Ulrich Burger Verlag
Taschenbuch, 150 Seiten, 10,90 EUR
ISBN: 978-3-9812846-4-5
Genre: phantastisches Kochbuch
Klappentext
Man nehme die einzigartigen Rezepte der besten Fantasy-Autoren Deutschlands, verfeinere sie mit unvergleichlichen Illustrationen und gebe alles in ein Buch. Heraus kommt eine außergewöhnliche Fantasy-Anthologie, die Sie so bestimmt noch nie gesehen haben. Dieses Buch ist gespickt mit Rezepten - aber auch der ein oder anderen Kurzgeschichte - Ihrer Lieblingsautoren. Lassen Sie sich diese Kreation auf der Zunge zergehen, tauchen Sie ein die fantasievolle Welt der Küche und zaubern Sie Ihr eigenes Festmahl. Denn Fantasie gehört nicht nur in ein Buch sondern auch in Ihren Kochtopf!
Mit Rezepten von:
Markus Heitz; Tommy Krappweis; Oliver Plaschka; Christoph Marzi; Christoph Hardebusch; Michael Peinkofer; Gesa Schwartz; Thomas Finn; Stephan R. Bellem; Stephan Russbült; Daniela Knor; Aileen P. Roberts; Mona & Falko Löffler; Oliver Graute; Bettina & Carsten Steenbergen; Christoph Lode; Lena Klassen; Tanya Carpenter; André Wiesler; Timothy McNeal; Diana Kinne; Fabienne Siegmund; Markus Grimm; Lena Falkenhagen; Thomas Plischke und Ju Honisch.
Rezension
Fantasy mal ganz anders – Fantasy mal kulinarisch. Kann das funktionieren? Zunächst wird man schmunzeln, wenn man vom Konzept dieser Anthologie hört, doch kaum hat man sich in die ersten Seiten vertief, ahnt man schon: „Die Köche – Biss zum Mittagessen“ bietet gute Unterhaltung und obendrauf leckere Rezeptideen, die ebenso grotesk wie normal sind. Ob ganz einfache Gerichte wie Wickingerbrot, sündige Nachtische und Gebäckideen oder auch mehrgängige Menüs – die Autoren haben sich mächtig ins Zeug gelegt, nicht nur für den Kopf, sondern auch für den Magen anständige Nahrung zu bieten. Feenküsse klingen dabei noch recht schmackhaft und sind es mit Sicherheit auch, bei Trollfäden mit Goblinrotz wird man erstmal heftig schlucken und sich dann mühsam an die Übersetzung machen. Denn so eklig, wie es klingt, ist das Mahl von Stephan R. Bellem. Das Nachkochen dürfte allerdings zur Herausforderung werden, da die Zubereitung zwar sehr kreativ auch kryptisch beschrieben ist.
Umrahmt wird die Geschichten- und Rezeptesammlung von der Reise des Laferus, der ausgezogen ist, um neue köstliche Gerichte zu entdecken. Und Laferus ist nicht einzige Anspielung, die an den Mundwinkeln der Leserschaft zupft. In vielen Geschichten geht es humorvoll zu, wobei das Vorzeigeexemplar hier „Kampf dem Bampf“ von Tommy Krappweis ist. Dass seine Protagonistin Mara sich herablässt, für ihre Mutter und ihren Freund Professor Weissinger zu kochen, ist zwar höchst unrealistisch, doch wie das arme Mädchen vor dem Herd scheitert, ist grandios erzählt. Ob es Mara wohl gelingt, ihr gezüchtetes Soßenmonster vor dem Abendessen noch zu zähmen? Auch Tanya Carpenter präsentiert sich dieses Mal von der humorvollen Seite und zeigt, dass auch eine Hexe nicht jeden Mann haben kann und vor allem, dass sie niemals ein Zauberrezept einfach abändern sollte. Auch Christoph Hardebuschs Sturmwelten-Curry hat gewissermaßen magische Kräfte. Zumindest vermag es einen Schiffskapitän vor einem schrecklichen Geist zu retten. Und wusstet ihr schon, dass es die Tomoffel doch noch zum Grundnahrungsmittel schafft, wenn auch erst im 27. Jahrhundert?
Einige der vollgestellten Rezepte haben engen Bezug zu den Romanen der Autoren. So präsentiert Gesa Schwartz dem Leser unter anderem den „Tee der Kobolde“ und Ju Honisch enthüllt die Zutaten ihres Dîners aus „Salzträume“ – samt Vorsuppe, Hauptgängen (man beachte den Plural!) und Dessert. Von Thomas Finn gibt es unter anderem „Astarische Mondpasta mit Sternenbovisten“ und Thomas Plischke bietet eine „Pizza Suino Lungo per Ripicca“, welche allerdings nicht zum Verzehr empfohlen wird. Dafür gibt von ihm jedoch ein recht einfaches Gericht mit dem klangollen Namen „Trollhirn“, das auch unerfahrene Köche hinbekommen dürften. Die Geschichte dazu ist zunächst recht alltäglich, offenbart jedoch sehr bald ihr Grauen, das die das Buch mit einem Kloß im Hals ausklingen lässt. Leider gibt es nicht von allen Autoren eine passende Geschichte zu lesen, wo doch sicherlich noch Platz gewesen wäre. Sonderlich dick ist das Büchlein nämlich nicht, dafür aber liebevoll gestaltet.
Die Illustrationen lockern den Text wunderbar auf und passen oftmals hervorragend zur jeweiligen Geschichte. Die Rezepte werden übersichtlich präsentiert, auch wenn die Zubereitung stellenweise nicht ausführlich genug beschrieben wird. Für erfahrene Köche dürften die meisten Rezepte kein Problem sein, doch für Neulinge am Herd mangelt es an zusätzlichen, praktischen Tipps. Dabei muss man allerdings beachten, dass es sich bei „Die Köche – Biss zum Mittagessen“ um kein richtiges Kochbuch handelt, auch wenn man sich hier durchaus tolle Ideen für das Essen mit Freunden holen kann. Die meisten Gerichte sind für circa vier Personen geeignet, sodass man mit Ideen aus diesem Buch ein kleines, perfektes Fantasydinner bestreiten könnte. Ein großer Pluspunkt dieses Buches ist vor allem die Vielfalt der Rezepte und Texte, die von gefühl- und humorvoll, über eklig bis hin zu abenteuerlich reichen. Nicht alle können in der Kürze glänzen, doch insgesamt unterhalten die Texte bestens. Am Anhang finden sich, wie es sich für eine anständige Anthologie gehört, Infos zu den vertreten Autoren und als Dreingabe Informationen zu KIDS-TO-LIFE, einer Stiftung für Kinder, die von jedem verkauften Buch fünftig Cent bekommt!
Fazit
„Die Köche – Biss zum Mittagessen“ bietet einfache und auch etwas anspruchsvollere Rezeptideen deutscher Fantasyautoren, die obendrein noch kulinarisch angehauchte Unterhaltung bieten. Vielseitigkeit ist hier die entscheidende Zutat, die den Inhalt schmecken lässt!
Pro & Contra
+originelle und liebevoll umgesetzte Idee
+ unterhaltsame Geschichten
+ leichte und anspruchsvolle Rezepte
+ kreative Beschreibungen der Gerichte
- praktische Umsetzung dürfte bei manchen Rezepten schwierig werden
- leider gibt es nicht zu jedem Rezept eine Geschichte
Wertung:
Texte: 3,5/5
Rezepte: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5
Ausgewählte Literatopia-Links zum Thema:
Rezension zu "Grim - Das Erbe des Lichts" (Gesa Schwartz)
Rezension zu "Salzträume" (Ju Honisch)
Rezension zu "Mara und der Feuerbringer" (Tommy Krappweis)
Rezension zu "Unschuldsblut" (Tanya Carpenter)
Rezension zu "Grimm" (Christoph Marzi)
Rezension zu "Die Magier von Montparnasse" (Oliver Plaschka)
Rezension zu "Collector" (Markus Heitz)
Rezension zu "Sternenwächter" (Daniela Knor)
Rezension zu "Thondras Kinder - Die Zeit der Sieben" von Aileen P. Roberts
Rezension zu "Die Werwölfe" (Christoph Hardebusch)