Verlag: Piper (April 2011)
Broschiert: 556 Seiten; 16,95 €
ISBN-13: 978-3492701884
Genre: Fantasy
Klappentext
Das Finale der Bestseller-Serie um „Die Chroniken von Siala“
Die erfolgreichste russische Fantasyserie seit „Wächter der Nacht“ findet ihren spektakulären Abschluss: Im Kampf gegen die dunklen Armeen des Unaussprechlichen müssen Garret und seine Gefährten in das unterirdische Labyrinth vordringen. Doch der Weg ist voller Gefahren und todbringender Überraschungen.
Rezension
Meisterdieb Garret erreicht mit seinen Gefährten den Wald von Sagraba. Es ist nicht mehr weit bis nach Hrad Spine und damit der Erfüllung seines Kontraktes. Doch schon der Weg hinein in die Wälder gestaltet sich schwieriger als gedacht. Orks, ein geheimnisvoller Orden, dem auch Vampire und andere Geschöpfe angehören und der das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse wahren will, und verschiedene Wesen machen den „Wilden Herzen“ das Leben schwer. Zudem sind sie längst nicht mehr so schlagkräftig, haben sie doch schon so manchen Gefährten verloren. Dennoch erreichen sie das Zugangstor zur Totenstadt und Garret macht sich allein auf, das Horn des Regenbogens zu beschaffen, bevor der Unaussprechliche Siala überrennt. Er dringt in Hrad Spine ein und was ihn dort erwartet, stellt ihn vor die größte Herausforderung seines Lebens. Dabei sind die allgegenwärtigen Untoten noch das kleinste Problem. Die, von den Elfen und Orks geschaffenen, Fallen bringen ihm mehr als einmal fast den Tod und dann ist da noch die Dienerin des „Herrn“, die auch großes Interesse an dem Horn hat. Aber auch nach verlassen des Labyrinths hören die Schwierigkeiten nicht auf, in deren Verlauf Garret eine ganz besondere Bekanntschaft und überraschende Entdeckungen über eine der Hauptfiguren macht.
Ein weiteres Mal schließt Alexey Pehov direkt an seinen Vorgängerroman, Schattenstürmer, an, so dass man als Leser die Reise der Charaktere begleitet und auf kein Detail davon verzichten muss. Und das ist wieder einmal gut so. Denn dadurch zittert und leidet man mit ihnen mit, wie es sonst schwer möglich wäre. Manch ein Autor hätte den Weg durch den Wald Sagrabas abgekürzt, um zum Haupthandlungsort Hrad Spine zu gelangen und damit auch den Grauen Orden außen vorgelassen. Doch gerade die Kleinigkeiten auf diesem Weg und die Nebenschauplätze lassen Schattentänzer in Sachen Atmosphäre aus dem Fantasyeinerlei herausstechen. Nach wie vor schreckt Pehov nicht davor zurück Charaktere zu töten oder aus dem Spiel zu nehmen. Dabei sind es nicht immer weltumspannende Ereignisse, die als Grund dafür herhalten müssen.
Höhepunkt sind mit Sicherheit die Ereignisse in Hrad Spine. Garret schlägt sich ganz allein durch dieses Labyrinth und kommentiert alles, was ihm begegnet, in seiner unvergleichlichen, beißenden Art. Selbst in großen Gefahrensituationen verliert er nicht seinen Sarkasmus. Und wenn er dann vor einem der Diener des Herrn steht und mit ihm verhandelt, ist das eine grandiose Szene mit viel unterschwelligen Humor und Zynimus. Trotzdem verkommt Schattentänzer nicht zu einer Komödie, immer spürt man die Bedrohung, die in den Hallen herrscht und Pehov treibt Garret immer wieder auf kreative Weise in Gefahr. Teilweise wirkt die Reise des Meisterdiebes durch das Labyrinth wie einem Indiana Jones-Film entnommen. Was durchaus positiv gemeint ist. Allein für die Beschaffung des Horns ist das Buch lesenswert. Aber Pehov hat noch mehr zu bieten. Denn mit dem Verlassen Hrad Spines beginnen erst die Schwierigkeiten. Der Krieg gegen die Orks ist ausgebrochen und Garret und seine Begleiter müssen durch Kriegsgebiet reisen, um ihren Auftrag zu erfüllen. Erschwert wird diese Aufgabe durch das Wissen um den „Spieler“ der auch Interesse an dem Horn hat, um seinen Herrn zu dienen.
Erst im Nachhinein, wenn man den Roman rekapituliert, merkt man wieviel Alexey Pehov im Hintergrund ablaufen lässt. Er hat seine Welt auf sehr solide Füße gestellt, die zudem überaus kreativ sind. Die ganze Handlung um den Herrn, den Spieler und die Schattentänzer, die Weltenschöpfer sind, zeugt von viel Phantasie und einem gut durchdachten Konzept für die Welt Sialas. Auch wenn manches erst schwer zu durchschauen ist, fügt sich am Ende alles zusammen. Glücklicherweise macht Pehov nicht den Fehler, Garret im Verlauf des Buches allmächtig werden zu lassen. Möglich wäre es gewesen, aber es hätte nicht zu dessen Charakter gepasst. Der Meisterdieb entwickelt sich zwar weiter, aber im Grunde bleibt er Garret und mutiert nicht zum Superhelden, der nur noch an das Gute denkt. So zerstört Alexey Pehov nicht den cleveren Aufbau seiner Geschichte und seiner Figuren. Die Figuren sind sowieso ein großer Pluspunkt der gesamten Chroniken von Siala. Ob es nun Garret, Kli Kli oder Mylord Ratte ist. Alle haben Ecken und Kanten und verhalten sich wie Menschen, was das Buch erfrischend und leicht wirken lässt. Und wer hätte gedacht, dass ein Gnom und ein Zwerg Freunde sein könnten?
Wie ein kleiner Wirbelwind ist Alexey Pehov in seinen Chroniken von Siala durch die Fantasy gefegt, hat mit Klischees gespielt und sie auf den Kopf gestellt und dabei eine gut durchdachte und unterhaltsame Geschichte erzählt, die leider in Schattentänzer vorerst ihr Ende findet. Vielleicht sieht man Garret und Kli Kli mal wieder, zu wünschen wäre es
Fazit
Der Abschluss der Chroniken von Siala hält mühelos das hohe Niveau seiner Vorgänger und unterhält bestens. Garret, Deler und die restlichen Wilden Herzen sind eine Truppe, der man gerne bei der Arbeit zu sieht. Wer noch keins der Bücher von Alexey Pehov gelesen hat, sollte dies schnellstens nachholen.
Pro & Contra
+ hohes Tempo und doch eine komplexe Geschichte
+ Glo Glo
+ Beziehungen innerhalb der Gruppe
+ die Geschichte wird nicht breit getreten, sondern bekommt genau soviel Platz, wie sie braucht
Bewertung:
Charaktere: 5/5
Handlung: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4,5/5
Interview mit Alexey Pehov (August 2017)
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Alexey Pehov:
Rezension zu Schattenwanderer
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Rezension zu Schwarzer Dolch
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