Seal Team 12 - Aus dem Dunkel (Marliss Melton)

Egmont Lyx (Juni 2011)
kartoniert, Klappbroschur
Seiten: 413, 9,99 EUR [D]
ISBN: 978-3-8025-8462-6

Genre: (Romantic) Thrill(er) / Krimi


Klappentext

Nach einem Jahr Gefangenschaft und Folter kann der Navy Seal Gabe Renault seinen Peinigern entkommen. Doch er erinnert sich nicht mehr an die letzten drei Jahre seines Lebens. Seine Frau Helen hat eigentlich schon mit ihrer unglücklichen Ehe abgeschlossen und ist fassungslos, als Gabe plötzlich vor ihr steht. Mit allen Mitteln versucht er, Helens Liebe zurückzugewinnen. Aber dann wird ein Anschlag auf sein Leben verübt, und Gabe erkennt, dass er die Vergangenheit noch nicht hinter sich gelassen hat ...


Rezension

Marliss Melton arbeitete in früheren Jahren als Sprachlehrerin an einem College, bevor sie ihren ersten Liebesroman zu schreiben begann. Seitdem hat sie so manch erfolgreiches Buch verfasst und präsentiert nun mit Seal Team 12 – Aus dem Dunkel den Auftakt einer bisher sehr erfolgreichen Krimiserie aus den USA und ihr Debüt am deutschen Markt.

>> Sie konnte geradezu sehen, wie sich ihre neu gewonnene Freiheit vor ihren Augen in Luft auflöste. Es war noch keine Stunde vergangen, seit sie sich eingestanden hatte, dass ihre Ehe mit Gabe durch Desinteresse zugrunde gegangen war. Was für eine Ironie des Schicksals, dass er in dem Moment, zu ihr zurückgekehrt war ... <<

Ein Jahr lang hat Gabe Renault in Nordkorea gelitten. Er wurde gefoltert, geschlagen und durch schreckliche Wunden entstellt. Sein einziger, wirklicher Trost war der Gedanke an seine Frau Helen. Doch als er ihr nach diesem Jahr gegenübersteht, kann er sich selbst an diesen Trost nicht mehr erinnern. Für Gabe ist Helen nun zu einer Fremden geworden, der er sich verpflichtet fühlt. Eine äußerst attraktive Fremden. Doch Helen kann sich nur zu gut an ihren Ehemann erinnern. An sein Bestreben, keine Gefühle zuzulassen. Er hat sie ebenso verletzt wie seine Stieftochter Mallory, die, ganz anders als ihre Mutter, nun eine Chance sieht, doch noch gemeinsam eine Familie zu sein. Doch Helen kann nicht so einfach vergessen; sie zweifelt an Gabe der sich geändert hat und sich nur langsam wieder zu erinnern beginnt. Erinnerungen, die nicht nur für ihn sondern auch für seine Familie gefährlich sind ...

Liebesroman, Krimi und Thriller. Drei Bezeichnungen für einen Roman, der sich auf den ersten Blick sehr vielschichtig und tiefgründig zu zeigen versucht. Und Marliss Melton gibt sich tatsächlich mit dem ersten Band ihrer Seal-Reihe merkbar Mühe ein hohes Niveau vorzulegen. Zumindest was den psychologischen Part betrifft. Sie schreibt packend, zieht den Leser rasch in ihren Bann und leitet anschließend die sehr ehrlichen Zweifel einer (angeblich) verwitweten Ehefrau ein, die im Grunde zufrieden damit scheint, endlich wieder alleine mit ihrer Tochter zu sein. Ihre ungeschminkte Ehrlichkeit weiß zwar zu beeindrucken, doch fällt es dem geneigten Leser nicht unbedingt leicht, Helen für ihre Gedanken zu mögen. Dafür wirkt sie zu kühl in ihrer freudlosen Art, denn das Wiedersehen mit ihrem Ehemann hätte trotz starker Vorbehalte mehr Erleichterung und weniger Skepsis verlangt. Stattdessen ist Helen jedoch all zu schnell bereit und entschlossen, sich möglichst bald von ihrem gerade zurückgekehrten Mann zu trennen. Eine Zukunft scheint nicht mehr möglich. Für sie ist jeder Zweifel ausgeschlossen und Gabe, der sich vorerst gefreut hat, eine Familie anzutreffen, vor den Kopf gestoßen. Der Seal hat sich geändert. Möchte für seine Stieftochter und für seine Ehefrau da sein, um es zukünftig besser zu machen. Doch Helen glaubt nicht an seine Einsicht und damit leitet Marliss Melton ein Geplänkel ein, dass zwar anfangs durchaus interessant zu lesen ist, irgendwann jedoch an Schwung und Reiz verliert. Schnell ist der Leser auf Gabes Seite und kann seine Entwicklungen, Zweifel und Ängst wunderbar nachvollziehen. Er ist der Gute und beeindruckt oftmals, selbst in seiner schwierigen Verfassung. Dass er jemals anders gewesen sein soll, fällt schwer zu glauben. Marliss Melton beschreibt ihn zwar vor seiner Entführung als gefühlskalten Menschen, um eine annehmbare Erklärung für Helens Verhalten und das offenkundige Scheitern dieser Ehe zu finden, doch die Anziehungskraft zwischen den beiden besteht weiter; wirkt so, als hätte es hier nie einen Bruch gegeben. Leider herrscht mit diesem Hin und Her ab der Hälfte des Romans eine gewisse Eintönigkeit und bald darauf ist der Leser versucht sich zu fragen, wohin das Ganze noch führen soll und kann.

Denn nach dem eigentlich doch spannenden Prolog hat man als Leser doch mehr erwartet, als ein dreihundert Seiten starkes Profil zweier Turteltauben wider Willen. Immer wieder steht ihre lähmende Beziehung im Vordergrund, sich von Anfang bis Ende in beinahe einem Ton wiederholend, ohne wirklich Abwechslung zu bieten. Vorwürfe, Veränderungen, Vertrauen und dann wieder Misstrauen bestimmen ihren Umgang. Körperliche Liebe gibt es selten, Action hingegen ab und an ein bisschen, um nicht ganz das Thema zu verfehlen. Besonders bitter aber trifft die Tatsache, dass die Verwirrungen, die eigentlich hätten einen Aha-Effekt auslösen sollen, sich schlussendlich durch zu frühe Hinweise als Schuss in den Ofen erweisen. Schade eigentlich, denn die Handlung hat ursprünglich Gutes versprochen. Wer der Böse ist, weiß man so jedoch schon zu früh. Sein späteres Auftauchen lässt daher kaum Spannung aufkommen und die Verwicklung so manch anderer, eigentlich bisher eher freundlich gesinnter Antagonisten, überrascht den Leser durch eine zu frühe Andeutung kaum. Dies alles sind Schwächen, die einen sehr gemischten Eindruck hinterlassen, der eher zum Negativen tendiert. Schlussendlich aber ist es Marliss Meltons flüssigem Stil und der doch gut gelungenen, ersten Hälfte zu verdanken, dass man am Ende zwar nicht begeistert, aber auch nicht wirklich unzufrieden ist. Die Ansätze sind gut, Grundspannung war durchaus vorhanden und so bleibt zu hoffen, dass diese Autorin es im nächsten Band um einiges besser machen wird. Etwas, das zumindest im Bereich des Möglichen scheint.


Fazit

Marliss Melton bietet mit Aus dem Dunkel einen Roman mit interessantem Thema, der vor allem durch seine psychologischen Tiefen zu überzeugen versteht. Leser, die es lieben, wenn Gefühle auseinander genommen werden, und darüber hinaus bereit sind nicht ganz unwichtige Mankos in Kauf zu nehmen, sind hier richtig und werden sich trotz mancher Unzulänglichkeiten schlussendlich unterhalten fühlen. Freunden von wirklich heißen Liebesgeschichten oder furiosen Thrillern sei jedoch anderer Lesestoff empfohlen.


Pro und Kontra

+ psychologische Tiefgründigkeit
+ gut gewähltes Thema
+ liebenswerter Protagonist
+ angenehm lesbarer Stil

- kaum Erotik
- in sich wiederholend
- unbefriedigende Handlung
- vorhersehbar
- Längen vorhanden

Bewertung:

Handlung: 2,5 / 5
Charaktere: 3 / 5
Lesespaß: 2,5 / 5
Preis/Leistung: 3 / 5