Dämonicon 1: Das Erwachen (Darren Shan)

PAN (Februar 2011)
Klappenbroschur, 519 Seiten
ISBN: 978-3-426-28354-7
€ 9,99 [D] | € 10,30 [A]

Genre: Horror / Jugendbuch ab 14


Klappentext

Die beiden Teenager Grubbs und Kernel führen ein ganz normales Leben. Mal abgesehen von den geheimnisvollen Lichtern, die nur Kernel sehen kann – und auch in Grubbs schlummern besondere Kräfte, von denen er noch nichts ahnt. Doch dann wird Grubbs’ Familie brutal ausgelöscht und Kernels Bruder von dämonischen Kreaturen entführt. Von nun an wird nichts mehr so sein, wie es einmal war, denn es ist ihr Schicksal, gemeinsam die Welt vor dem Dämonenfürsten zu retten.


Rezension

Darren Shan wurde in London geboren, zog mit seiner Familie nach Irland und studierte Soziologie sowie Englisch. Nach einigen Jahren widmete er sich bald gänzlich dem Schreiben und wurde durch den ersten Roman seiner inzwischen zwölfbändigen Vampirserie „Der Mitternachtszirkus“ beinahe über Nacht berühmt. Mit „Dämonicon: Das Erwachen“ erschien im Februar nun der erste Doppelband der beliebten Dämonen-Reihe, die ursprünglich vor einigen Jahren im Knaur Verlag erschien.

>> Die Tür fühlt sich so glühend heiß an, als würde dahinter ein Feuer brennen. Drinnen lacht jemand – tief, rau und sadistisch. Danach ein Reißen, gefolgt von einem lauten Knacken. Meine Hand bewegt sich, langsam geht die Tür auf. Und dann blicke ich in die Hölle hinein. <<

Grubbs Grady ist ein ganz normaler Teenager – bis er eines Tages entdecken muss, dass auf seiner Familie ein uralter Fluch lastet. Denn so manche seiner Blutsverwandten sind dazu verdammt früh zu sterben, oder aber als Werwölfe die Kontrolle über sich und ihr Tun zu verlieren. Dies kann nur abwenden, wer sich dem unerbittlichen Dämonenfürsten Lord Loss in einem Turnier auf Leben und Tod entgegenstellt. Doch der finstere Lord ist ein schwieriger Gegner, der sich am Leid seiner Herausforderer labt. Nur sein Onkel kann Grubbs noch beistehen, als einer seiner neuen Freunde in Gefahr gerät …

Kernel Fleck hingegen ist ein Einzelgänger. Niemand ahnt, dass der so schüchterne Junge besondere Fähigkeiten hat: Er kann die geheimen Portale zwischen den Dimensionen aufstoßen. Doch als eines Tages ein bösartiger Dämonen auftaut, Kernels Leben verwüstet und seinen Bruder entführt, muss er sich einer ungewissen Zukunft stellen. Und einem Kampf auf Leben und Tod …

Horror hat viele Gesichter. Während sich manche Autoren bemühen, die Spannungen des Genres durch psychologische Untiefen und grausame Spiele auf ungeahnte Gipfel zu treiben, beanspruchen wiederum andere blutrote sowie actionreiche Effekte für sich. Darren Shan, ein Freund morbider Schauergeschichten, beweist hingegen in seinem ersten Sammelband „Dämonicon: Das Erwachen“ sehr anschaulich, dass sich beides auch lesenswert vermengen lässt. Denn in „Fürst der Schatten“ wird der Leser sehr vielschichtig durch das Geschehen geführt und verfolgt immer wieder atemlos den Teenager Grubbs, der sich bisher über seine Familie stets zu beschweren wusste. Seine Eltern quälen ihn zu sehr mit Schach und die lästige Tussi, die sich Schwester nennt, positioniert sich beinahe ständig als oben auf. Es ist schier zum Verzweifeln. Möchte man meinen. Doch schon nach kurzer Zeit sind für den sonst sehr einfallsreichen, selbständigen Jungen ganz schreckliche Momente angebrochen, die ihn seine normalen Jugendprobleme schnell berauben: Mutter, Schwester und Vater sind von einem Tag auf dem anderen tot. Grausam hingerichtet durch die Klauen mächtiger Dämonen aus einer furchterregenden Zwischenwelt. Grubbs weiß nicht was dahinter steckt und bald bemerkt der Leser, wie gerne Darren Shan mit ganz grundsätzlichen Elementen spielt, um ein brauchbares Setting und eine emotionale Grundlage zu erzeugen. Eine, die mitfühlen lässt, auch in der zweiten Geschichte „Höllenkind“, denn der zurückhaltende Kernel auf der Suche nach seinem entführten Bruder ist sogar nicht zu beneiden. In einer anderen Dimension, die es erlaubt auf Wasser zu laufen, schließt er sich sogenannten Jüngern an, um zu erreichten was er will, um bald festzustellen: alles hat seinen Preis. Beide, jeweils zweihundertfünfzig seitenstarke Storys sind ansprechend, aber vor allem spannend geschrieben. Sie entführen förmlich; überraschen mit schaurigen Horrordetails und auch  kranken Sonderlichkeiten. Romantisch angehauchte Vorstellungen von Dämonen und Werwölfen finden hier kaum einen Platz. Gruselmomente sind stattdessen garantiert.

Darren Shan erzählt seine Handlungen meist in kurzen, schnell zu lesenden Kapiteln und beschreibt so manch blutige Momente sehr ihm Detail. Für jüngere Leser oder solche, die leicht einen flauen Magen bekommen, wäre diese Lektüre gänzlich ungeeignet. Dennoch empfehlen sich die einzelnen Geschichten für robustere Leser als köstlicher Zwischengang. Beide in diesem Buch gemeinsam präsentierte Bände sind unabhängig voneinander zu lesen, trotzdem verbunden durch so manchem Bösewicht, oder aber auch inzwischen lieb gewonnen Charakter; so entsteht schlussendlich auch die gewünschte Tiefe und der Zusammenhang, den man auch in zukünftigen Bänden sicherlich nach und nach erforschen muss. Leser ab vierzehn und geneigte Horror- bzw. Abenteuerfans werden in dieser Reihe sicherlich auf ihre Kosten kommen, die ebenso wie die lebendigen, jedoch auch etwas stereotypischen Protagonisten und der simple, dennoch sehr wirkungsvolle Stil, Lust entstehen lässt auf mehr.

Eine Stunde später erspähe ich die vier Menschen, die mit dem Dämon durch das Fenster gegangen sind. Sie stehen auf einer Lichtung, der alte bärtige Mann hält sich ein wenig abseits von den anderen. Er murmelt eine Beschwörungsformel, und seine an die Seite gelegten Hände zucken unruhig. Die Lichter gleiten direkt auf ihn zu, versammeln sich vor ihm, fügen sich aneinander und bilden ein Fenster, das jenem auf dem Feld im Dorf ähnelt.

(Seite 312)


Fazit

Der erste Doppelband „Dämonicon: Das Erwachen“ von Darren Shan weiß durch gelungene Effekte und ein sehr intensives Erzählen sicherlich unterschiedlichste Leser zu begeistern, die gerne Jugendgeschichten lesen. Zu jung sollte man sich allerdings nicht an diese plastische Form des Horrors wagen, die durch phantasievolle Wesen und Welten durchweg bestechen kann. Nett zu lesen und passend für Zwischendurch kann man hier beherzt zugreifen, sofern man sich kein Meisterwerk erwartet.


Pro & Contra

+ unterhaltende Schauergeschichten
+ zum Teil sehr spannend
+ angenehm zu lesen, ohne Längen
+ nette, wenn auch typische Charaktere
+ phantasievolle Einfälle gut verpackt
+ wundervolle Protagonisten

o sehr plastisch beschriebene Gewalt

- teils ein bisschen zu typisch

Wertung:

Charaktere: 3,5 / 5
Handlung: 4 / 5
Lesespaß: 4 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5