Yelena und die Magierin des Südens (Maria V. Snyder)

Verlag: Mira Taschenbuch im Cora Verlag; Auflage: 1., Aufl. (März 2011)
Taschenbuch: 464 Seiten; 7,95 €
ISBN-13: 978-3899418248

Genre: Fantasy


Klappentext

Kurz vor ihrer Hinrichtung wird Yelena ein außergewöhnliches Angebot gemacht: Sie bekommt das beste Essen, eigene Gemächer im Schloss – und riskiert ihr Leben, falls jemand versucht den Kommandanten von Ixia zu töten. Und so entscheidet sich Yelena, unter Anleitung des Sicherheitschefs Valek Vorkosterin des Kommandanten zu werden. Aber Valek überlässt nichts dem Zufall: Damit sie nicht flieht, gibt er ihr regelmäßig Schmetterlingsstaub ins Essen. Und nur, wenn sie täglich das Antiserum von ihm erhält, kann sie ihren langsamen und qualvollen Tod verhindern. Als Rebellen planen, Ixia in ihre Gewalt zu bringen, entwickelt Yelena magische Kräfte, die sie nicht kontrollieren kann. Doch Magie ist in Ixia unter Todesstrafe verboten. Einzig Irys, die Magierin des Südens, kann ihr jetzt noch helfen. Doch wenn Yelena versucht zu fliehen, wird der Schmetterlingsstaub sie langsam, aber sicher vergiften.


Rezension

Mitunter ist es schwer ein Buch zu rezensieren. Manchmal, weil es einfach so gut ist, manchmal aber auch einfach, weil es einfach so schlecht geschrieben ist, dass einem die Worte fehlen. Leider ist bei Yelena und die Magierin des Südens letzteres der Fall. Wo Autorin, Lektoren und Übersetzer nicht versagt haben, ist schwer zu sagen, dafür gibt es zuviele Fehler in allen Bereichen des Buches.

Alles beginnt schon auf den ersten Seiten, wenn Yelena in orangener Gefängniskleidung, wie in einem amerikanischen Actionfilm, aus dem Kerker geholt wird, um zu Valek gebracht zu werden. Abgesehen davon, dass Orange im Mittelalter, und in einer mittelalterlichen Welt befinden wir uns, wie sich später herausstellt, garantiert nicht dafür benutzt wurde, weil Farben einfach teuer waren und eigene Kleidung für Gefangene ebenso nicht passend ist, erinnert diese Szene auch mehr an unsere heutige Zeit als an eine Fantasywelt.
Schon hier bekommt der Leser einen ersten Hinweis, dass diese Fantasywelt nicht so gut konstruiert wurde, wie es eigentlich erwartet werden kann.Vielmehr scheint sich Maria V. Snyder nur das herausgepickt zu haben, was ihr gefiel, also Schwerter, Pferde, Burgen und Wälder, und den Rest so geschrieben zu haben, wie es ihr einfiel, ohne darüber nachzudenken, ob es passt oder nicht. So finden sich eine Vielzahl von Begriffe und Umständen, die einfach nicht in das mittelalterliche Sujet hineinpassen wollen. Ganz besonders sticht dabei der Begriff der Fabrik heraus, die der Hauptgegner von Yelena erbaut, um seine Macht auszuweiten. Eine unpassendere Wortwahl dürfte schwer zu finden sein. Noch schlimmer macht diese Wahl, dass es tatsächlich eine zu sein scheint. Zumindest kann man das der späteren Beschreibung entnehmen. Dem Leser drängt sich natürlich die Frage auf, warum diese Welt in allem, außer halt dieser Fabrik, technisch im Mittelalter stehen geblieben zu sein scheint. Dazu passend gibt es Betten mit Metallrahmengestellen und Uniformen für jeden Berufsstand in einer eigenen Farbe und Diamantimitaten! Spätestens hier oder bei dem fließend Wasser und Duschen in der Burg, hätte das Lektorat eingreifen und Maria V. Snyder auf die Finger klopfen müssen. Neue Ideen und Verknüpfungen sind zwar immer schön zu lesen in der Fantasy, aber die einzelnen Puzzleteile sollten zueinander passen und nicht einfach ohne Sinn und Verstand zusammengewürfelt werden, wie hier geschehen. Wie man dann noch auf die Idee kommen kann, einen großen Unterschied zwischen einem Königreich und einer Militärdiktatur zu basteln und diese auch noch positiver zu sehen, wäre mit Sicherheit auch eine interessante Frage, die der Autorin zu stellen wäre. Ziehen doch beide ihre Macht aus derselben Quelle. Der Aufbau der Welt ist also nur als äußerst misslungen zu bezeichnen. Aber wie sieht es mit der Geschichte und den Charakteren aus.

Ganz abgesehen davon, dass alles andere unter dem drückenden Gewicht der Fehler der Welt zu leiden hat, können auch diese beiden Teile nicht überzeugen. Die Geschichte an sich ist im Prinzip ein absoluter Standardplot. Es gibt eine Verschwörung gegen den Herrscher, die, wie sollte es anders sein, nur von der Hauptperson rechtzeitig erkannt wird und von ihr praktisch im Alleingang mit ein bisschen Hilfe verhindert werden kann. Natürlich muss sie dafür erst einmal durch die Hölle gehen. Niemand glaubt ihr, bis es fast zu spät ist. Gewürzt wird das mit einer äußerst unglaubwürdigen Romanze, die, zumindest von Valeks Seite und Charakter aus, plötzlich vom Himmel zu fallen scheint, aber von Anfang an absehbar war. Maria V. Snyder bedient sich so häufig Klischees, es wäre ein Wunder gewesen, wenn sie dieses ausgelassen hätte. Nur mit dem Schluss kann sie etwas punkten, da sich nicht alles in Friede und Freude auflöst. Das kann das Buch aber auch nicht mehr retten.

Aber zu den Charakteren. Das Buch wird aus der Sicht Yelenas erzählt und so erleben wir ihre Gedanken hautnah mit. Und da fragt man sich unweigerlich, wie jemand der so intelligent und gleichzeitig so dumm ist, nicht schon längst tot oder Herrscher ist. Teilweise sind ihre Handlungen einfach willkürlich und ebenso ihre Fähigkeiten, die sie plötzlich an den Tag legen kann. Seien es Visionen oder körperliche Höchstleistungen, sie kann alles, wenn sie muss. Nur wenn Valek auftaucht mutiert sie zum hilflosen Kleinkind. Warum, weiß die Autorin wohl nur allein. Ein großes Fragezeichen hinterlassen die völlig unmotivierten Auftritte des Geistes des Mannes, den sie tötete. Niemand sonst scheint von Geistern verfolgt zu werden, egal wieviele Menschen er getötet hat, niemand redet darüber. Aber offensichtlich ist dies ein normaler Umstand, denn Yelena fragt sich zu keinem Zeitpunkt, ob sie deswegen verrückt ist. Alles in allem wird Yelena so zu einem relativen nervigen und ermüdenden Charakter. Valek ist da aber auch nicht besser. Er ist der Supermann, der alles weiß und kann - nur eben nicht seinen Herrscher schützen. Liegt wahrscheinlich daran, dass Yelena auch noch was zu tun braucht. Eindimensional ist noch nett ausgedrückt für solch einen Charakter. Die restlichen auftauchenden Personen sind dann auch nur Beiwerk. Ihre Funktion ist klar definiert und weicht nicht von Klischees ab. Der Böse ist böse, der Intrigant intrigiert und legt sich fast selber rein und der geheimnisvolle Helfer im Dunkeln hält sich bis zum Schluss zurück, tut dann aber auch fast nichts und gibt nur weise Ratschläge. Alles schon dagewesen.

Was aber noch nicht dagewesen ist, ist eine solch dermaßen inkonsequente Übersetzung. Als Leser hat man sich daran gewöhnt, dass teilweise Worte aus dem Englischen nicht übersetzt werden. Was auch manchmal durchaus sinnvoll sein kann, wenn es kein adäquates Wort im Deutschen gibt. Im Fall von Yelena und die Magierin des Südens ist dies aber garantiert nicht der Fall. Selbst der Wortklang spielt hier keine Rolle. Denn was an Schmetterlingsstaub, wie auf dem Klappentext zu lesen, schlechter sein soll als Butterfly Dust, müsste jemand erklären. Und so trifft der Leser auf das Gift My Love und White Fright bei dem dann auch noch direkt die Übersetzung hinterhergeschoben wird. Warum nicht sofort „Weiße Furcht nehmen? Der Höhepunkt dieser Entwicklung ist dann erreicht, wenn in einem Satz König steht und direkt im nächsten Queen. Da führt sich die Übersetzung einfach selbst ad absurdum. Dazu kommen noch Formulierungen wie „wie aus der Pistole geschossen...“, die einfach fehlplatziert ist. Schließlich existieren in der Welt von Yelena keine Schusswaffen, woher soll diese Redewendung also kommen? Ob die Gleichsetzung eines Kampfstabes mit Streitkolben auch der Übersetzung anzulasten ist oder der Autorin, sei aber dahingestellt. Denn wer weiß, vielleicht kannte Maria V. Snyder einfach den Unterschied in der Handhabung dieser beiden Waffenarten nicht.

Alles in allem ist Yelena und die Magierin des Südens einer der schlechtmöglichsten Fälle für die Fantasy. Geschichte und Charaktere strotzen vor Klischees und die Welt ist nicht überzeugend konstruiert und verstrickt sich in Widersprüchen.


Fazit

Finger weg! Yelena und die Magierin des Südens steht für alles, was man in der Fantasy nie lesen wollte. Klischees über Klischees, eine schlecht konstruierte Welt und Charaktere, die flach, wie eine Flunder sind.


Pro & Contra

0 schönes Cover

- Charaktere Und Geschichte strotzen vor Klischees
- Übersetzung ist mehr als einmal inhomogen und misslungen
- die Welt ist angefüllt mit Anachronismen, die nicht zueinander passen
- die Logik bleibt mehr als einmal auf der Strecke, um bestimmte Punkte abzuhaken
- Begriffe wie Stationsärztin, Desinfektionsmittel, Laborratte, Gehirnwäsche

Bewertung:

Charaktere: 1,5/5
Handlung: 1,5/5
Lesespaß: 1/5
Preis/Leistung: 1,5/5


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