Frost (John Rector)



Rowohlt Verlag (Dezember 2010)
Taschenbuch, 288 Seiten, EUR 8,95
978-3499254932

Genre:Thriller


Klappentext

Der kalte Kuss des Todes

Ein junges Paar fährt mitten im Winter mit all seiner Habe Richtung Süden. Sara ist schwanger, Nate wird von der Polizei gesucht. In einem Diner an der Tankstelle bittet ein erbärmlich hustender Mann sie, ihn gegen Bezahlung mitzunehmen. Die drei fahren los, hinein in einen Blizzard. Bald ist die Straße nicht mehr passierbar, und der Fremde beginnt zu delirieren. Als sie sich in ein abgelegenes Motel gerettet haben, atmet der Mann nicht mehr. Sara und Nate öffnen sein Hemd und finden eine Schusswunde. Sie öffnen seinen Koffer und finden Geld. Viel Geld. Herrenloses Geld? Mit Sicherheit nicht.


Rezension

Die sich nun ergebende Ausgangssituation ist zwar keine gänzlich Neue, dafür aber eine, die – bei richtiger Umsetzung – zu einem beklemmenden und atmosphärisch dichten Kammerspiel werden kann. Glücklicherweise gelingt John Rector mit seinem Debütroman genau dies: Das von der Außenwelt abgeschiedene Motel, der nicht enden wollende Schneesturm und die kleine Gruppe von eigenwilligen, zusammengepferchten Charakteren schaffen den perfekten Rahmen für das, was nun folgt.
Und das hat es in sich; überzeugend und packend malt Rector das Bild eines jungen Paares, das sehenden Auges auf den Abgrund zusteuert. Diesem Sog kann sich auch der Leser nicht entziehen, wenn er mit fiebert und bangt, stets in der Gewissheit, dass diese Geschichte nicht gut enden kann, dass es nur noch eine Frage von wenigen Seiten sein kann, bis es zum Eklat kommt.

All das kann natürlich nur in passender Atmosphäre funktionieren. Und diese ist somit auch quasi das „Aushängeschild“ von dieses Thrillers; Rectors Beschreibungen sorgen dafür, dass man ein detailiertes Bild im Kopf hat; so detailiert, dass man den Schnee fast schmecken kann und die lähmende Spannung, die über der ganzen Handlung liegt, auch einen selber ergreift. Erstaunlicherweise schafft er diese Atmosphäre nicht hauptsächlich durch Beschreibungen, sondern vor allem auch durch die Dialoge – der Roman zeichnet sich durch einen hohen Dialoganteil aus – und durch die Gedanken des Protagonisten und Ich-Erzählers Nate. Diese sind treffend formuliert und lassen zum einen ein sehr spezifisches Bild der Situation im Kopf des Lesers entstehen, zum anderen wirkt Nate somit als plastischer und beängstigend realer Charakter.
Dass dafür zwangsläufig die anderen Charaktere etwas in den Hintergrund treten - wie es sich bei einem Ich-Erzähler nur schwer vermeiden lässt - ist dabei eigentlich nur bei Sara - Nates Freundin – etwas schade. Über sie und vor allem ihre Beweggründe hätte man doch gerne noch das eine oder andere Erfahren. So aber wirkt die Idee, sie im Laufe der Handlung gewissermaßen als Gegenpol aufzubauen, die in dem Geld einen Fluch sieht und es loswerden will, etwas konstruiert. Ein gutes Handlungselement, das weiteren Schwung in die Geschichte bringt, bleibt diese Idee aber allemal.

Und auch die weiteren der wenigen vorkommenden Charaktere sorgen ihrerseits für Spannung und tragen mit ihrer verschrobenen, gar zwielichtigen Art einen Gutteil zur Atmosphäre bei. Genau solche Nebencharaktere braucht ein solcher Thriller.
Nicht zuletzt dadurch, dass sie zu einer gewissen Unvorhersehbarkeit der Handlung beisteuern. Denn auch das Überraschungsmoment ist ein nicht unwichtiges Element, das der ohnehin spannenden Handlung mit der einen oder anderen unerwarteten Wendung noch mehr Dynamik verleiht.


Fazit

Spannend und atmosphärisch erzählt Rector seinen Debütroman, der trotz schon dagewesener Idee durch eine gelungene Umsetzung bis zum Schluss fesselt.


Pro & Kontra

+ atmosphärisch
+ spannend
+ überraschende Wendungen
+ gelungener Protagonist und Ich-Erzähler

o Erzählstil sehr dialoglastig

- Beweggründe der Nebencharaktere bleiben – auch durch Wahl eines Ich-Erzählers – schwammig

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5