Rezensionen im Mai (2011)

Liebe LeserInnen,

der Wonnemonat Mai ist vorüber und hat uns nicht nur sonnenreiche Tage beschert, sondern bot somit auch jede Menge Zeit für ausgedehnte Leseabende auf dem Balkon. Auch das Redaktionsteam hat sich trotz des schönen Wetters nicht davon abbringen lassen, zahlreiche Bücher für euch zu lesen und zu rezensieren. In gewohnter Manier gibt es deshalb heute wieder einmal den monatlichen Rückblick, der euch nochmals auf die wichtigsten von uns besprochenen Titel in den vergangenen 31 Tagen aufmerksam machen soll.



Belletristik

“Fremde Schwestern“ von Renate Ahrens ist ein berührendes Buch, das mit klarer, schnörkelloser Sprache und sanfter Präzision genau dorthin trifft, wo es weh tut. Man holt tief Luft, nachdem man es gelesen hat; es ist, als habe man stundenlang einer Bekannten zugehört, die ihre schwierige Lebensgeschichte erzählt hat, ohne sich selbst oder andere Beteiligte zu schonen. Man wird sie nicht so leicht wieder vergessen, Franka, Lydia und die kleine Merle. Und man wird zukünftig wohl ein irgendwie wehmütiges Gefühl verspüren, wenn man an Indien denkt …

Mit “Please don't hate me“ liegt ein beeindruckender Jugendroman vor, der nicht nur Tiefgang aufweisen kann, sondern auch ein wichtiges Zeugnis über die Bedeutung von Freundschaft und Familie darstellt. A. S. King greift wichtige Themen auf und zeigt, dass es immer verschiedene Wege für den Umgang mit schwierigen Situationen gibt.

Dark Fantasy

“Scherbenmond“ von Bettina Belitz ist wesentlich düsterer und dramatischer als sein Vorgänger. Man muss etwas Geduld mit Ellie haben und wird dafür mit einigen wundervollen Passagen belohnt. Dark Fantasy mit dem gewissen Etwas, das kleine Patzer verzeihen lässt.

“Hexenseelen“ ist beinahe auf ganzer Linie eine kleine Sensation! Olga A. Krouk besticht mit mehr Mut zu Handlung, einer dramatischen Auflösung ihrer Handlungsstränge und mit viel Spannung sowie unerwarteten Überraschungen. So besonders, so vielfältig und so wunderbar einzigartig kann eine nicht ganz untypische Dark Fantasy sein, die immer noch ihren eigenen Charme besitzt und schlicht und einfach, in diesem letzten Band, vollständig zu überzeugen versteht. Für Fans der Trilogie ein Muss und für alle anderen ein Grund, sich doch noch die Vorgänger dieses Romans zu Gemüte zu führen!

Fantasy

Der Abschluss der Chroniken von Siala “Schattentänzer“ hält mühelos das hohe Niveau seiner Vorgänger und unterhält bestens. Garret, Deler und die restlichen Wilden Herzen sind eine Truppe, der man gerne bei der Arbeit zu sieht. Wer noch keins der Bücher von Alexey Pehov gelesen hat, sollte dies schnellstens nachholen.

Mit “Die Messertänzerin“ bietet Susanne Rauchhaus eine wunderbare Alternative und einen begrüßenswerten Gegenpart zu so manch anderem Jugendbuch. Etwas verträumt, niemals ausufernd und zu jederzeit spannend, lässt sie den Leser eine beachtenswerte Geschichte verfolgen, die begeistern kann, auch wenn sie keine von Überzeichnungen gesättigte Höhenflüge beschert. Und das ist auch gut so. Denn dieser Roman ist was er ist: ein empfehlenswertes Jugendbuch das gelesen werden will und sich vor allem an seiner Zielgruppe orientiert. – Und diese Tatsache gefällt ungemein!

Science Fiction

Die vielen guten und vielversprechenden Ansätze in “Die Plage“verwässern sich zu einem Allerweltsplot, zudem wird die Spannung durch einen sehr langatmigen Stil und der Vorhersehbarkeit der Ereignisse systematisch abgetötet. Ein Buch mit viel Potential, aus dem Charlie Huston sehr viel mehr hätte machen können.

Eine gefällig aufbereitete Story, die sich glattgeschliffen und ohne größeren Tiefgang präsentiert. “Die Mauern des Universums“ von Paul Melko bietet zwar keine außergewöhnliche, dafür aber solide Unterhaltung für Leser, die nicht mehr und nicht weniger verlangen und ein paar entspannende Lesestunden genießen möchten.

Thriller

Blutig, detailreich, schockierend und ohne Rücksicht auf schwache Gemüter – schon auf den ersten Seiten nimmt “Akt der Liebe“ den Leser vollends gefangen. Einzigartig in seiner Schreibe trägt Joe R. Lansdale völlig zu Recht den Titel des Vorreiters im Genre des Psychothrillers – damals wie heute setzt er ein Zeichen und lässt verstörte Leser zurück. Eine absolute Leseempfehlung für alle, die Grenzen überschreiten möchten.

Zwar macht Daniel Suarez von “Daemon“ zu “Darknet“ einen recht deutlichen Sprung, mit dem er sich vor allem ausstehende Erklärungen erleichtert – trotzdem kann “Darknet“ durch visionäre Ideen, Spannung, Action und Nachdenklichkeit punkten und wird so seinem Vorgänger gerecht.

Krimi

Kathy Reichs begibt sich in die Jugendliteratur mit einem interessanten Fall an einem außergewöhnlichen Schauplatz. Leben wie im Paradies, actionreich und trotzdem langweilig, außergewöhnlich für Außenstehende aber völlig normal für die Einheimischen, ungewöhnliche Einblicke in ein Stück Amerika. Als Erwachsener sollte man allerdings beim Lesen nie aus den Augen verlieren, dass die Geschichte in Virals – Tote können nicht mehr reden für Jugendliche konzipiert wurde, wer das nicht vergisst, wird Gefallen an ihr finden. Mit Tempe Brennan hat es nichts zu tun – aber eine ungewöhnliche Form, um die forensische Thematik einem neuen Publikum nahe zu bringen. Freundschaft, Abenteuer, Südstaateneleganz und geheime Versuche sind die Gewürze in dieser leicht zu lesenden Geschichte.

Manga / Comic

“Leichenschmaus" ist ein witziges und sehr eigenwilliges Debüt von Layman und Guillory, das vor allem zeichnerisch hervorsticht und aufgrund der wahnwitzigen Charaktere im Gedächtnis bleibt. Ein toller Comic, der aber noch einigen Raum nach oben freilässt.

“Ria – Same der Hoffnung“ von Thorsten Kiecker, Mary und Fred Pullin ist ein gelungener Reihenauftakt, der vor allem mit seiner gleichermaßen düsteren wie farbenfrohen Atmosphäre überzeugt. Traumhafte Bilder begleiten eine spannende Story, die jede Menge Potential besitzt. Bleibt zu hoffen, dass dieses sich in den nächsten Bänden entfalten kann!

Sachbuch

Insgesamt gelingt es Gabor Steingart mit “Das Ende der Normalität“ , in klarer, schlichter Sprache und teilweise auf höchst amüsante Art, unser modernes Unbehagen zu analysieren, auf seine Ursachen zurück zu führen und sogar einen Lösungsweg anzubieten. Man wünscht sich viele Leser für dieses wichtige, verständnisvolle und Mut machende Buch.

Unterhaltsam und kurzweilig, aber auch manches Mal zu eingeschränkt in seiner Sicht, berichtet Alexander Marguier von den Gefahren, die in der Welt auf den Menschen lauern. Für ein paar vergnügliche Lesestunden ist das “Lexikon der Gefahren“aber bestens geeignet.



Nun gilt es, auch den Juni abwechslungsreich und interessant zu gestalten. Das Team hat es sich schon wieder inmitten der nahezu haushohen Bücherstapel bequem gemacht und freut sich darauf, euch möglichst bald mit neuen Buchbesprechungen versorgen zu können. Für alle, die nicht warten mögen, steht wie immer unsere Übersicht zur Verfügung.

Viel Spaß beim Stöbern, Lesen und anschließenden Kaufen
wünscht euch
euer Literatopia-Team