Eichborn-Verlag meldet Insolvenz an

Der börsennotierte Eichborn-Verlag schafft es nicht, sich zu sanieren. Anfang 2011 hatten Eichborn und der Aufbau Verlag eine Fusion beschlossen.

Der Vorstand der Eichborn AG hat beim Amtsgericht Frankfurt am Main einen Insolvenzantrag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit gestellt. Die Gesellschaft könne die erforderliche Sanierung nicht aus eigener Kraft finanzieren. Versuche, eine Finanzierung durch Dritte zu stemmen, seien nicht erfolgreich gewesen, teilte der Verlag in Frankfurt mit.

Eichborn und der Aufbau Verlag in Berlin hatten Anfang des Jahres eine Fusion beschlossen. Eichborn sollte ursprünglich zum 1. Juli nach Berlin ziehen. "Der Umzug ist vom Tisch", sagte der vom Gericht eingesetzte vorläufige Insolvenzverwalter Holger Lessing. Er kündigte an, nach einer Durchleuchtung der Vermögensbestände Eichborns ein Sanierungskonzept zu entwickeln, um die Geschäfte in einer neuen Gesellschaft fortführen zu können.

Neuer Mehrheitseigentümer von Eichborn ist der Aufbau-Verleger Matthias Koch. Der Insolvenzantrag sei zu befürchten gewesen, sagte Koch der Online-Ausgabe der Zeitschrift Buchmarkt. "Es ist leider nicht gelungen, den Mitarbeitern zu vermitteln, dass Eichborn in Berlin seine Identität erhalten könnte. Was jetzt mit dem Verlag geschieht, ist ungewiss." Am Mittwoch hatte Koch noch erklärt, dass er am Umzug Eichborns grundsätzlich festhalte.

Als Eichborn-Mehrheitsaktionär wollte Koch bei der Hauptversammlung am 5. Juli in Frankfurt per Antrag die AG auflösen. Das Eichborn-Management habe sein Sanierungskonzept nicht aufgegriffen, begründet Koch seine Forderung auf der Website der AG. Vorstand Eichborns war bis zur Insolvenz der Frankfurter Rechtsanwalt Matthias Wolf, der erst vor wenigen Tagen Stephan Gallenkamp ablöste.

Der Eichborn-Verlag teilte mit, Vorstand, Betriebsrat und Mitarbeiter würden den Insolvenzverwalter unterstützen. Sie seien nach wie vor davon überzeugt, dass der Verlag nach erfolgter Sanierung gute Chancen auf dem Markt habe, hieß es in einer Erklärung auf der Website des Verlags.

Der "Verlag mit der Fliege" wurde 1980 von Vito von Eichborn und Matthias Kierzek in Frankfurt am Main gegründet. Im Jahr 1989 erwarb das Haus die von Hans Magnus Enzensberger herausgegebene Buchreihe Die Andere Bibliothek. Im Jahr 1992 baute der Verlag seine Cartoon-Reihe aus – zu den erfolgreichsten Titel gehörten Walter Moers' Das kleine Arschloch und Käpt'n Blaubär. Auch Sven Regeners Trilogie Herr Lehmann, Neue Vahr Süd und Der kleine Bruder erschienen bei Eichborn.

Seit mehreren Jahren steckt Eichborn in finanziellen Schwierigkeiten. Im ersten Halbjahr 2010 wies er bei einem Umsatz von fünf Millionen Euro einen Bilanzverlust von knapp 2,5 Millionen Euro aus. Nach der Insolvenzmeldung brach die Aktie des Verlages um 30 Prozent ein.


Quelle: zeit.de, Bildquelle: welt.de