Verlag: Splitter; 1., Aufl. (Mai 2011)
Gebundene Ausgabe: 143 Seiten; 19,80 €
ISBN-13: 978-3868693348
Genre: Mittelalter/ Horror
Klappentext
1219: Der fünfte Kreuzzug beginnt.
Die Kreuzfahrer versuchen, über Ägyptens strategisch wichtige Hafenstadt Damiette ins Gelobte Land vorzustoßen und den Sarazenen Jerusalem abzujagen. Der Sieg ist bereits zum Greifen nah, als das christliche Heer von einer rätselhaften Pest aufgerieben wird...
...So will es zumindest die Geschichtsschreibung.
1245: Der siebte Kreuzzug wird vorbereitet. Der neu gekürte Großmeister der Tempelritter, Wilhelm von Sonnac, soll im Gelobten Land den Ursprung der Pest von Damiette untersuchen. Doch was er entdeckt, hat nichts mit einer Seuche zu tun...
"Die Kreuzfahrer" erzählt die Geschichte eines geheimen Kreuzzugs, der beinahe die gesamte Menschheit mit sich in den Wahnsinn gerissen hätte!
Rezension
Kreuzfahrer – Das Gespenst mit den Silberaugen beschäftigt sich, wie der Name schon sagt, mit der Zeit in der Papst und Fürsten besessen von der Idee waren, Jerusalem für das Christentum zu erobern. Dafür haben sich Izu, Nikolavitch, als Autoren, und Zhang Xiaoyu, als Zeichner zusammengetan.
Atmosphärisch intensiv ist schon der Prolog der Geschichte. Der Leser verfolgt das geheime Eindringen einer Gruppe Kreuzritter in die Stadt Damiette. Was zunächst einfach aussieht, wird zu einem Alptraum, den bis auf einen keiner überlebt.
Von da an entfaltet sich eine bildgewaltige und ausgefeilte Geschichte, die ihren Hintergrund zu nutzen weiß und eben nicht nur vor einer austauschbaren Kulisse spielt. Reale vergangene Ereignisse und Personen werden zu einem wichtigen Bestandteil des Handlungs- und Spannungsbogen.
Nach dem missglückten Versuch der Eroberung Damiettes, der an den titelgebenden „Gespenstern mit den Silberaugen“ gescheitert ist, sind die damaligen Ereignisse auch im Jahr 1244 noch nicht zufriedenstellend aufgeklärt, obwohl schon früh Papst Gregor IX. eine Forschungskomission bilden ließ, die Licht in dunkle Rätsel bringen sollte. Ihr Anführer ist der Tempelritter Wilhelm von Sonnac. Altgedient und erfahren sieht er sich bei einem geheimen Treffen in der Stadt Damiette mit Assassinen und einer Gefahr konfrontiert, die geradewegs dunkler Magie entsprungen zu sein scheint. In Rom zurück, erhält er von Papst Innozenz IV. den Auftrag, die geheime Waffe der Assassinen für die Kirche nutzbar zu machen. Zu diesem Zweck ernennt er von Sonnac zum Großmeister der Tempelritter. Dieser macht sich an die Arbeit und ruft die Pugnus Templi zusammen, eine Gruppe von Elitekämpfern. Zusätzlich rekrutiert er gegen dessen Willen seinen Bruder. Schließlich landen sie in Damiette und auf dem Weg in die Katakomben, wo des Rätsels Lösung zu liegen scheint, begegnen sie noch einem Krieger im Auftrag des Großkhans. Auch er ist auf der Suche nach einem Weg die Assassinen aufzuhalten und berichtet von einem Brief des Legaten Pelagius, dessen Tod noch zweifelhaft erscheint.
Neben dem Horror und blutigen Kampfszenen sind es vor allem die Verquickung der Geschichte mit realen Ereignissen und die Charaktere, die Kreuzfahrer lesenswert machen. Man spürt immer die Recherche, die in Kreuzfahrer steckt, denn Personen und Ereignisse die genannt werden, existierten wirklich und werden stimmig präsentiert. Im Falle der Eroberung von Damiette sind sie sogar ein wichtiger Hauptbestandteil der Geschichte und geben eine Erklärung für das Verhalten des päpstlichen Legaten, der Verhandlungen mit den Sarazenen ablehnte. Ein Umstand, der den Papst damals mehr als nur verstimmte. Wenn dann sogar ein Großmeister der Templer nicht nur erwähnt, sondern sogar eine der Hauptfiguren ist, lassen die Autoren ihre Handlung immer weiter an die Realität heranrücken, auch wenn sie letztendlich eine großen Anteil des Phantastischen enthält.
Eine besondere Stärke sind die Charaktere, sind sie doch nicht klassische Abziehbilder, sondern sind facettenreich dargestellt mit eigener Motivation für ihr Handeln. Dabei sind sie auch noch interessant, so dass man mehr über sie erfahren möchte. Bei Wilhelm von Sonnac und seinem Bruder erhält der Leser schließlich ein paar Antworten im Form von Rückblicken. Ein Stilmittel, welches die Autroen häufiger nutzen und damit die Spannung noch verstärken. So mancher Konflikt zeichnet sich durch sie ab und es ist nur eine Frage der Zeit, wann sie offen ausbrechen. Alles in allem kann nur noch mal betont werden, wie gut der Mix aus Fantasy und Geschichte funktioniert und den Leser in seinen Bann zieht. Die letzte Doppelseite ist da nur das Tüpfelchen auf dem I. Stellt sie doch so manches auf den Kopf und lässt den Leser ungeduldig auf den zweiten Band wartend zurück.
Die Zeichnungen von Zhang Xiaoyu sind einfach passend zur Handlung gestaltet. Dynamisch und ausgefeilt. Kampfszenen, von denen es reichlich gibt, lassen erkennen, wieviele Gedanken sich um die Choreographie gemacht wurde. Ebenso wurden sie mit der nötigen Härte versehen. Abgetrennte Arme und Köpfe sind nicht selten, wirken aber nicht plump und übertrieben wie Splatter, sondern gehören zu der Geschichte dazu, die zu einer Zeit der Gewalt spielt. Zudem sieht sich die Gruppe einer geradezu unmenschlichen Gefahr gegenüber, da ist es nur legitim ein bisschen über die Strenge zu schlagen.
Splitter hat die Kreuzfahrer sogar mit etwas Bonusmaterial ausgestattet. Mit vier Seiten zwar nicht viel, aber die Zeittafel hilft sehr, die Ereignisse in das große Ganze einzuordnen und der Einblick in die Entstehung ist auch nur kurz, aber gelungen.
Fazit
Kreuzfahrer – Das Gespenst mit den Silberaugen ist ein atmosphärisches Abenteuer und gleichzeitig ein hervorragender Thriller, der im Mittelalter spielt. Mit dem letzten Bild wird nochmal alles auf den Kopf gestellt und viel für die Fortsetzung versprochen
Pro & Contra
+ komplexe Geschichte
+ geschichtliche Hintergründe werden sehr gut eingeflochten
+ Charaktere sind differenziert
+ Bruderkonflikt
Bewertung:
Handlung: 5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Izu, Nikolavitch und Zhang Xiaoyu:
Rezension zu Kreuzfahrer - Die Pforte des Hermes