Der Informant (Reece Hirsch)



Rowohlt Polaris Verlag (Juni 2011)
Hardcover, 384 Seiten, EUR 13,95
ISBN: 978-3862520145

Genre: Thriller

Klappentext

Sag ein falsches Wort und, und Hunderte werden sterben.

Will Connelly ist erfolgreicher Anwalt in einer großen Kanzlei in San Francisco. Als er eines Morgens aus dem Fenster seines Hochhausbüros blickt, stürzt vor seinen Augen ein Kollege in den Tod. Will gerät daraufhin ins Visier der Ermittler. Gleichzeitig muss er Bens letzten Auftrag übernehmen, eine wichtige und hochgeheime Fusion zweier Softwarefirmen.

Kurz darauf lernt er in einer Bar eine Frau kennen. Doch die Liebesnacht endet jäh: Will ist auf einen Lockvogel hereingefallen. Wie vor ihm sein Kollege Ben. Und wenn es um brisante Informationen geht – Informationen, für die dunkle Mächte viel Geld zahlen würden -, arbeitet die russische Mafia sehr effizient: mit Erpressung und mit extremer Gewalt …


Rezension

Eigentlich läuft alles bestens für Will Connelly – gerade wurde er in der erfolgreichen Anwaltskanzlei, in der er arbeitet, zum Partner befördert. Doch mit dem Tod eines seiner Kollegen nimmt sein Leben eine dramatische Wende. Denn als er diesen beim Blick aus seinem Bürofenster in die Tiefe stürzen sieht, beginnt ein wahrhafter Alptraum sein gutbürgerliches Leben zu erschüttern. Nicht genug damit, dass er mit dem Tod seines Kollegen in Verbindung gebracht wird, gerät er auch noch in die Fänge der russischen Mafia, die an dem Zusammenschluss zweier Firmen, an dem auch Connelly mitarbeitet, überaus interessiert sind.

Was nun folgt, ist eigentlich alles schon da gewesen – leider meistens sogar besser. Denn wer beispielsweise die Bücher von Genremeister Grisham kennt, wird bei „Der Informant“ nicht viel Neues für sich entdecken können.
Dennoch – auch Altbewährtes kann in der richtigen Darreichungsform Freude machen; die Grundidee ist immerhin spannend, sodass man in diesem Roman vor allem Spannung geboten bekommt, auch wenn es handwerklich an der einen oder anderen Stelle noch etwas hapert:
Zwar ist das flotte Erzähltempo größtenteils angenehm, jedoch wirkt es aufgrund einer eher dünnen Handlung teilweise gehetzt – hier und da wären ein paar Details und Ausschmückungen sicherlich nicht verkehrt gewesen. Besonders dem Erzählstil ist gelegentlich doch anzumerken, dass es sich bei „Der Informant“ um einen Debütroman handelt – zu emotionslos werden die Geschehnisse geschildert, als Leser bekommt man kaum die Gelegenheit, richtig in die Geschichte „einzutauchen“.
Das hängt vor allem auch damit zusammen, dass man mit den Charakteren nicht so richtig warm wird und deren Schicksal einem somit relativ gleichgültig ist. Da sich Hirsch quasi sofort in die eigentliche Handlung stürzt, fehlt die Exposition – besonders die der Charaktere – nahezu vollständig. Die halbherzigen Versuche, die im weiteren Verlauf der Geschichte in Sachen Charakterbeschreibung unternommen werden, verpuffen nahezu wirkungslos; die Figuren bleiben anonym und austauschbar – im besten Falle.
Denn was Hirsch an Antagonisten aufbietet, kann leider noch weniger überzeugen.
Da wären die zwei russischen Möchtegern-Mafiosi Nikolai und Yuri, die beim lokalen Mafiaboss Eindruck schinden wollen, indem sie Connelly um Insiderinformationen zu besagtem Firmenzusammenschluss erpressen. Und dann wäre da noch Katya, die irgendwie auch mit im Bunde ist, wie Connelly relativ schnell zu seinem Leidwesen herausfinden muss – nicht, dass es ihn sonderlich stören würde.
Da sich Hirsch bei den Hintergründen dieser Charaktere mit Klischees begnügt und sie obendrein uninspiriert und inkonsequent daherkommen, wirken sie leider noch unglaubwürdiger als besagter Protagonist, dessen Handeln auch nicht gerade von Nachvollziehbarkeit geprägt ist. Denn wer sich auf der einen Seite von einer Mafiabraut über den Tisch ziehen lässt, dies dann auf der nächsten Seite mit einem Achselzucken abtut und ihr trotzdem hinterher schmachtet, nur um sich auf der übernächsten Seite an eine andere Frau heran zu machen, der wirkt nun einmal nicht nachvollziehbar – geschweige denn sympathisch. Unnötig zu erwähnen, dass denn auch keiner der Charaktere sich zum „Mit-Selbigen-Identifizieren“ eignet.

Was an charaktertechnischen Schwächen auftritt, wird aber zumindest teilweise durch spannende Handlung mit vielen netten Passagen wett gemacht. Hier greift der temporeiche Erzählstil, der dafür sorgt, dass man ohne Durchhänger durch die Handlung kommt – sein volles Potential entfaltet Hirsch bei actionreichen und atemlosen Kampf- und Verfolgungsszenen, die in Verbindung mit gelungenen Schauplätzen rund um San Francisco sowie der einen oder anderen Wendung – auch wenn diese nicht wirklich überraschen – den Eindruck dieses Buches doch ein ganzes Stück aufpolieren können.


Fazit

Deutlich merkt man diesem Thriller an, dass es sich hierbei um einen Debütroman handelt – handwerklich kann dieser nicht vollends überzeugen. Wo aber Charaktere und Schreibstil noch zu wünschen übrig lassen, kann die Handlung durch so manch gelungene Passage sowie Tempo und Action trotzdem streckenweise Thrillerfeeling aufkommen lassen.


Pro & Kontra

+ action- und temporeich
+ San Francisco und Umgebung als Setting gelungen

- Charaktere unglaubwürdig
- Schreibstil zu schlicht und teilweise holprig

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 2,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 4/5