Der letzte Einsatz (Noah Boyd)



Rowohlt Verlag (Mai 2011)
Taschenbuch, 416 Seiten, EUR 8,99
978-3499255946

Genre: Thriller


Klappentext

Der Feind im System

Ein perfider Serienkiller spielt ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel mit dem FBI. Seine Opfer: prominente Kritiker der mächtigen Behörde. Sein Ziel: Das FBI selbst soll in Verdacht geraten. Der Mörder verlangt eine Million Dollar, sonst werde es weitere Opfer geben. Doch die Geldübergabe entpuppt sich als tödliche Falle. Hat das FBI einen Verräter in den eigenen Reihen?

Steve Vail war lange Jahre der beste Mann des FBI. Bis der überzeugte Einzelkämpfer seinen Vorgesetzten zu unbequem wurde. Doch nun ist er ihre einzige Hoffnung. Kann er die Morde stoppen?


Rezension

Deutlich ist seinem Debütroman anzumerken, dass Noah Boyd vom Fach ist: Als ehemaliger Mitarbeiter des FBI hat er einzigartige Möglichkeiten, dessen Arbeitsweise authentisch und fundiert darzustellen - und genau das zeichnet diesen Roman auch tatsächlich aus.

Dabei ist der Fall, um den sich die Geschichte dreht, alles andere als so einfach gelagert, wie es anfangs den Anschein hat. Auf clevere Weise lässt Boyd die Handlung immer wieder Haken schlagen, die den Leser verblüffen, im gleichen Moment aber logisch und schlüssig erscheinen. Besonders wohltuend tritt das bei Gegebenheiten in Erscheinung, die sich scheinbar (zu) einfach auflösen und die man trotzdem nicht hinterfragt – einfach weil es in Thrillern standardmäßig so zuzugehen scheint. Dass es indes auch anders geht, zeigt Boyd gekonnt - die so entstehende erfrischende Abwechslung wird unterstützt durch ein angenehmes Erzähltempo und eine damit verbundene konstante Spannung.

So gar nicht dazu passen will allerdings der Protagonist – Steve Vail - , der direkt einer Thrilleragenten-Klischee-Liste entsprungen scheint. Als geheimnisvoller Außenseiter, der aus dem FBI ausgeschieden ist, weil er sich nicht mit seinen Vorgesetzten arrangieren konnte, wird er aufgrund seiner unvergleichlichen Fähigkeiten doch noch einmal zur Mithilfe bei diesem kniffligen Fall reaktiviert. Natürlich nicht, ohne dass ihm versichert wird, er könne auf eigene Faust arbeiten, bekomme kein Gehalt und müsse sich nicht vor irgendwem rechtfertigen – Dinge, die diese Art von Charakteren nun einmal zugesichert bekommen wollen. Nachdem er sich – denn auch das geziemt sich für diese Art von Charakteren – ein wenig geziert hat, übernimmt er dann doch den Auftrag.
Und stellt auch sogleich unter Beweis, warum er der Beste auf seinem Gebiet ist. Denn bei aller „Coolness“, die er der Geschichte mit seiner lässig-indifferenten Art aufprägt, scheint seine Hauptaufgabe doch darin zu bestehen, den übrigen FBI-Agenten ihre eigene Unzulänglichkeit vor Augen zu führen. Oder andersherum: Viele Nebencharaktere scheinen ausschließlich dem Zweck zu dienen, den Protagonisten gut dastehen zu lassen. Zusammen mit der Protagonistin, die obendrein in klassischer Manier nach diesem Superhelden schmachtet, ergibt sich ein nicht allzu ausgefallenes Charakterbild.

Trotz alledem: So ganz entziehen kann man sich der Nonchalance Vails nicht, und so ertappt man sich dabei, ihn für seine Gerissenheit zu bewundern. Denn um ehrlich zu sein, würde das Konzept des Romans mit einem anders gearteten Protagonisten gar nicht erst aufgehen. So aber bekommt man eine bestechend schlüssige Darstellung seiner Ermittlungsarbeit, die – Dank eines gelungenen Gegenspielers – in eine stets spannende und actionreiche Handlung eingebettet ist, bei der doch nichts so ist, wie es anfangs scheint.


Fazit

Dieser Debütroman des ehemaligen FBI-Mitarbeiters Noah Boyd lebt von dessen Erfahrungen, die er gekonnt in eine spannungsgeladenen und actionreiche Handlung mit einflechtet. Lediglich bei den Charakteren schießt er ein wenig über das Ziel hinaus, was man jedoch aufgrund der vielen überraschenden Wendungen – die ohne den Protagonisten gar nicht möglich wären - geneigt ist, zu verzeihen.


Pro & Kontra

+ gute Beschreibung der Ermittlungsarbeit
+ spannender Fall mit/dank gelungenem Antagonisten
+ überraschende Wendungen

- die Charaktere und insbesondere der Protagonist wirken stereotyp und können nicht wirklich überzeugen

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5