Tinker (Wen Spencer)

Heyne (Oktober 2010)
Klappbroschur
Seiten: 608,9,99 EUR [D]
ISBN: 978-3-4535-2780-5

Genre: Fantasy


Klappentext

Wenn ein mächtiger Feind deine Heimat bedroht ...

... ist es schwierig, sich auf die wesentlichen Dinge im Leben zu konzentrieren, wie etwa das erste Date. Tinker – achtzehn Jahre alt, Erfindergenie und stolze Besitzerin eines Schrottplatzes – lebt in der magischen Stadt Pittsburgh. Als sie dem Elfenfürsten Windwolf zufällig das Leben rettet, nimmt dieser sie mit an seinen Hof. Tinker kann ihr Glück kaum fassen, schließlich hat sie auf den sexy Elf schon länger ein Auge geworfen. Doch dann ist das Land plötzlich in höchster Gefahr ...

Rezension

Pittsburgh ist die etwas andere Stadt, anders als wir sie kennen. Durch ein Orbitaltor verschwindet der ganze Landstrich, um sich in einer anderen Dimension wieder zu finden - der Welt der Elfen. Einmal im Monat ist Abschalttag und Pittsburgh kehrt für 24 Stunden wieder zurück auf die Erde, um es den Einwohnern zu ermöglichen, die nötigen Güter zu beschaffen. Und eben in dieser leicht verdrehten Welt lebt Tinker. Sie hat schon ihr ganzes Leben in dieser Stadt verbracht und leitet zusammen mit ihrem Cousin, Oilcan, einen Schrottplatz, der ihr auch immer wieder die Materialien für eine ihrer eindrucksvollen Erfindungen liefert. Doch ihre Welt stellt sich auf den Kopf, als der Elfenfürst Windwolf bei ihr auf dem Schrottplatz auftaucht und das auch noch am Abschalttag. Er wird verfolgt von Wargen ähnlichen Tieren, doch zusammen besiegen die beiden die magischen Kampfhunde, aber nicht ohne Folgen. Windwolf wird schwer verletzt und benötigt dringend Hilfe, doch Pittsburgh befindet sich nicht in der Elfendimension, sondern auf der Erde und so beschließt Tinker, Windwolf in einer halsbrecherischen Aktion zu retten, die unweigerlich ihr Leben verändern wird. Denn Windwolf steht nun in ihrer Schuld, aber seine Dankbarkeit bringt nicht nur Positives mit sich…

Tinker ist eine erfrischende Mischung aus Urban Fantasy und Science Fiction, ganz anders als die momentan zu Hauf zu findenden Vampirlektüren. Wen Spencer verknüpft hier die absolut magische Welt der Elfen mit den wissenschaftlichen Aspekten der Quanten- und Astrophysik sowie der Genetik, ohne den Leser mit unverständlichen Phrasen zu quälen. Ganz im Gegenteil, es ist alles sehr logisch aufgebaut und wird realitätsnah erklärt. Die Fantasie der Geschichte hat somit einen wissenschaftlichen Hintergrund und wäre in unserer Welt durchaus denkbar.

Und genauso außergewöhnlich geht es bei den Charakteren weiter. Tinker ist ein 18-jähriges Mädchen, das sehr eigenständig und lebendig ist. Sie hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen und ist ein absoluter Sturkopf. Eine Macherin eben, die ständig an ihren eigenen Erfindungen herum experimentiert, was nicht von ungefähr kommt, denn ihr Vater war derjenige, der das Hyperphasentor entwickelt hat. Doch als sie auf Windwolf trifft, wird sie auch wieder zum kleinen Mädchen, das verliebt bis über beide Ohren ist und ihre sonst so rationale, analytische Denkweise setzt bei Zeiten aus. Keine Wunder bei einem so gut aussehenden, mächtigen Elfen, der wider Tinkers Erwarten Gefallen an der kleinen Bastlerin findet. Zwischen beiden entwickelt sich langsam aber sicher eine tiefergehende, wunderschöne Liebesgeschichte, die stets authentisch wirkt, manchmal jedoch zu rational ist, auf Kosten der Romantik. Natürlich darf auch in diesem Roman die Erotik nicht fehlen, die aber nie Überhand nimmt und die Verbundenheit der Protagonisten widerspiegelt. Doch nicht nur diese beiden ziehen den Leser in ihren Bann. Bei den unterschiedlichten Charakteren ist alles dabei, was das Herz begehrt. Es gibt den liebenswerten Cousin Oilcan, der für jeden Schabernack zu haben ist, den leicht unbeholfenen, aber immer starken Leibwächter Pony, die eifersüchtige Assistentin Windwolfs, die verrückte Halbelfin von Nebenan und viele mehr. Alle haben ihren eigenen Charme und es fällt nicht schwer, sich mit ihnen zu identifizieren, zumal es Wen Spencer gelungen ist, allen Darstellern die nötige Tiefe zu verpassen.

Doch noch so gute Charaktere sind nichts, ohne einen spannenden Geschichtsverlauf und auch hier enttäuscht Tinker nicht. Auch wenn man sich anfangs erst zurechtfinden muss, weil man mitten ins Geschehen geworfen wird, wird man schnell in die etwas andere Welt hineingezogen. Es wird nie langweilig und die Ereignisse überschlagen sich regelrecht, jedoch ohne den Leser zu überfordern. Dies wird unterstrichen durch einen absolut frischen Schreibstil, der durch viel Sarkasmus und Humor überzeugt. Das Finale ist dann das I-Tüpfelchen auf dem so schon stimmigen Ganzen und lässt auf eine Fortsetzung hoffen.

Fazit

Tinker von Wen Spencer ist ein außergewöhnlicher und absolut erfrischender Urban Fantasy Roman, der von allem die nötige Menge bietet, um wirklich Spaß zu machen: Spannung, Liebe, etwas Erotik, Humor und tolle Charaktere mit den passenden Ecken und Kanten.

Pro und Kontra

+ spannend
+ logisch beschriebene Welt ohne Lücken
+ vielseitige Charaktere
+ Handlung nicht vorhersehbar
+ gute Recherche
+ anders
+ tolles Finale

- teilweise zu rationale Beziehung
- der Anfang überfällt den Leser

Beurteilung:


Handlung: 4,5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 5/5