Genre:Thriller
Klappentext
Der kalte Kuss des Todes
Ein junges Paar fährt mitten im Winter mit all seiner Habe Richtung
Süden. Sara ist schwanger, Nate wird von der Polizei gesucht. In einem
Diner an der Tankstelle bittet ein erbärmlich hustender Mann sie, ihn
gegen Bezahlung mitzunehmen. Die drei fahren los, hinein in einen
Blizzard. Bald ist die Straße nicht mehr passierbar, und der Fremde
beginnt zu delirieren. Als sie sich in ein abgelegenes Motel gerettet
haben, atmet der Mann nicht mehr. Sara und Nate öffnen sein Hemd und
finden eine Schusswunde. Sie öffnen seinen Koffer und finden Geld. Viel
Geld. Herrenloses Geld? Mit Sicherheit nicht.
Rezension
Die sich nun ergebende Ausgangssituation ist zwar keine gänzlich Neue,
dafür aber eine, die – bei richtiger Umsetzung – zu einem beklemmenden
und atmosphärisch dichten Kammerspiel werden kann. Glücklicherweise
gelingt John Rector mit seinem Debütroman genau dies: Das von der
Außenwelt abgeschiedene Motel, der nicht enden wollende Schneesturm und
die kleine Gruppe von eigenwilligen, zusammengepferchten Charakteren
schaffen den perfekten Rahmen für das, was nun folgt.
Und das hat es in sich; überzeugend und packend malt Rector das Bild
eines jungen Paares, das sehenden Auges auf den Abgrund zusteuert.
Diesem Sog kann sich auch der Leser nicht entziehen, wenn er mit
fiebert und bangt, stets in der Gewissheit, dass diese Geschichte nicht
gut enden kann, dass es nur noch eine Frage von wenigen Seiten sein
kann, bis es zum Eklat kommt.
All das kann natürlich nur in passender Atmosphäre funktionieren. Und
diese ist somit auch quasi das „Aushängeschild“ von dieses Thrillers;
Rectors Beschreibungen sorgen dafür, dass man ein detailiertes Bild im
Kopf hat; so detailiert, dass man den Schnee fast schmecken kann und
die lähmende Spannung, die über der ganzen Handlung liegt, auch einen
selber ergreift. Erstaunlicherweise schafft er diese Atmosphäre nicht
hauptsächlich durch Beschreibungen, sondern vor allem auch durch die
Dialoge – der Roman zeichnet sich durch einen hohen Dialoganteil aus –
und durch die Gedanken des Protagonisten und Ich-Erzählers Nate. Diese
sind treffend formuliert und lassen zum einen ein sehr spezifisches
Bild der Situation im Kopf des Lesers entstehen, zum anderen wirkt Nate
somit als plastischer und beängstigend realer Charakter.
Dass dafür zwangsläufig die anderen Charaktere etwas in den Hintergrund
treten - wie es sich bei einem Ich-Erzähler nur schwer vermeiden lässt
- ist dabei eigentlich nur bei Sara - Nates Freundin – etwas schade.
Über sie und vor allem ihre Beweggründe hätte man doch gerne noch das
eine oder andere Erfahren. So aber wirkt die Idee, sie im Laufe der
Handlung gewissermaßen als Gegenpol aufzubauen, die in dem Geld einen
Fluch sieht und es loswerden will, etwas konstruiert. Ein gutes
Handlungselement, das weiteren Schwung in die Geschichte bringt, bleibt
diese Idee aber allemal.
Und auch die weiteren der wenigen vorkommenden Charaktere sorgen
ihrerseits für Spannung und tragen mit ihrer verschrobenen, gar
zwielichtigen Art einen Gutteil zur Atmosphäre bei. Genau solche
Nebencharaktere braucht ein solcher Thriller.
Nicht zuletzt dadurch, dass sie zu einer gewissen Unvorhersehbarkeit
der Handlung beisteuern. Denn auch das Überraschungsmoment ist ein
nicht unwichtiges Element, das der ohnehin spannenden Handlung mit der
einen oder anderen unerwarteten Wendung noch mehr Dynamik verleiht.
Fazit
Spannend und atmosphärisch erzählt Rector seinen Debütroman, der trotz
schon dagewesener Idee durch eine gelungene Umsetzung bis zum Schluss
fesselt.
Pro & Kontra
+ atmosphärisch
+ spannend
+ überraschende Wendungen
+ gelungener Protagonist und Ich-Erzähler
o Erzählstil sehr dialoglastig
- Beweggründe der Nebencharaktere bleiben – auch durch Wahl eines Ich-Erzählers – schwammig
Wertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5