Da muss man durch (Hans Rath)

rororo (Juni 2011)
Taschenbuch, 272 Seiten
ISBN: 978-3499254550
€ 8,99 [D]

Genre: Humor


Klappentext

Seine Traumfrau will nicht.

Sein Anzug sitzt nicht.

Sein Hund hört nicht.

Da muss Paul wohl durch … Für den neuen Chefposten soll er zum Bewerbungsbesuch nach Mallorca, in die Villa der Firmeneigentümer. Vier Frauen entscheiden über Pauls Karriere: seine große Liebe, ihre verführerische Schwester, die heiratswütige Tante und vor allem die frostige Großmutter. Da braucht es nicht viel, um reihum in Ungnade zu fallen.


Rezension

Während es für Paul beruflich verhältnismäßig vielversprechend verläuft, ist sein Glück in der Liebe irgendwo zwischen katastrophal und apokalyptisch einzuordnen. Iris, Pauls Traumfrau und Liebe seines Lebens, hat geheiratet. Vielleicht wäre es erträglich, wenn er sie wenigstens nie wieder sehen müsste. Dummerweise ist Iris eine gebürtige van Beuten und gehört somit zu eben jener Familie, zu der Paul soeben nach Mallorca fliegt und die darüber entscheiden wird, ob er den Chefposten im Verlag bekommt. Zu Iris gesellen sich noch ihre rebellische und attraktive Schwester, eine in die Jahre gekommene Tante, die es auf jeden heiratswilligen Kerl
abgesehen hat und die Großmutter Elizabeth van Beuten. Besonders die Familienälteste, die wie eine Klotz aus Eis von ihrem Thron regiert, lässt kein gutes Haar an Paul. Wieder einmal sieht sich Paul einem Berg aus Problemen gegenüber. Schön, wenn es Freunde gibt, auf die man sich verlassen kann.

Der große Knall kam zum Schluss von "Man tut, was man kann", dem ersten Band um Paul Schubarth. Iris, seine Angebetete und mit einem anderen Verheiratete, ist also eine van Beuten. Hans Rath beginnt seinen zweiten Roman unmittelbar dort, wo er den Vorgänger abrupt abbrach. Paul ist im Flugzeug und auf dem Weg nach Mallorca, wo ihm die attraktive Audrey ein Ohr abkaut. Und wie es der Zufall will, ist sie auch eine van Beuten. Der Autor lässt es sich also wie schon zuvor nicht von geringen Wahrscheinlichkeiten abhalten, um unerwartete Ereignisse einzubauen.
Die erste Hälfte des Buchs befindet sich Paul auf dem Anwesen der Familie. Diese Passagen bieten nicht ganz so viel Witz, wie man es gewohnt ist, dafür ist Pauls Kampf gegen den Snobismus der Beutens zu ernst geraten. Seine schlechte Gemütslage prägt die Atmosphäre und irgendwie erinnert einen alles an eine Sat1-Komödie. Zum ersten Mal hat man das Gefühl, dass Paul allein nicht reicht, um die Geschichte zu tragen. Zwar ist Schamski, sein Arbeitskollege und bester Freund, mit von der Partie, wirklicher Humor kommt aber nicht auf. Das ändert sich schnell zur zweiten Hälfte, als durch widere Umstände die Viererclique zusammenkommt. Unterwegs auf Mallorca erleben sie einen Road Trip der ungemein unterhält und nah an den Vorgänger rankommt. Am besten funktioniert es eben, wenn alle Charaktere versammelt sind. Insgesamt ist "Da muss man durch" also wieder gut gelungen. Raths Gespür für die kleinen Dinge, die Männer und deren Freundschaften untereinander ausmachen, stellt er gekonnt unter Beweis. Besonders erfreulich ist, dass Fred, der Hund aus dem Tierheim, den Paul schließlich bei sich aufgenommen hat, eine große Rolle bekommen hat. Ursprünglich als Mittel zum Zweck genutzt, damit Paul seine Traumfrau treffen kann, ist er inzwischen ein Teil der Familie. Die Beziehungen zwischen Mann und Hund ist eben eine besondere, auch wenn der beste Freund des Menschen einen in den Ruin treiben kann.

Trotz der klaren Fokussierung auf den Unterhaltungswert, bleiben charakterliche Entwicklungen nicht außen vor. Paul ist davon noch am wenigsten betroffen, was aber nicht weiter schlimm ist. Sein Leben verläuft einfach nicht in der rechten Bahn und die Probleme werden nicht weniger. Mit seinem Zynismus und seiner Bissigkeit versucht er alles zu meistern, verliert aber nach und nach die Lust. Ein Schlussstrich muss her. Erst das ungeahnte Ende, das erneut auf den Leser wartet, eröffnet viel Raum für Entwicklung. Wirkliche Fortschritte hingegen bringen die Komparsen zustande. Schamski, der in "Man tut, was man kann" noch in einer Identitätskrise steckte, hat sich selbst gefunden und rast förmlich auf seine Ziele zu. Günther arbeitet an seinen Bindungs- und Zukunftsängsten und selbst Bronko kann Fortschritte verbuchen. Vielleicht ist es aber genau dieser Kontrast, der Paul die Augen öffnet, dass sein Leben in dieser Form keinen Fortbestand mehr hat.

"Da muss man durch" reicht nicht ganz an seinen Vorgänger ran. Dazu war dieser einfach zu witzig. Dafür war die Handlung geringer und bot eben nur eine humorvolle Situation nach der anderen. Dass Rath nach und nach auch ernstere Passagen einbaut, hat seine Vor- und Nachteile. In erster Linie jedoch dienen sie dazu, die Protagonisten vielschichtiger zu machen, auch wenn man etwas an Witz einbüßt. Die zweite Hälfte, in der gewohnt skurrile Dialoge und Ideen am laufenden Band vorkommen, überzeugt hingegen gänzlich. Letztendlich enthält dieser Roman die gleichen Schwächen und Stärken wie Band 1 und sollte abhängig davon, ob einem dieser gefallen hat, gelesen werden oder eben nicht.


Fazit

Fast so gut wie sein Vorgänger präsentiert sich "Da muss man durch" in einem guten Licht. Diese Männergeschichte macht einfach Spaß. Die Lacher wurden etwas zurückgeschraubt, dafür entwickeln sich die Charaktere überraschend gut weiter. Freunde des Vorgängers sollten zugreifen.


Pro und Kontra

+ viele Lacher, wenn auch deutlich weniger
+ liebenswerte Charaktere, die sich weiterentwickeln
+ Pauls bissige Gedankengänge
+ wiederholt lesenswert
+ perfekte Männerliteratur
+ es gibt noch einen Nachfolger

- Zufälle bleiben weiterhin oft unwahrscheinlich

Beurteilung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


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