Oetinger (Januar 2011)
Hardcover, 431 Seiten,
ISBN: 978-3-7891-3220-9
€ 18,95 [D]
Genre: Science Fiction / Jugendbuch ab 14
Klappentext
Katniss lebt! Schwer verletzt wurde sie von den Rebellen befreut und in Distrik 13 gebracht. Allerdings ist sie damit noch lange nicht außer Lebensgefahr. Doch Katniss einziges Sorge gilt Peeta, der in den Hungerspielen sein Leben für sie gelassen hätte. Die Regierung hat ihn gefangen genommen, ihn gefoltert und seinen Willen gebrochen, um ihn als Werkzeug für ihre Zwecke zu missbrauchen. Das Ziel des Kapitols: die endgültige Vernichtung der Aufständischen. Und zu denen zählt auch Gale, Katniss treuer Freund aus Kindertagen ...
Rezension
Suzanne Collins schrieb als Drehbuchautorin für das amerikanische Kinderfernsehen und veröffentlichte nach ihrem Debüterfolg „Gregor und die graue Prophezeiung“ mit „Die Tribute von Panem“ einen dystopisch anmutende Romanreihe, der immer noch unzählige Fans verfallen. Gespannt wurde nach namhaften Auszeichnungen, dem gut gelungenen Auftakt „Tödliche Spiele“, und der grandiosen Fortsetzung „Gefährliche Liebe“, nicht nur einer hoffentlich furiosen Verfilmung entgegengefiebert, sondern ebenso dem lang ersehnten Abschluss dieser Trilogie. Eine, die von Beginn an vielversprechend zu Enden versprach.
>> Zwei Friedenswächter rennen vorbei und achten kaum auf das Mädchen aus dem Kapitol, das da an der Tür kauert und vor sich hin wimmert. Ich schlucke die Tränen hinunter, wische die, die schon heruntergekullert sind, vom Gesicht, bevor sie dort festfrieren, und reiße mich wieder zusammen. <<
Den Krallen der Arena scheinbar entgültig entkommen ist für Katniss immer noch nichts besser geworden. Denn das Wissen um Peetas Qualen macht ebenso wie die Rebellen, kaum irgendetwas leichter. Wieder wird das junge Mädchen dazu missbraucht, eine Rolle auszufüllen; wieder halten andere die Fäden in ihrer Hand. Doch Katniss gibt nicht auf; zumindest nicht ihre Familie und Freunde, die diese schreckliche Zeit irgendwie überleben sollen. Und so fügt sie sich; wird erneut hübsch gemacht und das Sinnbild der Revolution. Doch schon bald muss die Siebzehnjährige feststellen, dass nur wenig so ist, wie es scheint und das die Spiele, egal in welcher Form, niemals zu Ende sind ...
„Tödliche Spiele“ und „Gefährliche Liebe“ begeisterten. Manche mehr, andere weniger, aber im Grunde war man sich weitgehendst einig: Panem ist eine berauschende und herausragende Leselektüre der besonderen Art und nicht nur jugendlichen Lesern, die hoffentlich ein bisschen älter sind, sondern auch Erwachsenen durchaus zu empfehlen. So schien es zumindest bis zu diesem dritten und letzten Band „Flammender Zorn“. Eine Fortsetzung, die unterschiedliche Meinungen laut werden ließ. Für manche Fans war der Traum vom großen Panem-Glück ausgeträumt; das Ende schlicht zu brutal. Denn kann und darf es sein, dass diese tragische Geschichte so enden muss? So unerwartet in jeder Hinsicht, während sich der schlussendliche Abgrund vergrößert und so manch geliebten Charakter in die Tiefe reißt? Kann und darf es sein, dass die Liebe in den Hintergrund tritt; dem Krieg und der drückenden Grausamkeit weichend? Fragen über Fragen und die Antworten gestalten sich als bemerkenswert unterschiedlich; die bisher anhaltende Euphorie vieler Leser wirkt an die Grenzen getrieben. Und das vollkommen zurecht wie man schlussendlich feststellen muss. Denn Suzanne Collins setzt ihre wundervolle Geschichte mutig, eigenwillig und allem voran (tödlich) realistisch und kritisch hinterfragend fort. Krieg ist kein Spiel; zumindest wird das gerne gesagt, doch nicht zuletzt durch die sehr unterschiedlich agierenden Parteien scheint es in Panem gänzlich anders zu sein. Denn wirken die Konflikte schlicht wie ein grausames Ringen schachspielender Mächte. Zumindest mit fortschreitender Seitenanzahl. Parteien, die große Opfer in Kauf nehmen, um zu siegen. Gut und Böse, zu Beginn der Trilogie meist klar zu differenzieren, vermengen sich und schlussendlich müden die gesammelten Eindrücke in einem Meer aus Grau. Liebgewonnene Charaktere enttäuschen und andere erheben sich in der Gunst des Lesers. Suzanne Collins schafft es hierbei, ihre Geschichte noch intensiver wirken und viele Gedanken aufkommen zu lassen. Die Handlung rund um Katniss Liebesglück jedoch, die von vielen Lesern sehnlichst erwartet wurde, tritt im dritten Band mehr oder weniger in den Hintergrund. Ob der freundliche Peeta oder doch Gale schlussendlich Katniss für sich gewinnen können bleibt zwar eine zentrale Frage, doch die schlussendliche Entscheidung wird nicht dramatisch aufgebauscht; der Schwerpunkt kaum verlagert. Und diese Tatsache lässt auch den letzten Band durchaus wertvoll erscheinen. Begeisterten die letzten beiden Bände vorwiegend durch ihren Unterhaltungswert und so manch interessante Andeutungen, so schürft „Flammender Zorn“ letztendlich tiefer. Die Grausamkeiten nehmen zu und so etwas wie Rücksicht gibt es nicht. Zerstört bleiben manche Charaktere zurück, andere sterben, opfern sich und der psychische Druck erreicht zum Ende hin seinen Höhepunk; beweist die allgemeine Sinnlosigkeit eines solchen Krieges und die Natur der Menschen, jeweils noch härter zurückschlagen zu wollen. Besser wirkt schlussendlich keine Seite mehr.
Während Katniss ihre üblichen Ängste durchlebt und weiter ausgenutzt wird, Peeta gefangen ist und vollkommen zerstört wieder auf seine Gefährten trifft, und Gale beweist, wie (teils verständlich) wenig Gnade noch in ihm steckt, wird klar, wie vernichtend der dritte Band durch die Reihen der Protagonisten zieht. Und deren Entscheidungen werden schlussendlich konsequent ihrem Ende zugeführt. Suzanne Collins verzichtet hierbei auf süße Romanzen, oder einen wundervollen Sonnenuntergang, der dem Leser schlussendlich doch noch ein gutes Gefühl vermitteln würde. Im Gegenteil, die Autorin veranschaulicht etwas gänzlich anderes und die Unsicherheit des Lesers nimmt zu. Traue nur Wenigen. Verlasse dich nie auf den äußeren Schein, auch nicht auf deinen Glauben, diesen zu durchschauen und erst recht nicht auf die Güte oder das Gewissen anderer. Du wirst immer nur benutzt, so scheint die schlussendliche Moral zu sein. Eine, über die man lange nachdenken kann und zu der man Suzanne Collins, neben ihrem fesselnden Schreibstil und ihrem Talent, die Leser zu bannen und mitfiebern zu lassen, nur gratulieren kann. Denn sie blieb ihrem Weg bewundernswert treu.
Langsam, wie bei einem verletzten Tier, strecke ich die Hand aus und streiche ihm eine Haarlocke aus der Stirn. Bei meiner Berührung erstarrt er, zuckt aber nicht zurück. Also streiche ich weite sanft über sein Haar. Es ist das erste Mal seit der letzten Arena, dass ich ihn freiwillig anfasse. „Du versuchst immer noch, mich zu beschützen. Wahr oder nicht wahr?, flüsterte er. „Wahr“, antwortete ich.
(Seite 331)
Fazit
Die Tribute von Panem – Flammender Zorn überzeugt als krönender Abschluss dieser Reihe und setzt letztes die Geschichte um Katniss, Peeta, Panem und Distrikt 13 auf einem sehr brutalen, aber angemessenen Level fort. Für Jugendliche nur noch bedingt zu empfehlen, müssten vor allem viele Erwachsene mit der realistischen Umsetzung des Themas zufrieden sein. Zumindest so lange sich der Leser nichts Verträumtes erwartet hat. Denn davon ist Flammender Zorn sehr weit entfernt, glänzt jedoch durch Realismus, Kontrast und einer sehr fesslenden Revolution, die einen (im positiven Sinn) bitteren, nachdenklich machenden Nachgeschmack hinterlässt.
Pro und Kontra
+ frische & intelligente Dystopie
+ lebendig und fließend erzählt
+ merkenswerte Protagonisten
+ wunderbar eingesetzte Stilmittel
+ schlussendlich unberechenbar
+ schonungslos gut fortgesetzt
+ gelungene Wendungen
+ angenehmer Stil
+ spannend & tiefgründig
o nichts für schwache (Jugend-)Nerven
o teilweise sehr brutal und psychisch drückend
o der Kampf um Panem steht zu jederzeit im Vordergrund
- schlussendlich ein bisschen zu wenig Details
- fragwürdige Preiserhöhung
Wertung:
Handlung: 5 / 5
Charaktere: 5 / 5
Lesespaß: 5 / 5
Preis/Leistung: 4,5 / 5
Rezension zu "Die Tribute von Panem - Tödliche Spiele" (1)
Rezension zu "Die Tribute von Panem - Gefährliche Liebe" (2)