Der Ring (Paul Melko)

Verlag: Heyne (Februar 2011)
Taschenbuch: 416 Seiten,  € 8,99
Sprache: Deutsch
Originaltitel: Singularity’s Ring
ISBN-13: 978-3453527652

Genre: Science Fiction


Klappentext

Die goldenen Zeiten der Erde sind vorbei: Nur noch zehn Prozent der Menschheit bewohnen den blauen Planeten. Für sie unzugänglich umspannt ein gigantischer künstlicher Ring den Planeten – das letzte Mahnmal der einst so hochkultivierten Zivilisation. Unter den verbleibenden Erdbewohnern befinden sich auch Strom,  Medea, Quant, Manuel und Moira. Das genetisch modifizierte Quintett bildet die personelle Einheit Apollo Papadopulos, die darauf programmiert ist, wie ein einziger Mensch zu denken, zu fühlen und zu handeln. Dazu ausgebildet, Sternenschiffe zu lenken, sieht sich Apollo bei seiner jüngsten Mission plötzlich Mächten gegenüber, die weit mehr vorhaben, als diesen Einsatz zu sabotieren. Der Kampf gegen unbekannte Gegner führt Apollo nicht nur quer durch Süd- und Nordamerika, sondern schließlich zu den sagenumwobenen Ring – und damit zum dunkelsten Geheimnis der Menschheit ... 


Rezension

Das Quintett Papadopulos befindet sich im Endstadium seiner Ausbildungsphase und fiebert darauf, in Kürze das Kommando über ein Sternenschiff übernehmen zu dürfen. Doch während eines letzten Praktikums auf einer Raumstation wird klar, dass es irgendjemand auf das Leben der fünf abgesehen hat, und dass dieser jemand aus höchsten Regierungskreisen zu stammen scheint. In einer abenteuerlichen Flucht um den halben Erdball gerät das ‚Pod’, wie solche Menschen mit Kollektivbewusstsein genannt werden, nicht nur einmal in höchste Gefahr und sieht sich plötzlich gezwungen, eine Verschwörung zu verhindern, welche auch den Rest der Menschheit das Leben kosten kann ...

Mit ‚Der Ring’ stellte Paul Melko seinen Erstling vor und wartet dabei mit einer Menge interessanter Ideen auf. An erster Stelle steht dabei das Konzept des kollektiven Bewusstseins, wohl mit dem Gedanken dahinter, dass die Summe aller Einzelteile in ihrem Zusammenwirken mehr ergibt, als wenn man diese einfach nur aufaddieren würde. Ein Thema der etwas anspruchsvolleren Art, dessen Umsetzung jedoch nicht so recht zum Tragen kommt, denn die Protagonisten erscheinen stets distanziert und zu wenig individuell, ihre verschiedenen Charaktere unterscheiden sich, bis auf eine Figur des Quintetts, nur in Kleinigkeiten. Auch diverse spannende Situationen aus unterschiedlichen Blickwinkeln flachen aus diesem Grund ab, genauso wie die jeweiligen inneren Konflikte der Protagonisten nicht wirklich nahe gehen. Die einzelnen Figuren sind zwar gut durchdacht und handeln auch als Kollektiv glaubhaft, sie bleiben aber blutleer und wirken wenig lebendig.

Ein weiteres Manko stellt das Fehlen eines roten Fadens dar, die Figuren stolpern eher unmotiviert von einem Szenario ins nächste, wobei sich für den Leser oft nicht nachvollziehbar darstellt, nach welchen Kriterien ein Reiseziel ausgesucht wurde. Von der Spannung bleibt dadurch vieles auf der Strecke und verhindert konsequent, dass man sich als Leser in der Story heimisch zu fühlen beginnt.
Sehr bedauerlich wirkt auch, dass auf den titelgebenden Ring nur sehr wenig Aufmerksamkeit verwendet wurde und er eigentlich nur als Nebenschauplatz dient.
Auch das Finale vermag nicht wirklich zu befriedigen, da viele Erklärungen bereits zu einem früheren Zeitpunkt gegeben werden, es deswegen nicht wirklich überrascht und es ein wenig mager wirkt. Über weite Teile des Buches ist zudem der Hauptantagonist nicht präsent, er verpasst dadurch den Sprung zu einer komplexen Persönlichkeit und wird seiner Aufgabe, ein ausgewogenes Gegengewicht zu bilden, nicht gerecht.

Der Schreibstil wechselt zwischen detaillierten Beschreibungen und oberflächlich abgehandelt wirkenden Szenen und wirkt dadurch unausgewogen bis holperig. Die ersten fünf Kapitel werden abwechselnd aus der Sicht der einzelnen Quintettmitglieder in Ichform erzählt, wodurch die Besonderheit des Kollektivbewusstseins unterstrichen werden soll. Leider wird dem Leser dadurch die fehlende Differenziertheit der Charaktere noch stärker bewusst.
Das Buch ist trotz aller Kritik nicht wirklich schlecht, es enthält durchaus auch diverse gelungene Elemente – die sich nur nicht zu einem stimmigen Ganzen zusammenfügen wollen.


Fazit

‚Der Ring’ verfügt über eine Menge vielversprechender und spannender Ideen, von denen zu viele leider ungenutzt geblieben beziehungsweise zu oberflächlich ausgearbeitet worden sind. Durch den mäßig spannenden Aufbau und der mangelnden Nähe zu den Protagonisten schafft es das Buch nicht wirklich, Tiefe zu entwickeln und den Leser in seinen Bann zu ziehen.


Pro & Kontra

+ reizvolle Grundidee
+ ohne Längen
+ Actioneinlagen kommen nicht zu kurz

o Erzählung über weite Teile in Ich-Form

- sehr dünner roter Faden
- Protagonisten bleiben distanziert
- der titelgebende Ring wird zum Nebenschauplatz degradiert  
- Schreibstil stellenweise holperig
- mäßig spannend
- magere Auflösung

Wertung:

Handlung: 1,5/5
Charaktere: 2/5
Lesespaß: 2,5/5
Preis/Leistung: 4/5


Rezension zu ‚Die Mauern des Universums’