cbj (August 2010)
gebunden, mit Schutzumschlag
416 Seiten, € 17,99 [D]
ISBN: 978-3-5701-3722-2
Genre: Fantasy
Klappentext
Schlimme Nachrichten ereilen Lia, als sie nach einem Weg sucht, um die unheilvolle Prophezeiung zu beenden: Ihre Schwester und Todfeindin Alice schreckt vor nichts zurück, um das Tor für Samael zu öffnen, und hat sich sogar Lias Freund James gefügig gemacht. Nun bleibt Lia nur noch eine Chance, um das Blatt zu wenden: Sie muss die gefahrvolle Reise nach Altus, zum Sitz der Schwesternschaft, auf sich nehmen. Zu spät erkennt sie, dass sich in ihrer Gruppe ein Verräter befindet. Fast hätte dieser Lia ins Verderben gestürzt – da rettet sie in letzter Sekunde Dimitri, ein Gesandter der Schwesternschaft. Um Lia vor dem Zugriff Samaels zu schützen, gibt er die Neutralität auf, zu der ihn seine Position ehern verpflichtet …
Rezension
Das Abenteuer rund um sie Prophezeiung der Schwestern geht weiter: Lia ist mit ihrer Freundin Sonia von New York nach London gezogen, um Abstand von ihrer Zwillingsschwester, Alice, zu haben und ihre Fähigkeiten im Bogenschießen, Reiten und mit den Schwingen reisen zu trainieren. Aber trotz ihrer Anstrengungen scheint sie nicht annähernd die Kräfte zu haben, die ihre Schwester sich schon angeeignet hat. Alice wird immer stärker und überschreitet ohne Rücksicht Gesetze und Regeln der Magie. Lia läuft die Zeit davon, zumal ihre Tante Abigail im Sterben liegt und sie die Einzige ist, die weiß, wo die restlichen Seiten der Prophezeiung versteckt sind. Zusammen mit Edmund, Sonia und Luisa macht sie sich auf die Reise nach Altus, dem Wohnort ihrer Tante und gleichzeitig dem Sitz der Schwesternschaft, um das Rätsel rund um die Prophezeiung endlich zu lösen. Doch dieser lange Weg ist alles andere als ungefährlich. Bald müssen sie feststellen, dass sie verfolgt werden von Samaels Geschöpfen, die jedes Mittel nutzen, ihre Ankunft zu vereiteln und Lia dazu bringen wollen, endlich das Tor zur anderen Welt zu öffnen. Wie aus dem Nichts kommt ihnen ein Mann zur Hilfe, den Lia bereits bei einem gesellschaftlichen Fest getroffen hat, Dimitri. Doch können ihm die Gefährten tatsächlich trauen und wie steht es um das Vertrauen untereinander? Haben es die Seelen schon geschafft, die Gruppe zu unterwandern?
Band 2 knüpft nahtlos an der Vorgängerroman an und so trifft man auch dieselben Charaktere wieder, aber alle haben sich weiterentwickelt. Lia selbst ist sehr ernst geworden, weil die Prophezeiung und die damit verbundene Verantwortung schwer auf ihren Schultern lastet. Das unbefangene Mädchen aus Teil 1 ist fast vollständig verschwunden und bis auf ein paar Momente, die sie lachend mit ihren Freundinnen verbringt, wirkt sie sehr erwachsen. Das ist ihr allerdings nicht verwunderlich bei dem, was ihr alles zugestoßen ist. Zuerst musste sie Vater und Bruder verlieren und nun auch noch ihren geliebten James. Alice hat sich sein Vertrauen erschlichen, woraufhin er die Beziehung endgültig beendete. Doch als sie auf den charismatischen Dimitri trifft, scheint sie wieder mehr Hoffnung zu schöpfen. Hals über Kopf stürzt sie sich in eine Liebesgeschichte mit ihm.
Diese Romanze ist äußerst gut beschrieben und ruft das ein oder andere Prickeln hervor, doch gleichzeitig scheint sie auch unrealistisch. Der Wechsel zwischen den beiden Männern geht für Lia nahtlos über und sie verschwendet fast keine Gedanken mehr an James, was für ihren sonst so zurückhaltenden und mitfühlenden Charakter sehr untypisch ist. Zumal nicht vergessen werden darf, dass die Geschichte Anfang des 20. Jahrhunderts spielt, wo Freizügigkeit vor allem bei so jungen Mädchen nicht toleriert wurde. Doch Lias Gefährten scheinen sich nicht groß darum zu kümmern. Generell sind Lias Gedankengänge und Gefühle oft nicht nachvollziehbar. War sie sonst so standhaft und beherrscht, neigt sie immer mehr zu sprunghaftem, unüberlegtem Verhalten, das an Naivität nur schwer zu übertreffen ist. Zeitweise wirkt sie auch sehr egozentrisch und interessiert sich nicht für die Belange ihrer Freundinnen, was ihr einen unsympathischen, misstrauischen Zug verpasst. Da alles aus Lias Sicht geschrieben wurde, ist es dem Leser zudem nicht möglich, verschiedene Situationen aus mehreren Standpunkten zu sehen. Das hat auch Auswirkungen auf die Tiefe der Nebencharaktere. Der Einblick in ihre Gedanken bleibt verwährt, was dazu führt, dass sie sehr flach bleiben und eher eine nebensächliche Rolle spielen. Gerade der Gegenpart rund um Alice und Samael wird von Michelle Zink sehr knapp gehalten, was durchaus schade ist, da hier viel Potential für Spannung steckte.
Generell ist Spannung in Die Prophezeiung der Schwestern – Liebe und Verrat eher knapp gesät. Was vielleicht daran liegt, dass die Grundstory, nämlich die abenteuerliche Suche nach den versteckten Seiten, nur am Rande abgehandelt wird. Alles beginnt damit, dass sich Lia unfassbar viel Zeit lässt am Anfang, sich überhaupt auf die lange Reise zu begeben. Hier fehlt komplett die Logik, zumal sie ja extrem unter Zeitdruck steht und so schnell wie möglich vorankommen will. Den Weg nach Altus beschreibt die Autorin dann viel zu lange, was zum einen unnötig ist und zum anderen Längen entstehen lässt. Der Aufenthalt auf der Insel der Schwesternschaft gestaltet sich ähnlich – über einen langen Zeitraum passiert einfach nichts. Als es dann endlich zur Suche kommt, wird diese schnell und teilweise unlogisch abgehandelt. Und so geht nach und nach all die gut beschriebene Spannung zwischen viel zu lang ausgebauten Unwichtigkeiten unter.
Sprachlich bleibt sich Michelle Zink treu und kann hier wieder überzeugen, auch wenn die Ich-Perspektive in der Gegenwart etwas gewöhnungsbedürftig ist. Unterstrichen wird das Ganze von einem schönem Cover, dass sich perfekt in die Reihe der Prophezeiungen eingliedert.
Fazit
In Die Prophezeiung der Schwestern – Liebe und Verrat gelingt es Michelle Zink nicht, die Spannung aus dem ersten Band aufrecht zu erhalten. Dies ist auf zu viele Länge und zu wenig Fokussierung auf die Grundgeschichte zurückzuführen. Trotzdem kann man eine gute Entwicklung der Charaktere erkennen. Band 2 scheint ein Übergang zwischen spannendem Auftakt und hoffentlich fesselndem Ende der Trilogie zu sein.
Pro und Kontra
+ Weiterentwicklung der Charaktere
+ sprachlich einwandfrei
+ schöne Liebesgeschichte
- Teilweise Längen
- Grundgeschichte geht unter
- Handlungen und Denkweise der Protagonistin teilweise unverständlich
Beurteilung:
Handlung: 3/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5
Rezension zu Band 1: Die Prophezeiung der Schwestern