Sieben-Verlag (April 2009)
Broschiert, 200 Seiten, 14,90 EUR
ISBN: 978-3-940235-73-2
Genre: Dark Fantasy
Klappentext
Nach dem mysteriösen Tod ihrer Mutter findet sich Hazel in einer Welt aus Schweigen und Mitleid wieder. Einziger Lichtblick in einem immer schwerer zu ertragenden Alltag ist ihre Freundschaft zu dem charismatischen Dave, den sie am Tag der Beerdigung ihrer Mutter zum ersten Mal trifft. Bald entdeckt Hazel jedoch, dass sich mehr hinter Dave verbirgt, und dass das Leben im beschaulichen britischen Städtchen Cedars Hollow gefährlicher ist, als sie es je erahnen konnte. Und was hat es mit dem Jungen auf sich, der Hazel auf Schritt und Tritt verfolgt?
Die beiden jungen Männer sind so gegensätzlich wie Blut und Wasser, und doch haben sie etwas gemeinsam. Ein Hauch unheimlicher Faszination umgibt sie, der Hazel magisch anzieht.
Als die Ereignisse bedrohlich werden, weiß Hazel nicht mehr, wem sie noch vertrauen kann. Sagen Vampire überhaupt jemals die Wahrheit?
Rezension
Cedars Hollow ist eine typisch englische Kleinstadt mit ländlichem Charme. Sträßchen mit Namen wie „Apple Tree Lane“, einem Friedhof mit kleiner Kapelle – ein Stadtzentrum mit einigen wenigen Geschäften. Entsprechend gibt es im Roman relativ wenige Schauplätze, womit die Autorin allerdings gut auskommt. Sogar spärliche eingerichtete Räume lassen keine Langeweile aufkommen, wenn sich zwischen Mensch und Vampir Spannung aufbaut.
Die Protagonistin Hazel ist noch Schülerin und muss in ihrer Jugend den Tod des ihr wichtigsten Menschen verschmerzen – ihrer Mutter. Der Boden unter ihren Füßen scheint aufgebrochen bzw. nicht mehr vorhanden. In ihrer Trauer lernt sie Dave kennen, der mit viel Einfühlungsvermögen ihr Vertrauen gewinnt. Relativ schnell gesellt sich ein weiteres düsteres Wesen dazu und Hazel erlebt den Kampf zweier Vampire mit, was sie einerseits erschreckt, aber auch fasziniert. Endlich passiert etwas, was sie aus ihrer Lethargie reißt. Und trotz der offensichtlichen Gefahr lässt sich Hazel in diese Geschichte hineinreißen …
Bei „Cedars Hollow“ handelt es sich um den Erstling der jungen Autorin Charlotte Schaefer, was man dem Buch auch anmerkt. Stilistisch ist es relativ einfach gehalten, zwar sehr gut zu lesen, aber es mangelt an Abwechslung. Der Satzbau ist immer wieder zu ähnlich. Dennoch gibt es hin und wieder kleine Highlights – sehr gelungene Beschreibungen, die vor allem bei der Darstellung der Emotionen zünden.
Das Gefühlsleben ihrer Protagonisten vermittelt die Autorin nämlich insgesamt sehr glaubhaft. Der Tod der Mutter ist die Grundlage für Hazels teilweise verantwortungsloses Verhalten und wenn sie nichts mehr isst und sich freiwillig in Gefahr begibt, nimmt man ihr das ab. Es gefällt ungemein, zu lesen, wie sich die Liebe zwischen Mensch und Vampir entwickelt – die vielen Unsicherheiten und vor allem die deutlich zur Schau getragene Ablehnung, die hin und wieder in unerwartete Zuneigung umschlägt. Anfangs mögen die Stimmungsschwankungen von Hazels vampirischem Freund schwer nachvollziehbar sein, aber im Laufe der Geschichte werden sie plausibel erklärt.
Auch die anderen Vampire sind insgesamt glaubwürdig – außer Dave, der erst zur Bedrohung wird und dann mitten im Buch ziemlich lange nicht mehr vorkommt. Da hat sich Charlotte Schaefer zu sehr auf ihre Lovestory konzentriert und die Rahmenhandlung außer Acht gelassen.
Das Beste am Buch ist eindeutig die Atmosphäre. Die kleinstädtische Kulisse passt wunderbar zu der düsteren, größtenteils ruhigen Geschichte. Es geht nicht um das Schicksal der Welt, sondern lediglich um die persönliche Entwicklung von Hazel und den Vampiren. Aber für eine durch und durch gelungene Darstellung sind die knapp 200 Seiten einfach viel zu wenig. Die Autorin wartet mit einem insgesamt stimmigen Vampirbild auf, das so seine Eigenheiten besitzt und gut gefällt, allerdings ist es noch sehr ausbaufähig. Die Hintergründe zu den einzelnen Charakteren erfährt man meistens in Gesprächen, die jedoch zu rasch aufeinander folgen. Da sieht komisch aus, wenn sich einer nach dem anderen der Protagonistin anvertraut – da hätte ein wenig mehr Zeit dazwischen und ein bisschen mehr Ausführlichkeit dem Roman sicher gut getan. Bei dem Potential traut man der Autorin locker hundert bis hundertfünfzig Seiten mehr zu, die die kleinen Schnitzer wegmachen könnten.
Fazit
Eine bittere-süße Lovestory mit vampirischem Flair und dem Charme eines verregneten Herbstabends. Sehr gefühlvoll und auch ein wenig „naiv“, was zusammen mit der düsteren Atmosphäre seinen Reiz ausübt. Trotz kleiner Schwächen insgesamt ein schönes Debüt!
Pro & Contra
+ gelungene Kombination aus düsterer Atmosphäre und kleinstädtischem Charme
+ glaubwürdige Protagonisten
+ Vampirbild mit kleinen Eigenheiten
- Rahmenhandlung zwischendrin außer Acht gelassen
- kleine Schnitzer
Wertung:
Handlung: 3/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 2/5
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