Die Plage (Charlie Huston)

Verlag: Heyne (08.Februar 2011)
Taschenbuch: 544 Seiten, € 9,99
Sprache: Deutsch
Originaltitel: Sleepless
ISBN-13: 978-3453407312

Genre: Science Fiction Endzeit-Thriller


Klappentext

Eine bessere Welt. Das war alles, was Parker Haas wollte, als er dem Los Angeles Police Department beitrat. Doch die Welt ändert sich und versinkt im Chaos. Eine Seuche greift um sich und führt bei zehn Prozent der Weltbevölkerung zu akuter Schlaflosigkeit. Mit verheerenden Folgen: Die Menschen drehen der Reihe nach durch. Nur ein Medikament namens Dreamer hilft gegen die Qualen. Und das will jeder haben ...


Rezension

Auf der Welt tobt eine Schlaflosigkeitsseuche und Chaos und Anarchie greifen immer mehr um sich, bis die sozialen Gefüge endgültig zusammenbrechen, ist es nur noch eine Frage der Zeit. Parker Haas gehört zu den wenigen, die versuchen, die Situation zumindest einigermaßen unter Kontrolle zu halten. Als Undercover-Agent soll er herausfinden, von wo aus sich das Medikament ‚Dreamer’, dem einzigen Mittel gegen die Seuche, über den Schwarzmarkt verbreitet. Eine komplizierte und nicht ganz ungefährliche Aufgabe, die dadurch, dass seine Frau ebenfalls erkrankt ist und sich zudem ein Killer auf seine Fährte gesetzt hat, noch erschwert wird ...

Der Roman präsentiert ein düsteres und beklemmendes Szenario, in welchem die Endzeitstimmung ausgezeichnet nachvollziehbar und stimmungsvoll vermittelt wird. Der Leser kann beinahe plastisch miterleben, wie die Zivilisation auseinander bröckelt und es wird erschreckend klar, so weit sind wir von alledem gar nicht entfernt.
Wurde auf ein stimmiges Setting erkennbar viel Wert gelegt, erscheint dafür die Gestaltung der Charaktere blaß, nichtssagend und wenig lebendig, sie alle agieren mit einer erstaunlichen Distanziertheit und keiner von ihnen scheint wirklich mit dem Herzen bei der Sache zu sein. Auf diese Weise kann der Leser zu keinem eine wirkliche Verbindung aufbauen und selbst das Schicksal von Parkers Familie geht nicht sonderlich nah. Parker Haas, der Protagonist, ist ein zutiefst in seinen Vorschriften verhafteter, eher langweiliger Mensch, der streckenweise die Geduld des Lesers erheblich strapaziert.

Gewöhnungsbedürftig wirkt die Schilderung aus unterschiedlichen Perspektiven: Einmal wechselt der Fokus von Haas ständig zwischen der ersten und der dritten Person ab, dann kommt noch die Sicht seines Gegenspielers ebenfalls in Ich-Form dazu. Zwischen diesen drei Perspektiven wird permanent hin- und hergesprungen, so dass es für den Leser oft ziemlich verwirrend ist, den Überblick zu behalten, von wem gerade die Rede ist.

Nach einem vielversprechenden Start flacht die Handlung kontinuierlich zu einem 08/15 Plot ab, in dem die Ereignisse vorhersehbar, die Erklärungen banal und Überraschungen Mangelware sind. Die Gewichtung einzelner Ereignisse wirkt schlecht ausbalanciert, so wurden einige wirklich gute Ideen wie beispielsweise die Einbeziehung eines online-Games zuwenig ausgearbeitet, dafür aber auf unwichtigere Dinge zuviel Gewicht gelegt. Auch die Actionszenen wirken mehr als Füllstoff denn als Bereicherung.
Der Schreibstil list sich zwar klar und gut verständlich, jedoch auch extrem langatmig und über weite Teile regelrecht zäh, eine rigorose Straffung hätte gut getan. Insgesamt ist der Aufbau sehr sprunghaft gestaltet, Handlungspassagen wechseln sich mit ellenlangen Erklärungen, Beschreibungen von aktuellen Dingen und Rückblenden ab. Dadurch wird der Leser ständig aus dem Erzählfluß geworfen und es entsteht ein wenig das Gefühl von ‚zwei Schritte vor, einen zurück’. Der Autor begeht zudem den Fehler, zu viele Ereignisse in Berichtform zu vermitteln, so dass man an diesen nicht unmittelbar teilhaben kann. Auch dadurch bleibt viel Spannung auf der Strecke.
Zum Schluß stellt sich nicht das Gefühl der Befriedigung ein, eine spannende Story miterlebt zu haben und mit einer überraschenden Auflösung belohnt worden zu sein, vielmehr bleibt dem Leser ein etwas enttäuschter Nachgeschmack, dass sich alles genau so entwickelt hat, wie man es vorausgeahnt hatte und die naheliegendste Erklärung auch immer die zutreffende gewesen ist.


Fazit

Die vielen guten und vielversprechenden Ansätze verwässern sich zu einem Allerweltsplot, zudem wird die Spannung durch einen sehr langatmigen Stil und der Vorhersehbarkeit der Ereignisse systematisch abgetötet. Ein Buch mit viel Potential, aus dem man sehr viel mehr hätte machen können.


Pro & Kontra

+ Endzeitstimmung wird sehr plastisch und nachvollziehbar vermittelt
+ interessante Ideen

- farblose Charaktere
- langweiliger Protagonist
- verwirrender Wechsel der Blickwinkel
- sehr langatmiger Schreibstil
- zähe, abgedroschene Handlung
- magerer Plot
- Ereignisse werden vorhersehbar abgehandelt
- sehr Erzähltext-lastig
- wenig überraschender Schluß

Wertung:

Handlung: 2/5
Charaktere: 2/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 3,5/5