Hexentöchter (Mona Vara)

Heyne (Juni 2011)
Taschenbuch; 396 Seiten
7,99 EUR [D]
ISBN: 978-3-453-77264-9

Genre: Dark Fantasy


Klappentext

Die unerschrockene Charlie sucht ihren Bruder Theo in der Londoner Unterwelt. Dort begegnet sie dem mysteriösen Lord Veilbrook, der so viel macht zu haben scheint, dass ihn selbst die Vampire und Geschöpfe der Nacht fürchten. Veilbrook bietet Charlie seine Hilfe an – unter einer Bedienung: Die schöne junge Frau muss zwei Wochen als seine Mätresse mit ihm leben ...


Rezension

Mona Vara wurde in Wien geboren und absolvierte dort ihre Ausbildung als Übersetzerin. Nach zahlreichen Romanen zählt sie inzwischen zu den bekanntesten deutschen Autorinnen erotischer sowie (über)sinnlicher Literatur und präsentiert nun mit Hexentöchter ihren ersten Roman im beliebten Heyne Verlag. Eine Geschichte voller Düsternis, Erotik und dunkler Leidenschaft.

>> Nachdem der Schmerz des Verlustes und das Gefühl ausgekosteter Rache verebbt waren, hatte ihn die Neugier weitergetrieben. Der Reiz, Neues zu sehen und zu erforschen. Er wusste nicht, wie lange er durch das Land gezogen war. Es mussten viele Jahr gewesen sein. Jahrzehnte? Vielleicht ein ganzes Jahrhundert. Oder auch zwei. <<

Im London des 19. Jahrhunderts ist nichts so wie es sein soll. Zumindest, wenn man Charlie fragen möchte. Denn gefährliche Wesen beherrschen die Nacht und auch ihr Bruder Theo ist nun einer von ihnen: Ein Vampir. Mutig, wie Charlie nun eben ist, begibt sie sich auf die Suche, um ihn vor dem Schlimmsten zu bewahren, doch in den Straßen Londons gibt es noch gänzlich andere Gefahren. Gefährliche Wesen, die durch die dunklen Gassen treiben. Und eines dieser Wesen ist Lord Veilbrook. Ein Mann, den das Leben inzwischen zu oft gelangweilt hat und der in Charlie seine neue Beute sieht. Er möchte das schöne Mädchen verführen, um sie dann wieder fallen zu lassen; sich dem nächsten Abendteuer zuwendend. Doch diesen Plan hat er ohne sein Herz gefasst ...


Erotische Vampirromane sind eine Sache für sich. Denn mögen bisher noch so viele gedruckt worden sein, so schaffen es manche Autoren immer wieder dieser inzwischen alt gewordenen Vorlage neue Facetten abzugewinnen. Ob ausufernde Erotik, schillernde Darstellungen oder aber sinnlich unerfülltes Verlangen für jeden Geschmack scheint etwas dabei. Und Mona Vara gelingt es sehr gut sich zwischen dem vielfältigen oder aber auch langweiligen Auf und Ab des Genres ein schönes Plätzchen zu ergattern. Sie bezaubert, verführt und beweist Mut. Denn Hexentöchter ist eine etwas gewagte Mischung aus Liebesroman, düstere Romantik, aber vor allem härter angehauchten Liebesspielen. Und so liest man nicht nur von Charlies eigener Vergangenheit, nein, auch das Liebesleben ihrer Tante wird präsentiert. Eines, das den Leser vorerst einmal kräftig schlucken lässt. Fesselspiele und sinnleere Drohungen bestimmten Tante Hagas Alltag im hauseigenem Bordell. Sie spielt gerne mit ihrem freizügigen Dämon Angelo und zieht sich manchmal auch in den Keller zu den härteren Spielsachen zurück; bleibt auf ihre eigene Art jedoch liebevoll. Charlie hingegen, die gemeinsam mit ihrem Bruder bei ihrer Tante untergeschlüpft ist, gefällt dieses Treiben ganz und gar nicht. Sie möchte nicht willig in den Armen fremder Männer liegen; kann noch nicht mal wirklich küssen. Stattdessen vertreibt sich das Mädchen ihre Zeit damit, sich um ihren Bruder zu Sorgen. Allein irrt sie durch die Stadt und Mona Vara beweist in diesem Punkt ein bewundernswertes Talent der Umgebung eine glaubwürdige Atmosphäre zu verleihen, ihr Leben einzuhauchen. Denn schnell ist der Leser verliebt in das so finster gezeichnete London. Düster, dunkel, schmutzig und geheimnisvoll. Schatten, fahles Laternenlicht und Lord Cyrill Veilbrook beeindrucken den Leser von Beginn an. Cyrill mag zwar der typische Schönling sein, ist jedoch düsterer gezeichnet als so manch anderer seiner Genre-Kollegen. Er ist beeindruckend und kompromisslos. Ab und an sieht sich der Leser gezwungen den Kopf zu schütteln über so viel (vorgetäuschte, und) unmenschliche Gleichgültigkeit; gekleidet in gute Manieren und wohlfeinen Stoff. Durch Drohungen und dem zweckführenden Anbieten seiner Hilfe bringt er Charlie schlussendlich dazu, auf seinen Vorschlag einzugehen und sich von ihm Verführen zu lassen. Doch was für Veilbrook als ein gewöhnliches Spiel beginnt, ufert schlussendlich in ein munteres Geplänkel aus. Widerborstigkeit, die er – wie so viele dieser Traummänner – alles andere als erwartet hat.

Und von diesem Moment an geht es, leider im wahrsten Sinne des Wortes, rund. Die Handlung kreiselt, kommt nur wenig voran und so gilt es erst Charlies Bruder zu retten, dann Veilbrook als Bedrohung anzusehen sowie Charlies langsam erwachenden Gefühlen zu verfolgen. Beide haben bald (wenig überraschend) eine gewisse Zuneigung zu einander gefasst. Eine, die überzeugt und genau dieser Umstand ist das Schönste an Mona Varas Roman. Er lässt sich Zeit, hastet nicht durch Action und bleibt damit hinter Kombination manch anderer paaranormalen Größen zurück. Dennoch bereut man das Lesen nicht. Charlie mag zwar ein bisschen zu typisch und Lord Veilbrook ein bisschen zu schnell verändert sein, doch beobachtet man beide sehr gern und begrüßt den Humor der Autorin, den sie in so manchem Dialog zu beweisen versteht. Ihr Stil ist durchweg gelungen, ihre Sprache zumeist schlicht, jedoch ebenso zweckführend wie die eingebrachte Erotik. Mona Vara hat ihre erotischen Spiele, entgegen dem Ersteindruck, schlussendlich doch nicht in den Vordergrund gestellt, beweist aber erfrischende Abwechslung und Wandlungsfähigkeit. Und dieser Gedanke tröstet, ebenso gelungen wie die kurzatmige Liebesgeschichte von Haga und Angelo, schlussendlich auch ein bisschen über das schwache Ende hinweg.

Er war noch dort. Allerdings hatte man die Frau schon längst zu Boden geworfen. Ihre lebloser Körper wirkte fast durchsichtig weiß. Nur noch einige Schliere von Blut zeugten von dem, was mit ihr geschehen war. Charlie erschauerte. Sie blieb stehen und sah auf Theo. Sein Mund war verschmiert, das ehemals weiße Hemd hatte große, leuchtend rote Flecken.

(Seite 120)


Fazit

Hexentöchter von Mona Vara bietet leichte Unterhaltung für Zwischendurch und, zumindest sofern man über kleinere Schwächen hinwegsehen kann, das gekonnt. Leser die einmal wieder abschalten wollen sind hier besonders richtig und werden sich durch die geglückte Atmosphäre und dem munteren Zusammenspiel der Protagonisten (zwischen Wortwitz und Romantik) wunderbar unterhalten fühlen.


Pro und Kontra

+ liebeswerte Protagonisten
+ lockerer & flüssiger Stil
+ nette Liebesgeschichte
+ wunderbare Atmosphäre

o weniger erotisch dafür abwechslungsreich / ein bisschen härter
o leichte Unterhaltung für Zwischendurch
 

- unwürdiger Gegenspieler
- Grundhandlung zu simpel
- Lord Veilbrooks Entwicklung etwas zu übergangslos

Bewertung:

Handlung: 2,5 / 5
Charaktere: 4 / 5
Lesespaß: 4 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5

Tags: Vampire, Hexen