Gothic Love (Miku Momono)

Egmont Manga & Anime (Juni 2011)
Originaltitel: Haitoku Wa kegarenai
Originalverlag: Shogakukan
Taschenbuch, 192 Seiten, 6,50 EUR
Altersempfehlung: ab 16
ISBN: 978-3-7704-7428-8

Genre: Manga / Lovestory


Klappentext

Marika sollte das glücklichste Mädchen der Welt sein: sie ist hübsch, reich und ihr Elite-Internat verspricht eine tolle Zukunft. Aber sie fühlt sich wie ein Vogel im goldenen Käfig. Doch dann trifft sie den „Schulrebellen“ Kanzaki in der schuleigenen Kapelle … Miku Momonos Mangadebüt verzaubert durch elegantes Artwork, eine mitreißende Geschichte über Stolz und Vorurteile sowie durch prickelnde Erotik!


Rezension

Marika fühlt sich wie ein kleiner Vogel in einem goldenen Käfig: Ihre reichen Eltern lassen sie ein hervorragendes Internat besuchen, das ihr Möglichkeiten für die Zukunft gibt, von denen andere nur träumen können. Doch Marika fühlt sich einsam in ihrem Leben aus Spitzennoten und übertriebener Höflichkeit. Die streng katholische Schule engt ihre Persönlichkeit ein, die nur in der Musik ein wenig Freiheit erlebt. Bis sie Kanzaki kennenlernt, der ihr schon bei der ersten Begegnung einen Kuss stiehlt. Schnell entwickelt sich eine Affäre mit dem Schulrebellen, die sich durch Geheimniskrämerei und Intrigen dramatisch entwickelt. Marika muss dabei erst einmal begreifen, was sie empfindet und wir stark ihre Gefühle für Kanzaki wirklich sind ...

Ein Gedanke begleitet das Lesen von der ersten Seite an: Klischee. Marika ist das schüchterne, wohlerzogene Internatsmädchen, das sich nach Zerstreuung sehnt. Und Kanzaki ist das passende Äquivalent mit rebellischem Charme und direkter, anzüglicher Art. Auch die Nebencharaktere sind stereotyp und dienen lediglich dazu, Konfliktpotential einzubringen ohne ein nennenswertes Eigenleben aufzuweisen. Besonders kreativ war die Mangaka bei Gestaltung ihrer Charaktere also nicht, trotzdem haben die beiden Protagonisten einen gewissen Charme, der das Lesen doch noch recht interessant macht. Insbesondere Kanzaki bietet mit seiner tragischen Vergangenheit Ansatzpunkte für Tiefgang, doch auch diese ist so klischeehaft, dass man einerseits lächeln muss und andererseits den Kopf schüttelt. Wer allerdings keinen großen Wert auf komplexe Charaktere legt, kann auch den Reiz dieser verträumten Klischees entdecken. Die Dialoge sind wie die Handlung selbst von Klischees geprägt und insgesamt eher schwach. Zwischen Kanzaki und Marika gibt es ein paar herzerwärmende Gespräche, doch insgesamt wirken die Charaktere ein wenig wie Schauspieler in einer schlechten Soap.„Gothic Love“ ist eine fast schon angenehm vorhersehbare Lovestory, die sich schnell lesen lässt und kurzweiliges Vergnügen bietet.

Für junge Leser ist definitiv zu viel Erotik vorhanden, daher die Altersempfehlung ab 16. Für erwachsene Leser hingegen wirken die erotischen Szenen ein wenig verschämt, wenn auch stil- und stimmungsvoll gezeichnet. Grundsätzlich muss nicht alles gezeigt werden, doch teilweise werden die Szenen so schnell durch neue Ereignisse weggeblendet, dass man ein wenig das Gefühl bekommt, die Mangaka hätte sich mit der Erotik ein wenig schwer getan. Zudem wird man immer wieder aus der Geschichte herausgerissen, wenn sich die Protagonisten gerade näher kommen und im nächsten Panel ein neuer Schultag beginnt. Andererseits kommt es zwischen den Protagonisten so häufig zu erotischen Treffen, dass man sich fragt, wo die immer wieder angesprochene Liebe stattfinden soll. Marika bemüht sich zwar, mehr über Kanzaki herauszufinden und ihre Beziehung zu vertiefen, doch dem jungen Mann scheint es über weite Teile des Mangas hinweg nur um das Eine zu gehen. Zudem zeigt sich Marika für ihren wahrscheinlich ersten Freund überraschend willig.

„Gothic Love“ ist dabei ein etwas unglücklich gewählter Titel, denn mit „Gothic“ hat dieser Manga relativ wenig zu tun. Weder gehören die Charaktere der entsprechenden Szene an, noch kann man die Geschichte als besonders düster bezeichnen. Es handelt sich einfach nur um eine schwer romantische, typisch komplizierte Liebesgeschichte, die insgesamt schön gezeichnet ist. Marika wirkt dabei recht puppenhaft, aber dadurch auch sehr süß. Kanzaki und andere Charaktere zeichnen sich ebenfalls durch feine Linienführung aus, wobei der Stil an für sich noch zu wenige Besonderheiten aufweist. Doch für ein Mangadabüt kann sich „Gothic Love“ sehen lassen und bietet ab und an wunderschöne Zeichnungen zwischen vielen durchschnittlichen. Abschließend findet sich noch eine Kurzgeschichte im Manga, die am gleichen Internat, allerdings zu einer anderen Zeit spielt. Hier geht es um eine Lehrerin, die von einem Schüler verehrt wird und sich in eine heikle Situation bringt. Zudem verfolgen sie böse Gerüchte von ihrer alten Schule. Ein weiteres Klischee, das allerdings plumper als die eigentliche Story daherkommt und in seiner Kürze keine Stimmung aufkommen lässt.


Fazit

„Gothic Love“ bietet kurzweiliges Vergnügen und reichlich Klischees. Wer‘s mag und auf Tiefgang verzichten kann, kann sich an der schwer romantischen Geschichte mit erotischem Touch und einem zarten Zeichenstil erfreuen.


Pro & Contra

+ Kanzaki und Marika harmonieren gut
+ bittersüße Lovestory
+ schöner, zarter Zeichenstil

o extrem klischeehaft

- zu wenig Tiefgang
- vorhersehbar
- schwache Dialoge

Wertung:

Handlung: 2,5/5
Charaktere: 2,5/5
Zeichnungen: 3/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5


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