Egmont Lyx (Juni 2011)
Originaltitel: The Edge 02: Bayou Moon
Ausgabe: kartoniert mit Klappe
Seiten: 544, 9,99 EUR
ISBN: 978-3-8025-8341-4
Genre: Urban Fantasy
Klappentext
Der Gestaltwandler William soll in den Sümpfen Louisianas einen Spion ausfindig machen, der sein Land verraten hat. Dabei begegnet er der magisch begabten Cerise, die auf der Suche nach ihren verschleppten Eltern ist. Als klar wird, dass William und die junge Frau denselben Feind verfolgen, schließen sie sich zusammen und setzen ihre gefährliche Mission gemeinsam fort. Schon bald übt der verschlossene Mann eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Cerise aus.
Rezension
Cerise Mars Familiensitz wird von den Edgern nur das „Rattennest“ genannt, denn die Familienmitglieder sind zahlreich, relativ arm und jeder einzelne zum Töten bereit. Als Cerises Eltern verschwinden, wird sie stellvertretend zum Familienoberhaupt und muss eine uralte Fehde austragen, die ihren Verwandten zum Verhängnis werden könnte. Währenddessen erhält der Gestaltwandler William den Auftrag, ein geheimnisvolles Journal zu beschaffen. Die Chance, seinen Erzfeind Spider, den Kopf der sogenannten Hand, im Kampf zu töten, ist dabei ein unwiderstehlicher Bonus. Angestachelt von seinen Erinnerungen an die rote Legion und Spiders Grausamkeiten begibt sich William auf die Jagd – und trifft dabei auf Cerise, die ihm nicht nur den Kopf verdreht, sondern seinen Auftrag ziemlich verkompliziert …
Anfangs ist man ein wenig enttäuscht, dass es kein Wiedersehen mit Rose und Declan gibt, wobei die Geschichte am Ende von Band 1 ja relativ offensichtlich abgeschlossen war. Mit William und Cerise freundet man sich jedoch schnell an. Vor allem Cerise besticht durch ihre Ähnlichkeit zu Kate Daniels aus „Stadt der Finsternis“ – sie ist mindestens genauso abgebrüht, eine irrsinnige Kämpferin und hat dabei verdammt viel Herz. Nur ganz so sarkastisch wie Kate ist sie leider nicht, doch über den ein oder anderen bittersüßen Kommentar von Cerises Seite darf man sich freuen. William hingegen ist ein typischer Gestaltwandler und der Wolf passt bestens zu ihm. Er ist unfassbar stark und besitzt trotz Killerinstinkte ein reines Herz – doch er hat zuweilen Schwierigkeiten, sein Temperament zu zügeln. Und oftmals versteht er Cerises Andeutungen und Einladungen nicht, was zu explosiven Missverständnissen führt. Auch hier sieht man Parallelen zu Kate und Curran, wobei sich das Verhältnis zwischen Cerise und William deutlich schneller entwickelt, jedoch eine ebenso starke erotische Spannung besitzt.
Zwischen permanenten Feindangriffen fällt es den leidenschaftlichen Protagonisten allerdings doppelt schwer, zueinander zu finden. Und dann wäre da auch noch die Familie, die William mit Argusaugen beobachtet. So mancher möchte ihn am liebsten sofort mit Cerise verheiraten und andere wollen ihn nicht einmal in der Nähe haben. Die Mars wirken wie ein bunt zusammengewürfelter Haufen Verrückter, auf eine liebenswerte und gleichzeitig furchteinflößende Art und Weise. Man merkt jedem Einzelnen an, wie hart das Leben in den Sümpfen des Edge ist. Doch der Zusammenhalt zwischen den Familienmitgliedern ist enorm. Darüber hinaus ist für amüsante Dialoge gesorgt und so gewöhnt sich der Leser recht schnell als die vielen verschiedenen Namen, die sich William problemlos merken kann. Nur der Leser bekommt gegen Ende so seine Probleme, wenn es zur unausweichlichen Eskalation der Ereignisse kommt und alle angefangenen Handlungsstränge verknüpft werden müssen. Bei dem Versuch, alles zu einem zufriedenstellenden Ende zu bringen, lesen sich manche Abschnitte leider etwas konfus.
Stilistisch unterscheidet sich „Land der Schatten“ von „Stadt der Finsternis“: die personale Erzählweise erlaubt es, dass auch aus der Sicht anderer Charaktere erzählt wird. Allerdings schweift Ilona Andrews manchmal zu sehr ab. Andere Sichtweisen sind sicherlich interessant, doch oftmals möchte man einfach nur wissen, wie es in Cerise und William gerade aussieht. Spannend ist die Storyline nämlich allemal und auch in „Spiegeljagd“ gelingt es dem Autorenpaar meisterhaft, die Kapitel über diverse Cliffhanger zu verbinden, sodass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Im Vergleich mit der Kate Daniels-Reihe fällt „Land der Schatten“ jedoch ein klein wenig ab. Es ist verdammt amüsant, aber Kate ist eben noch etwas amüsanter. Spannung und Action lassen die Seiten fliegen, doch in der „Stadt der Finsternis“ ist von beidem noch ein klein wenig mehr vorhanden. Wobei „Spiegeljagd“ schon etwas härter und rasanter als im ersten Band „Magische Begegnung“ ist!
Ein großer Pluspunkt dieser neuen Reihe ist außerdem, dass das Setting sich gänzlich von der Kate Daniels-Reihe unterscheidet. In „Magische Begegnung“ schlugen die urtümlichen und geheimnisvollen Wälder des Edge den Leser in ihren Bann. In „Spiegeljagd“ ist es die groteske und lebensschwere Schönheit des Sumpfes. Entsprechend spielt dieses Mal die Botanik eine gewisse Rolle, wenn auch in gänzlich phantastischer Weise. Ob Verschmelzung von Mensch und magischen Baum oder seltsame Leichenkräuter – botanische Skurrilitäten gibt es einige, die die schwüle Atmosphäre des Sumpfes wunderbar ergänzen. Hinzu kommen widerwärtige Monster und die magisch modifizierten Freaks der Hand, die an die abartigen Kreaturen aus „Resident Evil“ erinnern. Die Gestaltung der Gegner ist überaus kreativ, wenn auch beinahe bedenklich grausig. Wer etwas zarter besaitet ist, sollte zu einer softeren Lektüre greifen!
Fazit
„Spiegeljagd“ besticht durch seine blutschwangere Sumpfatmosphäre, die von skurrilen Monstern und den seltsamen Edge-Bewohnern wunderbar ergänzt wird. Cerise und William sind knallharte, leidenschaftliche Protagonisten, die dem Leser schnell ans Herz wachsen. Explosive Lovestory gepaart mit kreativer Fantasy – absolut lesenswert!
Pro & Contra
+ knallharte, leidenschaftliche Protagonisten
+ abartige Kreaturen und botanische Skurrilitäten
+ actionreich und durchweg spannend
+ amüsante Familienverwicklungen
+ erotische Spannung
+ traumhaftes Cover
- Ende zu konfus
Wertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5
Interview mit Ilona Andrews (Dezember 2011)
Interview mit Ilona Andrews (englisches Originalinterview)
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