Volk der Verbannten (Ange Guéro)

Verlag Random House (Juli 2010)
Taschenbuch, 478 Seiten, 12,95 €
ISBN 978-3-7645-3060-0

Genre: Fantasy


Klappentext

Marikani, die junge Königin von Harabec, ist die einzige Hoffnung für das Türkisvolk, das vor Jahrtausenden von den Göttern verflucht wurde und seither ein Leben in Knechtschaft führt. Denn es geht das Gerücht um, Marikani sei die Inkarnation von Ayesha, die Göttin, die über die Sterne gebietet und ihren verfluchten Kindern die Freiheit zurückgeben wird.
Jetzt sammeln sich immer mehr Sklaven um Marikani in der Hoffnung, dass die junge Königin die prophezeite Befreierin ist. Doch selbst der ehemalige Sklave Arekh, der sie stets unterstützt hat, wurde von ihr getrennt. Nun steht Marikani allein vor der schwersten Entscheidung ihres Lebens. Kann sie den Krieg, den sie durch ihre Bestimmung ausgelöst hat, beenden? Wie kann sie ihn gewinnen? Und wird Arekh ihr in der Stunde der größten Not beistehen?


Rezension

Mit „Volk der Verbannten“, dem dritten Band der Legende von Ayesha, wird die Trilogie zum Abschluss gebracht.

Nach dem dramatischen Ende des zweiten Bandes finden sich die Hauptpersonen nun voneinander getrennt wieder. Non’iama, das kleine Mädchen, dessen Arekh sich angenommen hatte, verliert die anderen und muss sich alleine durchschlagen. Als ehemalige Sklavin hat sie es nicht leicht, unbeschadet voran zu kommen. Sie erlebt hautnah, was das Erlöschen der Rune der Knechtschaft bei den Menschen auslöst. Sie erlebt grausame Verfolgung der Sklaven ebenso, wie Menschen, die versuchen ihre Sklaven zu beschützen. Die Begegnung mit den Kriegern der Invasorenarmee, den Sakas, wird für sie zum Schlüsselerlebnis.
Arekh und die schwangere Lionor geraten in die Fänge der Seelenleser und müssen Gefangenschaft und Folter erleiden. Aus diesen Qualen entsteht eine Schicksalsgemeinschaft, die ihre gegenseitige Abneigung überwindet. Während Lionor von der Sorge um ihr neugeborenes Baby zerfressen wird, versucht Arekh einen Weg für ihr Überleben zu finden.
Marakani findet sich plötzlich an der Spitze eines Heeres von geflohenen Sklaven wieder, die alle Hoffnung in „ihre“ Göttin setzen. Was als kleine Gruppe begann, wächst rasch zu einem ganzen Volk heimatloser Menschen an, für die sie plötzlich die Verantwortung hat. Eine Verantwortung, von der sie nicht weiß, ob sie ihr gewachsen ist. Sie muss für diese Menschen eine Zukunft schaffen.
Und um diese Einzelschicksale herum tobt im ganzen Land ein Krieg, der droht die alten Reiche zu verschlingen. Die Sakas sind eingefallen und überrennen Armeen und Städte.

Im Verlauf der Erzählung geraten alle Protagonisten in ausweglose Situationen und sind gezwungen schwerwiegende Entscheidungen zu treffen. Nach vielen Prüfungen und Qualen kreuzen sich ihre Wege wieder. Arekh muss entscheiden, ob er zu Marikani stehen will. Marikani muss entscheiden, ob sie ihre Rolle als Oberhaupt des Türkisvolkes, ja als Göttin, annehmen will. Lionor muss mit den Wunden die ihr geschlagen wurden fertig werden und einen neuen Platz im Leben finden. Non’iama entdeckt für sich eine eigene Zukunft. Auch Marakanis einstiger Gemahl Harrakin wird vor große und weitreichende Entscheidungen gestellt.

Gekonnt verdichten sich im letzten Band die Handlungsstränge. Am Ende laufen alle Fäden zusammen und es stellt sich heraus, dass die Schicksale aller untrennbar miteinander verbunden sind. Durch den ständigen Wechsel der Erzählperspektive zwischen den einzelnen Personen wird gekonnt Spannung erzeugt. Der Leser fühlt sich von den Erlebnissen der Menschen gefangen, taucht ein in die Situationen und hofft und bangt mit ihnen. Sehr bildhaft werden die psychischen Qualen der Folter geschildert, die Hoffnungslosigkeit die Arekh und Lionor erfahren. Der Leser wird nur zu leicht Teil der Erzählung und versucht für die Probleme des Türkisvolkes gemeinsam mit Marakani eine Lösung zu finden. Aber er gewinnt auch tiefen Einblick in die Motive der „Feinde“ und ist sich auf einmal gar nicht mehr so sicher, auf welcher Seite er eigentlich steht.
Das Ende bildet einen stimmigen Schlusspunkt der Trilogie. Und das Autorengespann widersteht gekonnt der Versuchung, ins kitschige abzufallen.

Gesamt betrachtet bietet „Die Legende von Ayesha“ Fantasyunterhaltung für Leser, denen es mehr auf die Personen und ihre Entwicklung im Lauf der Erzählung ankommt als auf die Konstellationen von fremden Welten, Kriege und Landkarten.


Fazit

Die Erzählung wurde über die drei Bände gekonnt weiter entwickelt. Mit jedem Band gewann die Geschichte an Dramatik aber auch an Düsternis. Man könnte sagen, sie wurde immer erwachsener. Auch dieser Band war hochspannend und hatte ein schlüssiges Ende. Gekonntes Lesevergnügen. Eine Fantasyerzählung bei der die Charaktere eindeutig im Vordergrund stehen.


Pro & Contra

+ Spannend und dicht erzählt
+ gut und flüssig zu lesen
+ große philosophische Grundsatzfragen werden aufgeworfen
+ überraschend und unterhaltsam
+ stimmiges Ende

- einfach nichts

Bewertung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5