einem gewaltigen Cliffhanger, was bei einer als Mehrteiler konzipierten Geschichte durchaus legitim ist. Der Nachfolgeband wird unter dem Titel ‚Die Götter – Das magische Zeichen’  voraussichtlich im Juli 2011 ebenfalls bei Heyne erscheinen.

Auch die ‚Götter’ – Reihe verfügt vorne und hinten über ein aufklappbares Cover, auf dem sich innen eine farbige und schön gestaltete Landkarte findet. Das aus den Vorgängerbänden bereits bekannte Glossar ist wortwörtlich ebenfalls vorhanden, genauso wie eine Ahnentafel. Leider endet diese eine Generation vor den hier vorkommenden Helden, sodaß  man bei den aktuellen Familienverhältnissen öfter ins Grübeln gerät, wer da jetzt wie und mit wem verwandt ist.


Fazit

Ein mit einigen Schwächen behafteter Start in ein neues Fantasyepos, welches durchaus mit spannenden und vielversprechenden Ansätzen für die Folgebände aufwartet. Noch ist nicht wirklich absehbar, ob der Autor das vorhandene Potential auch nutzen, oder ob sich der bekannte Plot lediglich mit ‚neuer Besetzung’ wiederholen wird.


Pro & Kontra

+ gute und lebendige Gestaltung der Charaktere
+ ansprechender Schreibstil
+ glaubwürdige Kampfszenen
+ viel Potential für die Nachfolgebände

o stimmungsvolle Beschreibungen kommen ein wenig zu kurz

- Plot erinnert zu stark an die Vorgängerbände
- zu viele Wiederholungen in einzelnen Themenbereichen
- Personen haben den Hang zu übermäßiger Dramatik
- sie handeln gelegentlich unlogisch
- zu stark Dialog- und Gedankenlastig
- Handlung etwas mager
- unvollständige Ahnentafel

Wertung:

Handlung: 2/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 2,5/5
Preis/Leistung: 2,5/5