Egmont Lyx (Mai 2011)
kartoniert mit Klappe
Seiten: 360, 9,99 EUR
ISBN: 978-3-8025-8296-7
Genre: Dark / Urban Fantasy
Klappentext
Die Toten ruhen nicht …
Gerade als Babel versucht, Ruhe in ihr Leben zu bringen, verschwindet die Leiche einer Hexe aus der Gerichtsmedizin. Der Verdacht liegt nahe, dass ein Nekromant in der Stadt sein Unwesen treibt. Dann steht auch noch Babels Schwester vor der Tür und bittet um Hilfe für sich und ihren neuen Freund, der Mitglied eines berüchtigten Geheimbundes von Totenbeschwörern ist. Schon bald macht Babel eine schreckliche Entdeckung, die selbst eine hartgesottene Hexe wie sie zutiefst erschüttert …
Rezension
Babels Verletzungen vom letzten Kampf sind gerade so verheilt, als sich bereits die nächsten Katastrophen anbahnen. Aus ihr selbst nicht ganz verständlichen Gründen, besucht sie die Beerdigung von Madame Vendome und trifft nur einen Friedhofswärter an, der ihr mitteilt, dass die Leiche verschwunden ist. Es soll wohl jemand nicht aufgepasst haben und die Dame läge im falschen Kühlfach. Doch Babel glaubt nicht an Zufälle. Als ihre Schwester Judith mit einem angeblich ehemaligen Nekromanten im Schlepptau bei ihr auftaucht und sie um Hilfe bittet, bricht endgültig das Chaos los. Denn Babel ist nicht die einzige, die Judiths neuen Freund am liebsten den Kopf abreißen würde. Und dann sind da auch noch Tom und Sam, die sie irgendwie beide liebt …
„Dämonenfieber“ fügt sich nahezu nahtlos an „Hexenwut“ an. Babel hat noch mir den Auswirkungen der Ereignisse aus dem ersten Band zu kämpfen, da warten schon neue Aufgaben auf sie. Dabei bleibt sie die supersympathische Protagonistin, die einfach nicht Nein sagen kann und sich irgendwie selbst Ärger sucht. Aber wenn es sonst niemand macht, muss eben sie ran. Auch auf die Gefahr hin, dass ihre dunklen Seiten wieder die Macht an sich reißen wollen. Babel kämpft zwar dagegen an, doch sobald sie in die Nähe der Dämonenebene kommt, sind alle Vorsätze vergessen. Ihr Leben ist ein Balanceakt zwischen ihrer finsteren Vergangenheit und dem Wunsch, ein besserer Mensch zu werden. Tom ist ihre Chance dazu, denn als Nachfahre von Naturgeistern ist er so gänzlich anders als der Dämonensohn Samuel. Doch Babel kann auch nicht wirklich von Sam lassen. Für ein Genre, in dem die Heldin meist den einen, ganz besonderen Mann findet, ist diese Dreiecksbeziehung ungewöhnlich, aber von der Autorin glaubwürdig geschildert. Man kann Babels Zerrissenheit sehr gut nachfühlen, so unterschiedlich und so reizvoll sind beide Männer. Jede Leserin wird wohl einen anderen favorisieren, doch Sam ist eindeutig der vielseitigere Charakter.
Die Story selbst schreitet deutlich schneller voran als im ersten Band. Einerseits ist der Roman dadurch recht temporeich, andererseits gibt es viele Ansatzpunkte, aus denen Cay Winter hätte mehr machen können. Denn sie hat verdammt interessante Charaktere, über die man gerne mehr erfährt. Auch über die Nekromanten würde man gerne mehr erfahren – es werden zwar Informationen geliefert, aber irgendwie hat man das Gefühl, als würde nur an der Oberfläche gekratzt werden. Wie auch im ersten Band gelingt es zudem nicht, die Spannung konstant zu halten. Sie wird zwar wesentlich schneller als im Vorgänger wieder aufgebaut, doch oftmals bleiben Situationen in der Luft hängen. Das betrifft vor allem die Erotik, die dieses Mal etwas kurz kommt. Dass die Autorin die richtigen Worte findet, hat sie bereits bewiesen – umso bedauerlicher ist es, dass die Leserschaft dieses Mal weitgehend auf Intimitäten verzichten muss. Dabei gibt es jede Menge erotische Spannung im Roman, die leider nicht zur Explosion führt. Natürlich müssen die Charaktere nicht zwangsläufig miteinander im Bett landen, doch hier brennt stellenweise wirklich die Luft und da werden gewisse Erwartungen geschürt, die dann zwischen der Geschichte um den Nekromanten verpuffen.
Nichtsdestotrotz bereitet auch „Dämonenfieber“ dem Leser jede Menge Spaß. Der Dämonenpapagei Xotl hat seine grandiosen Auftritte und auch Babels Geschäftspartner Karl und die Türsteherin Tamy sorgen für ausgedehntes Schmunzeln. Die Konstellationen in „Babel“ sind skurril und amüsant und in dieser Form erfrischend neu. Im Großen und Ganzen kann man die Reihe als typische Urban Fantasy bezeichnen, doch im Detail hebt sich Cay Winter von anderen Genreromanen ab und somit kann man auch die eine oder andere Schwäche verzeihen. Umso bedauerlicher ist es, dass „Babel“ wohl nicht fortgeführt wird. „Hexenwut“ und „Dämonenfieber“ lassen sich zwar problemlos als Einzelromane lesen, doch es fallen genügend Andeutungen, die Raum für weitere, spannende Titel bietet. Vor allem die Dreiecksgeschichte zwischen Babel, Sam und Tom bleibt offen und es ist schlichtweg verdammt schade, dass die Leser wohl nicht erfahren, für wen sich Babel entscheiden wird. Auch der Konflikt mit Babels Erzfeindin Clarissa bleibt unausgetragen. Es bleibt zu hoffen, dass sich Egmont Lyx doch noch dazu entscheidet, die Reihe fortzuführen. Aber damit rechnen kann man wohl nicht mehr.
Dabei bieten die Bücher neben dem humorvollen und spannenden Inhalt auch eine wunderschöne Aufmachung. Eigentlich müsste „Babel“ in jeder Buchhandlung ein echter Eyecatcher sein. Preislich kann man auch überhaupt nicht meckern. Die Kritiken zum ersten Band waren zum großen Teil recht positiv – umso unverständlich bleibt es, dass sich diese Reihe scheinbar nicht so gut verkauft wie andere aus dem Verlagsprogramm.
Fazit
„Babel – Dämonenfieber“ hebt sich wie sein Vorgänger in vielen Details von anderen Genreromanen ab und bietet eine gelungene Kombination aus Spannung, Humor und Finsternis. Babel fasziniert vor allem mit ihren dunklen Seiten und die Dreiecksbeziehung mit Sam und Tom bringt ordentlich Feuer in die Story!
Pro & Contra
+ faszinierende, amüsante Protagonistin
+ Sams impulsive, schelmische Art
+ spannender Plot rund um den Nekromanten
+ interessante Form der Magie
+ traumhaftes Cover
o relativ wenig Erotik
- Nebenhandlungen kommen zu kurz
- Spannung fällt phasenweise ab
Wertung:
Handlung: 3/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5
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