Rezensionen im Juni (2011)

Liebe LeserInnen,

ehe man sich’s versieht, ist das halbe Jahr schon wieder rum und man fragt sich, wo eigentlich all die Zeit geblieben ist. Nun, zumindest für unser Redaktionsteam können wir diese Frage beantworten: Wir haben sie mit Lesen und Rezensieren verbracht, um euch mit jeder Menge Buchbesprechungen versorgen zu können. Damit ihr bei der Vielzahl nichts Wichtiges vergessen könnt, gibt es auch heute wieder den monatlichen Rückblick mit einer Auswahl des Monats Juni.



Belletristik

Nicht was, sondern wie! – Mit “Du oder das ganze Leben“ von Simone Elkeles wird dieses Konzept geradezu meisterlich veranschaulicht und so präsentiert sich in diesem viel zu kurzen, sehr unterhaltsamen Roman eine zwar nicht ganz unbekannte Geschichte, voller Gefühl und Leidenschaft, die aber im wahrsten Sinn des Wortes begeistern kann. Jüngere Leser, die sich allgemein für Geschichten solcher Art interessieren, sollten sich ebenso angesprochen fühlen wie zum Schwärmen neigende Erwachsene. Denn dieses Jugendbuch ist einfühlsam, spannend und vor allem: schwer zu empfehlen!

Ein unglaubwürdiger Plot, unsympathische Charaktere, humorlose Dialoge und eine generell vorherrschen zu scheinende Lieblosigkeit machen “Ausgebucht“ zwar zu einer kurzweiligen Unterhaltungslektüre für zwischendurch, insgesamt betrachtet lässt der Roman von Steffi von Wolff den Leser aber enttäuscht und unzufrieden zurück.

Dark Fantasy

“Babel – Dämonenfieber“ hebt sich wie sein Vorgänger in vielen Details von anderen Genreromanen ab und bietet eine gelungene Kombination aus Spannung, Humor und Finsternis. Babel fasziniert vor allem mit ihren dunklen Seiten und die Dreiecksbeziehung mit Sam und Tom bringt ordentlich Feuer in die Story von Cay Winter!

Klappernde Hufe und ein altmodischer Sprachgebrauch sind die absoluten Highlights von “Ausersehen – Tales of Parthalon 1“. Mit der fantastischen Welt der Zentauren und ihren hinreißenden Charakteren mag man das Buch von P.C. Cast gar nicht mehr aus der Hand legen. ClanFintan und die Jungs sind einfach entzückend, Situationskomik und Wortwitz durchziehen die ganze Geschichte. Ein Buch zum Lachen, Weinen, Fürchten und Dahinschmelzen.

Fantasy

“Tinker“ von Wen Spencer ist ein außergewöhnlicher und absolut erfrischender Urban Fantasy Roman, der von allem die nötige Menge bietet, um wirklich Spaß zu machen: Spannung, Liebe, etwas Erotik, Humor und tolle Charaktere mit den passenden Ecken und Kanten.

“Wind der Zeiten“ ist ein Buch zum Träumen. Jeanine Krock fängt die atemberaubende Schönheit der schottischen Highlands geradezu meisterhaft ein und garniert ihr Kunstwerk mit einer kaum auszuhaltenden emotionalen Spannung. Erfrischend humorvoll und voller Leidenschaft!

Historik

“Die Tochter der Seidenweberin“ von Ursula Niehaus ist ein klassischer historischer Frauenroman, handwerklich solide gearbeitet, gut und leicht zu lesen, der allerdings an einigen typischen Schwächen des Genres und des Charakters als Nachfolgeband krankt.

“Könige der ersten Nacht“ ist ein gekonnt geschriebener, spannend erzählter und sorgfältig recherchierter historischer “Männer-Roman“ von Bernhard Hennen, der aber nicht in die Falle exzessiver Gewaltschilderungen tappt. Gut gemachte Unterhaltung für etliche vergnügliche Stunden, verbunden mit einer unaufdringlichen Nachhilfelektion in mittelalterlicher Geschichte.

Horror / Mystery

“Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte“ von Jeff Strandbesitzt den gleichen Charme wie sein Vorgänger und bietet einige wirklich witzige Momente. Überschattet wird das leider von weniger schönen Logiklöchern und von Zufall geprägten Ereignissen.

Krimi

Regionalkrimis bestechen meistens durch ihr ungewöhnliches Flair, die Bekanntheit der Schauplätze sorgt für ein außergewöhnlich atmosphärisches Setting. Daniel Kohlhaas ist es mit “Amygdala“ gelungen, nicht nur diese Stimmung einzufangen, sondern sie auch noch mit einer explosiven Mischung aus Spannung und undurchschaubaren Motiven pikant zu würzen. Seine poetische Sprache bringt völlig ungewohnte Vergleiche hervor, die zu begeistern wissen. Ein wahrer Pageturner aus deutschen Landen – davon können wir noch viel mehr gebrauchen, besonders von diesem Autor.

Stereotype Charaktere und die Überheblichkeit der erzählenden Hauptperson erzählen in “Ausgetanzt“ von Anni Bürkl eine nicht gerade gelungene Geschichte. Zu sehr wird sie von Klischees bestimmt, man fühlt sich unter den Charakteren nicht wohl und wundert sich, woher Berenike ihr Selbstbewusstsein nimmt und alle anderen eindimensional wirken. Platz für Entfaltung und Änderung ist nicht gegeben, lediglich das stimmungsvolle Setting entschädigt für Vieles.

Manga / Comic

“After A Storm“ von Shoka Hidaka ist eine schöne Abwechslung im Bereich des Shonen-Ai. Die Entwicklung der Geschichte wird durch die Tatsache, dass es sich um einen Einzelband handelt, nicht vorangepeitscht, sondern entwickelt sich in einem angenehmen Tempo.

ScienceFiction

Mit faszinierenden Ideen, dichter Atmosphäre und handwerklich solider Umsetzung präsentiert Alastair Reynolds seinen neuen Roman “Unendliche Stadt“, der allerdings durch langsame und auffallend unkomplexe, geradlinige Handlung hinter den Erwartungen zurück bleibt, die man nun einmal – gerechtfertigt durch viele großartige Romane - an seine Bücher stellt.

Sonstiges

“Ficken und Sterben“ von Jon Øystein Flink wirkt erstmal wie die Aneinanderreihung abstruser Erlebnisse eines eigentlich lebensmüden Mannes nach seinem gescheiterten Selbstmordversuch. Erst nach dem Lesen und längerem Wirkenlassen findet die eigentliche Aussage den Weg in die Gedanken des Lesers und beißt sich dort fest. Ein Buch, das nachhallt, jedoch seine Zeit braucht, um die volle Wirkung entfalten zu können.

Thriller

Im Grunde könnte man nach jedem neuen Lady-Thriller von Karen Rose das Gleiche sagen: Unterhaltung mit der richtigen Mischung aus Liebe und Spannung, sympathische Charaktere, trotz teilweiser Vorhersehbarkeit ansprechender Plot. Auch “Todesstoß“ ist wieder einmal ein Rundum-Paket mit allem, was dieses Genre braucht. Bitte schnellstmöglich für Nachschub sorgen, Frau Rose!

Spannend und atmosphärisch erzählt John Rector seinen Debütroman “Frost“, der trotz schon dagewesener Idee durch eine gelungene Umsetzung bis zum Schluss fesselt.



Wie gewohnt war auch der Juni abwechslungsreich, im Juli dürft ihr euch unter anderem auf unsere 1.100 Rezension freuen – eine Zahl, die sich sehen lassen kann und die für uns nur ein kleiner Zwischenschritt sein soll. Wem die hier angeführte Auswahl noch nicht ausreicht, ist herzlich eingeladen, in unserer Übersicht nach Lust und Laune zu stöbern.

Wir wünschen einen sonnigen und lesereichen Juli,
euer Literatopia-Team