Das Lied der Banshee (Janika Nowak)

PAN Verlag (Januar 2011)
Hardcover mit Schutzumschlag
Seiten: 480, 14,99 EUR [D]
ISBN: 978-3-4262-8339-4

Genre: Fantasy


Klappentext

Aileen ist siebzehn Jahre alt und führt ein ganz normales Leben. Das ändert sich schlagartig, als sie eines Abends von vier bulligen Kerlen überfallen wird. Irgendwie übersteht sie die Situation unbeschadet – nur wie? Hat es etwas mit diesem merkwürdigen Schrei zu tun, den sie instinktiv ausgestoßen hat? Am liebsten würde Aileen die ganze Sache vergessen, doch weder ihre unverwüstliche Sturheit noch ihre frechen Sprüche können verhindern, dass sie sich plötzlich in einer Welt voller Magie und Gefahr wiederfindet …


Rezension

Aileen ist kein typisches, aber ein normales Mädchen, das eine Tischlerlehre macht und in ihren Kollegen Thomas verschossen ist, auch wenn sie sich das nicht eingestehen will. Das einzige was sie an sich seltsam findet, sind ihre immer heller werdenden Augen und Haare. Ihr Leben soll sich aber jäh ändern, als sie nach einem Konzert von einer Gruppe aus Schlägern angegriffen wird, die sie töten wollen. Die einzige Rettung ist ein tief in ihr verankerter, instinktiver Schrei, der alles um sie herum zerstört und sie aus der lebensbedrohenden Situation rettet. Schnell begreift sie, dass sie anders ist, spätestens nachdem sie am Tag darauf von menschenähnlichen Vögeln angegriffen wird. Doch das ist erst der Anfang einer langen Reise quer durch Europa mit unglaublichen Abenteuern.

Das Lied der Banshee ist gespickt mit mystischen Wesen aus europäischen und japanischen Sagen. Janika Nowak hat hier sehr gut recherchiert und eine Vielzahl bekannter aber auch weniger bekannter fantastischer Wesen in ihre Geschichte gebracht. Doch alles dreht sich um die Art der Banshees. Aileen ist die letzte der Todesfeen, die den nahenden Tod eines Menschen besingen. Dieser kann nur von den Angehörigen, nicht aber von den Sterbenden gehört werden. Zudem sind sie in der Lage, sich mit ihrem Schrei zu schützen und notfalls zu töten. Doch nicht nur die Banshees haben außerordentliche Fähigkeiten. Auf ihrer Reise trifft sie auf Wassermänner, Nymphen, Lamien, Satyre, Oni und viele mehr. Hier hat es die Autorin allerdings zu gut gemeint, denn manchmal ist weniger einfach mehr. Diese Massen an unterschiedlichen Gattungen erscheinen am Anfang sehr erstaunlich, doch schafft es die Autorin hier nicht, in die Tiefe zu gehen und liefert meist nur oberflächliche Erklärungen.

Ähnlich verhält es sich mit den Charakteren. Trotz des großen Potentials der Geschichte, hapert es an der Umsetzung. Aileen ist eigentlich ein gut durchdachter und netter Charakter, zumal sie nicht dem normalen Bild eines Mädchens entspricht. Sie macht eine Lehre in einer Schreinerei und legt nicht besonders viel wert auf angesagte Kleidung und Schminke. Außerdem hat sie immer einen lockeren Spruch auf den Lippen, der nur so vor Sarkasmus trieft. Aber schon nach kurzer Zeit beginnt sie, einen zu nerven. Sie ist das pubertierende Mädchen par excellence. Ständig ist man ihren schlechten Launen ausgesetzt, sie ist aufbrausen, unbedacht, schnell verletzend und naiv. Und auch ihre Verliebtheit zu Thomas will sie sich nicht eingestehen, was zu einem ewigen, langatmigen Hin und Her führt. Aufgefrischt wird das Ganze mir viel Witz durch das Dreiergespann Macius, einem Wassermann, Aiko, einer japanischen Oni und Pheme, einer Sirene oder auch Nympe, was ständig im Buch gemischt wird. Sie nehmen sich Aileen und Thomas an und unterrichten sie in Kampfkunst und Magie. Leider führt die Erzählung aus der Sicht Aileens dazu, dass alle anderen Charaktere untergehen. Janika Nowak gelang es nicht, ihnen die nötige Tiefe zu geben, die der Geschichte etwas mehr Pepp und Abwechslung gegeben hätte.

Aber diese Blässe zieht sich durch das ganze Buch. Nach einem viel versprechenden Prolog beginnt die Geschichte erst holprig, was sich aber recht schnell legt. Um dann Spannung zu erzeugen, hetzt die Autorin nun von Szene zu Szene und bewirkt damit das Gegenteil des ursprünglich Gewollten. Der Leser bekommt keinerlei Verschnaufpausen und tiefer gehende Erklärungen fehlen, die dann mit „das ist halt so“ abgefrühstückt werden. Außerdem ist es erstaunlich und unrealistisch zugleich, wie schnell sich Thomas und Aileen ihre neue Bestimmung ergeben und scheinbar ohne mit der Wimper zu zucken, ihr altes Leben aufgehen.

Ein absoluter Pluspunkt, ist das schön gestaltete Cover und die Zeichnungen von Nina Nowaki passend zu den jeweiligen Geschehnissen im Buch. Der Leser kann sich so besser in die Situationen hineinversetzen und es überläuft einen der ein oder andere Schauer bei besonders gruseligen Darstellungen. Alles in allem stellt das Buch ein echtes Schmuckstück im Regal dar.


Fazit

Für einen netten Zeitvertreib ohne große Erwartung ist Das Lied der Banshee sehr gut geeignet. Das Buch ist auf jüngere Leser ausgelegt und erfahrene Leser dieses Genres mit einem gewissen Anspruch, sollten sich auf eine versucht spannnende Story gefasst machen, die unterm Strich nicht befriedigt.

Pro und Kontra


+ unterschiedlichste Mythenwesen
+ vielseitige Charaktere
+ tolle Illustrationen
+ Grundidee verspricht viel

- Spannungsverlust durch zu viel Hektik
- anstrengende Protagonistin
- zu wenig Informationen
- Nebencharaktere bleiben blass

Beurteilung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5