Das Erbe von Winterfell - Das Lied von Eis und Feuer (George R.R. Martin)

Verlag: Blanvalet (März 2011)
Taschenbuch: 542 Seiten; 15 €
ISBN-13: 978-3442267811

Genre: Fantasy


Klappentext

Das grösste Fantasy-Epos unserer Zeit

Zweites Buch:
Das Erbe von Winterfell

„Der amerikanische J.R.R. Tolkien.“
TIME Magazine


Rezension

Hört mich brüllen


Krieg bricht zwischen Lennisters und Starks aus, nachdem Catelyn Stark, Tyrion Lennister gefangen hielt. Doch es kommt noch schlimmer. Der König stirbt, bevor ihm seine rechte Hand Eddard ein schreckliches Geheimnis offenbaren kann. Seinen Freund verloren, muss Stark eine schwere Entscheidung treffen. Doch Cersei, die Witwe des Königs, kommt ihm zuvor und handelt schnell. Ehe er realisieren kann, wie ihm geschieht, findet sich Eddard Stark im Kerker wieder, seine Mannen wurden niedergemetzelt und seine eine Tochter ist auf der Flucht, während die andere dem neuen, jungen König als Geisel dient. Schnell wird klar, dass Joffrey kein gütiger König sein wird und zu irrationalen Entscheidungen neigt. 
Während die Situation in der Hauptstadt immer gefährlicher und schlimmer wird, stehen sich die Heere aus dem Norden und der Lennisters, und damit des neuen Königs, gegenüber. 
Noch weiter nördlich regt sich aber noch eine weitere Gefahr. Die Nachtwache sieht sich mit einem mal einem Feind gegenüber, von dem man glaubte, er sei seit hunderten von Jahren besiegt. Es beginnt langsam und John Schnee, Starks Bastard, findet sich mitten in einem fast aussichtslosen Kampf wieder.
Die größte Bedrohung entwickelt sich allerdings jenseits des Meeres. Dort, wo die letzten der Targaryen Zuflucht gefunden haben. Während Viserys immer mehr Schwächen offenbart, schafft es Daenerys ihren Mann Khal Drogo dazu zu bewegen, die Sieben Königslande zu erobern. Die Dothraki machen sich auf dem Weg das Meer zu überqueren.

Das zweite Buch vom „Lied von Eis und Feuer“ macht dort weiter, wo „Die Herren von Winterfell“ endete und sofort ist man wieder mittendrin im Geschehen, wird förmlich hineingesogen. Viele offene Handlungsstränge und Fragen gab es am Ende des Vorgängers und gleich am Anfang wird so manches aufgelöst. Tyrion Lennister wird aufgrund der äußeren Zwänge freigelassen und so werden Ereignisse in Gang gesetzt, die ihn betreffend, zu einem überraschenden Ende führen. Ebenso wird John Schnee plötzlich in eine Position gebracht, mit der so nicht zu rechnen war. Doch bei alldem entwickelt sich ein Spiel um die Macht, in das nach und nach der Kontinent hineingezogen wird. Allianzen werden eingefordert oder neu geschmiedet und mehr als ein Opfer wird den handelnden Personen abverlangt. Dabei zeigt so mancher überraschende Züge. Robb, der Erbe von Eddard Stark, führt ein Heer Richtung Süden und beweist dabei für einen sechzehnjährigen überaus großes Geschick. Er mag zwar nicht der große Held sein, wie sie der Leser sonst aus der Fantasy gewohnt ist, aber, dass muss er auch nicht. Er überzeugt durch seinen Charakter, der in diesem Buch weiter vertieft wird. Gleiches gilt für Tyrion Lennister. Seine Hassliebe zu seinem Vater und seiner Familie wird überaus deutlich, wodurch er in einem ständigen Konflikt lebt, zwischen dem was richtig ist und ihm die Treue gebietet. Im Grunde ist er unter den ganzen Schichten von Sarkasmus und Spitzzüngigkeit jemand, der weiß, was richtig ist und nur versucht unbeschadet durchs Leben zu kommen. Dies wird ihn nicht gerade einfacher gemacht, nachdem König Joffrey Eddard Stark hinrichten lässt.
Joffrey, der schon in „Die Herren von Winterfell“ unsympathisch wirkte, offenbart nun seine wahres Gesicht und das ist eine äußerst häßliche Fratze. Vernunft scheint ihm fern, der Wahnsinn liegt seiner Natur näher. Und damit führt er das Königreich in einen äußerst blutigen Krieg gegen sich selbst. Seine Unfähigkeit strategisch zu denken, scheint ihn aber in eine schwierige Lage zu versetzen im Fortlauf der Geschichte. Überall erheben sich jetzt die Fürsten und wollen selbst nach der Macht greifen oder unterstützen ihren Favoriten. Am Ende steht ein großer Wendepunkt für die Geschichte von Westeros. 
Allerdings nicht die einzige, der Norden birgt Gefahren und einen rasanten Aufstieg für John Schnee und vor allem im Westen wartet vielleicht die größte Gefahr mit Daenerys Targayen. Sie macht die größte Entwicklung innerhalb der beiden bisherigen Romane durch. Anfangs ein Werkzeug ihres Bruders, wird sie zu einer äußerst starken und selbstsicheren Frau, die auf ihre Intuition vertraut und eine Gefahr für die sieben Königslande heraufbeschwört, mit der niemand rechnen konnte. Dabei muss sie wortwörtlich durchs Feuer gehen und kommt umso stärker wieder hervor. Wenn man sie mit der Daenerys am Anfang vergleicht, hat sie praktisch keine Ähnlichkeit mit ihr, mit der einzigen Ausnahme, dass sie sich nach wie vor, um andere sorgt. 

George R.R. Martin schafft es wieder große politische Verwicklungen im Ringen um den eisernen Thron und Charakterentwicklung gleichberechtigt nebeneinander zu stellen und dabei ein äußerst unterhaltsames und mitreißendes Buch zu schreiben. Seine Charaktere haben alle Ecken und Kanten, niemand ist rein gut oder böse – sie sind menschlich und das macht sie aus. Jeder wächst an den ihn gestellten Aufgaben und entwickelt sich weiter. Niemand bleibt unberührt von den Ereignissen. Sehr gut stellt der Autor dar, wie sich aus den persönlichen Meinungen und Einstellungen so manche Konsequenzen ergeben. Mehr als einmal denkt sich der Leser, die Figuren mögen bitte anders handeln, da dies aber entgegen ihres Charakters wäre, lässt sie George R.R. Martin dann doch den schweren Weg gehen, auch wenn er in den Untergang führt. Dadurch bleiben seine Charaktere jederzeit glaubwürdig. Hervorheben muss man in diesem Zusammenhang wieder Tyrion Lennister, der einfach derzeit die interessanteste Figur im „Lied von Eis und Feuer“ ist. Aber auch Daenerys und Arya Stark sind vielfältig. Beide Mädchen durchlaufen in „Das Erbe von Winterfell“ die Hölle und stehen am Ende gestärkt da und mit einer Kraft, die man zumindest bei Daenerys nicht erwartet hätte.

Der Fantasyanteil steigt in diesem Roman sprunghaft an. Kam „Die Herren von Winterfell“ fast wie ein historischer Roman daher, so enthält „Das Erbe von Winterfell“ viele Elemente aus der Fantasy. Allerdings bestimmen diese nicht das Geschehen. Magie taucht nur ganz am Rande, fast unbemerkt, auf. Sorgt dann allerdings dann für eine der intensivsten Szenen. Und das Auftreten der mächtigsten Geschöpfe der Fantasy verspricht noch viel für die kommenden Ereignisse. Eins ist klar, in Westeros wird es unweigerlich zu mehr als nur einen großen Kampf kommen und die Parteien holen gerade alle erst Luft.

Blanvalets Ausgabe des Romans ist wieder wunderbar gestaltet. Das Cover passt zu perfekt zum Inhalt. Das ausgewählte Wappen der Lennisters deutet schon gut an, worum es in „Das Erbe von Winterfell“ gehen wird. Dazu gibt es auf den Umschlaginnenseiten noch eine Karte der Welt.


Fazit

Auch „Das Erbe von Winterfell“ weiß wie sein Vorgänger auf ganzer Linie zu überzeugen. Charaktere und Geschichte sind perfekt miteinander verwoben. Gleichzeitig bietet der Roman für jeden Leser etwas. Action, Politik Intrigen und große Gefühle. Fantasy auf solch hohem Niveau ist selten, deswegen sollte man auf jeden Fall zu greifen.


Pro & Contra

+ die Handlung entsteht aus den Charakteren
+ Tyrion Lennister
+ Arya Stark
+ Daenerys wird immer stärker
+ viele Handlungsstränge 

0 es gibt viele Namen und Personen, dadurch besteht die Gefahr, den Überblick zu verlieren
0 deutliche Darstellung von Gewalt

Bewertung:

Charaktere: 4,5/5
Handlung: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


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Tags: Grimdark, George R.R. Martin