DARKNET (Daniel Suarez)

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Rowohlt Verlag (Mai 2011)
Taschenbuch
480 Seiten, EUR 9,99
ISBN: 978-3499252440
zweiter Teil eines Zweiteilers,
erster Teil: DAEMON
 

Genre: Thriller


Klappentext

Die Welt ist nur ein Spiel –
Das Überleben der Menschheit der Preis

Ein DAEMON hat die digitale Welt erobert, und wer das Internet beherrscht, beherrscht auch den Planeten. Die Menschen, die sich ihm unterordnen, erleben die Realität wie ein Computerspiel und werden mit ungeheuren Kräften ausgestattet. So gewinnt der DAEMON nach und nach immer mehr Macht jenseits der Datenströme. Und staunend erkennt die Menschheit: Vielleicht ist das die Rettung der Zivilisation.

Doch diejenigen, die bisher das Sagen hatten, wollen sich nicht kampflos entthronen lassen. Auf allen fünf Kontinenten treten Söldnerarmeen des Global Business an gegen den DAEMON. Und bald herrscht Terror in allen Ländern, brennen Städte und Dörfer, rüsten sich zwei Heere zur letzten Schlacht.

Die Fortsetzung des Bestsellers „DAEMON“


Rezension

Während sich das „Darknet“ – jenes vom Daemon ins Leben gerufene Netzwerk – immer weiter unter den Menschen auf der ganzen Welt ausbreitet, greifen auch dessen Widersacher zu immer härteren Methoden. Wo aber in Band Eins der Daemon noch ausschließlich böse war, ausschließlich zwielichtige Gestalten für seine Zwecke rekrutiert hat, scheint dies in Band Zwei wortwörtlich ins Gegenteil verkehrt. Denn plötzlich sind Mitglieder des Darknet friedliebende und aufgeschlossene Menschen, die in Kommunen leben und sich dort autark organisieren. Zu schnell und zu dick schmiert Suarez ganz plötzlich dem Leser die Bestimmung des Daemons aufs Brot:
Jene, die sich dem Darknet anschließen, können gerettet werden vor den Auswirkungen des von Sobol prognostizierten unvermeidlichen Zusammenbruchs der Weltwirtschaft – indem sie ihr altes Leben aufgeben und sich in einer der vielen Kommunen engagieren, die nicht auf Profit ausgelegt sind und daher nicht durch die zusammenbrechende Wirtschaft mit zu Boden gerissen werden. Geradezu unverhältnismäßig erscheint in diesem Zusammenhang die Gewalt des Daemons im vorangegangenen Band – vor allem, weil hierzu keinerlei authentischer Erklärungsversuch unternommen wird.

Dennoch – die Gedanken, die Suarez zu dieser von ihm erdachten „neuen Gesellschaftsordnung“ sind hochspannend, interessant und brisant. Lag der Fokus in Band Eins noch eher auf der technischen Seite, so liegt er diesmal eindeutig auf der gesellschaftlichen Entwicklung. Und hier legt Suarez fast noch mehr Genialität an den Tag – das von ihm erdachte Konzept bietet dem Leser ein kristallklares Bild einer möglichen, nicht allzu fernen Zukunft und ist durch seine Plausibilität und Nachvollziehbarkeit ein ganz besonderes Lesevergnügen. Geradezu visionär erscheinen seine Ansätze, vielerlei technologische Aspekte in dieses mit einzuflechten. Als Leser kann man nur darüber staunen, mit welcher Ideenvielfalt Suarez ein Konzept entwickelt, das überdies den Eindruck fundierter Recherche erweckt.
Natürlich bedeutet dieser Fokus auf der gesellschaftspolitische Gesichtspunkte nicht, dass die Technologie dabei in den Hintergrund tritt – denn „Darknet“ ist und bleibt ein „Cyber-Thriller“. Und als solcher weiß er mit so manchem Schmankerl durchaus auch Technik-Fans zu begeistern.

Als „Cyber-Thriller will natürlich auch die Spannungskomponente zufriedenstellend abgedeckt sein – zumal „Darknet“ sich in dieser Hinsicht an seinem Vorgänger messen lassen muss. Hierbei kommt es zwar nicht ganz an jenes atemberaubende Tempo des Vorgängers heran, hat aber nichtsdestotrotz überaus spannende Passagen – besonders jene, die den Kampf zwischen dem Darknet-Agenten „Loki“ und dem „Major“ schildern – also dem schärfsten Gegner des Darknet, der nahezu genau so fanatisch kämpft, wie Loki selbst.
Hierbei wirkt es allerdings etwas unglaubwürdig, dass die gesamte Verteidigung des Darknet von Loki allein bewerkstelligt wird, um den Eindruck der Friedlichkeit und Gewaltlosigkeit des Darknet zu erhalten. Zwar entsteht so die „coole“ Figur des ausgesonderten High-Tech-Krieger-Einzelgängers, jedoch wirkt die der Gewalt dieser Figur entgegengebrachte Ablehnung der Anhänger des Darknet etwas gekünstelt – gerade angesichts der Gewalt, auf der das gesamte Darknet letztendlich fußt.

Was „Darknet“ seinem Vorgänger dafür voraus hat, ist die Atmosphäre. Durch die wirtschaftlichen Turbulenzen, die der Daemon hervorruft – Inflation in den Vereinigten Staaten und Überschuldung von Privathaushalten – verlieren viele Bürger alles, was sie besitzen. Der so entstehende Post-apokalyptische Touch – Häuser stehen leer und Menschen leben in Camps, das Benzin ist aus – gibt dem Setting das gewisse Extra.
Überflüssig zu erwähnen, dass das Finale, auf das merklich hingearbeitet wird, furios, spannend und actiongeladen ist. Dass dann auch noch die Auflösung in Ordnung geht, rundet dieses zweibändige, wirklich außergewöhnliche Lesevergnügen, ab.


Fazit

Zwar macht Suarez von „Daemon“ zu „Darknet“ einen recht deutlichen Sprung, mit dem er sich vor allem ausstehende Erklärungen erleichtert – trotzdem kann „Darknet“ durch visionäre Ideen, Spannung, Action und Nachdenklichkeit punkten und wird so seinem Vorgänger gerecht.


Pro & Kontra

+ Ideen zur gesellschaftlichen Entwicklung
+ technische Details
+ spannend
+ Atmosphäre

- Bestimmung des Daemons anfänglich unglaubwürdig
- teilweise zu dick aufgetragen

Wertung: alt

Handlung: 4/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5


Rezension zu "Kill Decision"