Ghostwalker - Fluch der Wahrheit (Michelle Raven)

Verlag: Lyx, Mai 2011
Klappbroschur, 430 Seiten, € 9,99
ISBN: 978-3802583704

Genre: Dark Fantasy


Klappentext

Seit dem Verlust seiner Gefährtin konzentriert sich Torik nur noch auf seine Aufgabe als Wächter der Berglöwenwandler. Obwohl er ein halber Mensch ist, spürt er keinerlei Verlangen, die Wälder zu verlassen. Doch dann erfährt er, dass die Autorin Caitlin Walker einen Liebesroman über eine Berglöwenwandlergruppe am Yosemite National Park geschrieben hat, dessen Held Torik auf unheimliche Weise gleicht. Er reist nach Montana, um herauszufinden, woher sie so viel über ihn weiß. Als Caitlin von skrupellosen Verbrechern überfallen wird, rettet Torik sie im letzten Moment und gewinnt damit ihr Vertrauen. Obwohl er sich bewusst ist, dass er die Menschenfrau auf Abstand halten sollte, kommen die beiden sich immer näher. Torik muss eine Entscheidung treffen, denn die Feinde der Wandler warten nur darauf, den kleinsten Moment der Schwäche zu ihrem Vorteil zu nutzen. Doch während er noch nach einem Weg sucht, sowohl das Geheimnis um die Wandler als auch Caitlin zu schützen, schlägt der Gegner gnadenlos zu. Torik erkennt, dass ihm keine Zeit mehr bleibt, wenn er seine Familie und Freunde nicht verlieren will...


Die Autorin

Michelle Raven stammt aus Hannover und arbeitet heute als Bibliotheksleiterin in Niedersachen. Zuvor war sie in der Library of Congress in Washington, DC tätig und bereiste zwecks Recherche für die Schauplätze ihrer Romane den Westen der USA. Ravens Roman „Perfektion“, den sie unter ihrem bürgerlichen Namen Michaela Rabe veröffentlichte, wurde 2008 mit dem „DeLiA-Literaturpreis“ ausgezeichnet.


Rezension

Was für eine geniale Idee, die Michelle Raven diesmal dem Leser unterbreitet. Da hat doch eine junge Autorin ein Buch über Berglöwengestaltwandler geschrieben, was eine unheimliche Ähnlichkeit mit einem bereits bekannten Buch aufweist – nämlich desjenigen, welches man gerade in der Hand hält, bis hin zur absoluten Übereinstimmung des Covers. Man liest sozusagen die gleiche Geschichte noch einmal – ein Buch mitten im Buch. Wir wollen allerdings nicht hoffen, dass Michelle Raven die gleichen Schwierigkeiten bekommt wie Caitlin, allerdings können wir nie sicher sein, wen Michelle möglicherweise im Yosemite Park bereits getroffen hat. Entspringen ihre Ideen wirklich nur ihrer Phantasie?

Mit Torik rückt diesmal ein schon etwas gereifter Berglöwe in den Vordergrund. Er hat nie überwunden, von seiner geliebten Partnerin verlassen worden zu sein, sie hat das Leben als Berglöwe in den Wäldern vorgezogen. Als einsamer Wolf zieht er seine Kreise und überwacht das Lager der Wandler, bis ein ominöser Roman auftaucht, der haargenau ihn und das Leben der Wandler beschreibt. Woher hat die Autorin Caitlin Walker nur die ganzen Informationen? Gibt es wieder irgendwo ein Leck? Aus dem Focus ihrer Feinde sind die Wandler noch lange nicht verschwunden, allen voran der geheimnisvolle Lee, der auch in diesem Band seine perfiden Spielchen spielt. Torik macht sich auf, um Caitlin zu überprüfen und kommt gerade rechtzeitig, um eine Entführung zu verhindern. Caitlin ist fasziniert von dem mysteriösen Fremden, der sich über ihrer Garage einquartiert, um auf sie aufzupassen. Schnell wird ihr klar, dass Torik mehr zu verbergen hat, denn auf einmal passieren immer wieder gefährliche Sachen. Ihr Leben wird bedroht und langsam erkennt sie, dass es wohl mit ihrem Buch zusammenhängt. Aber wer hat denn so ein Interesse an einer Phantasiegeschichte? Und warum muss sie immer niesen, wenn Torik sich ihr zu sehr nähert?

Caitlin ist ein erfrischender Charakter, liebenswürdig, selbstironisch und ein bisschen trottelig mit einer Katzenhaarallergie ergeben eine gelungene Mischung, ein Charakter, mit dem man lachen, weinen und Pferde stehlen möchte. In ihrer ganz eigenen Naivität kann sie sich erst gar nicht vorstellen, welche Kreise ihr Roman gezogen hat und welche geheimen Informationen sie überhaupt preisgegeben hat. Mit Torik zusammen besucht sie ihre Quelle, welche für Torik noch einmal eine ganz große Überraschung bedeutet, eine Überraschung, an der er erst einmal ganz schön zu knabbern hat. Denn es bedeutet für ihn auch, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen, eine Vergangenheit, die er lange erfolgreich verdrängt hat. Caitlin und Torik passen wunderbar zusammen, sie das nervöse Plappermaul und Torik der große Schweiger. Ihre Wortgeplänkel, die es durchaus gibt, sind erfrischend, ihre Gefühle echt und nachvollziehbar. Der durchgehende Ton des Romans ist heiter, wenn auch langsam die Wolkendecke über den Wandlern immer dichter wird. Marisa, Isabel, Keira und Coyle begeben sich in ernsthafte Gefahr, als sie nach Unterlagen in Isabels Haus suchen. Harken, der geheimnisvolle Wandler spielt wieder einmal die Feuerwehr und eine weitere Gruppe, die in der Nähe des Hauses lebt, tritt das erste Mal in Erscheinung. Ihr Anführer Sawyer ist sehr von Keira angetan, hier können wir auf den nächsten Band gespannt sein.

Unverständlich ist aber Coyles Reaktion, als Marisa im Krankenhaus liegt. Da kann es noch so vernünftig sein, nicht unter Menschen zu gehen, da er selbst ja auch noch verletzt ist, aber welcher liebende Mann hört schon auf die Vernunft? Wieder einmal lässt er Marisa unter der Obhut anderer Wandler und Menschen, wieder einmal greift Harken entscheidend ein. Dieser Zug passt einfach nicht zu Coyle, man hätte doch wirklich erwartet, dass er wider jede Vernunft sich zumindest kurz über ihren Zustand informiert. Ansonsten merkt man dem Band an, dass noch weitere Folgen. Beim Zuklappen hält man eine Menge loser Enden in der Hand, was die Vorfreude auf den nächsten Band steigert. Lee und Harken bleiben weiterhin geheimnisvoll wie eh und je, wobei immer mehr Stücke ihrer Seele entblößt werden. Wieder trifft man auf die große Familie der Wandler, bekannte Charaktere haben ihre Auftritte, so ist man nie gezwungen, Jemandem Auf Wiedersehen zu sagen. Mit dem Ausflug in Toriks Vergangenheit tauchen weitere hochinteressante Charaktere auf, die Familie wächst und schweißt sich immer enger zusammen, ein wunderbares Gefühl, da man genau weiß, auf wen man wieder trifft im nächsten Band.

Zum Schluß noch etwas zur Covergestaltung, die zwar mit dem indianisch angehauchten Mann wunderbar stimmig ist, nur wirkt er doch etwas zu jung, da Torik schon etwas älter ist. Die Qualität von Lyx ist wieder mal gewohnt hochwertig, da gibt es keine Leseknicke. Wunderschön auch der Puma im inneren Cover, Lyx gibt sich wirklich viel Mühe mit der Gestaltung.


Fazit

Knisternde Erotik, diesmal sogar in einer ganz speziellen Form, spannende Handlungen, Geheimnisse aus der Vergangenheit und eine liebgewordene Familie erleichtern einem das Heimkommen ins Lager ungemein. Schon mit dem ersten Wort setzt der Wohlfühlcharakter ein, mit Michelle Ravens unglaublich packendem Stil wird das Buch wieder einmal zu einem wahren Pageturner, der buchstäblich an den Fingern klebt. Wahre Helden sind diejenigen, die es schaffen, das Buch während des Lesens aus der Hand zu legen. Die anderen Helden schnurren vor Wohlbehagen und mit dem gehörigen Schuss Ironie in dem Buch ist es pures, unverfälschtes Lesevergnügen. Dazu noch die geniale Idee mit der Schriftstellerin, die genau dieses Buch, was man selber in der Hand hält, geschrieben hat – perfekt.


Pro und Contra

+ knisternde Erotik
+ geniale Idee, das Buch in der Hand auch das Buch im Buch
+ interessante und wandelbare Charaktere
+ bekannte Charaktere tauchen wieder auf
+ witzig
+ ungewöhnliche Situationen
+ einfühlsam und fesselnd geschrieben
+ die Nebencharaktere haben ihre eigenen Geschichten
+ mysteriöse Fremde tauchen auf
+ viele Geheimnisse wollen noch enthüllt werden
+ neue, interessante Charaktere werden eingeführt

o Coyles Verhalten am Krankenhaus
o einige lose Enden

Wertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Interview mit Michelle Raven (Februar 2010)

Rezension zu "Ghostwalker - Die Spur der Katze" (Band 1)

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Tags: Gestaltwandler, Romantic Fantasy