Evernight - Hüterin des Zwielichts (Claudia Gray)

Penhaligon (Juli 2011)
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag,
384 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-7645-3053-2
€ 17,99 [D] | € 18,50 [A]

Genre: Dark Fantasy / Jugendroman


Klappentext

Ich hatte mich entschieden: Ich wollte keine Menschen aussaugen und zum Vampir werden – ich wünschte mir ein Leben an Lucas Seite. Auch wenn das bedeutete, mit meiner eigenen Familie brechen zu müssen. Aber ich ahnte nicht, dass das, was mir wirklich bevorstand, noch weit schrecklicher war …


Rezension

Claudia Gray arbeitete als Anwältin, Journalistin und DJ. Mit ihrem DebütEvernightund der gelungenen FortsetzungEvernight – Tochter der Dämmerung begeisterte sie seit 2009 zahlreiche Leser durch sympathische Antagonisten, interessante Wendungen und eine für dieses Genre längst nicht selbstverständliche Eigenständigkeit. „Evernight – Hüterin des Zwielichts“ setzt nun die Geschichte um den Vampirjäger Lucas und die Halbvampirin Bianca weiter fort. Eine Geschichte, die immer noch zu berühren versteht.

>> Zuerst konnten wir nichts tun außer warten. Lucas lief mit mir zum nächsten Supermarkt, wo wir einige Flaschen Orangensaft und ein paar süße Brötchen kauften. Sie waren billig, in Zellophan eingewickelt und klebrig, aber sie waren das Erste, was ich seit Tagen in den Magen bekam, und so schlag ich sie hinunter. <<

Bianca und Lucas, immer noch ineinander vernarrt, sind endlich beisammen. Doch die Zeiten von Glück und Frieden bleiben ihnen in der Gesellschaft des schwarzen Kreuzes verwehrt. Denn die Jäger wissen nichts über Biancas wahre Identität und so bleibt den beiden nicht nur wenig Zweisamkeit, sondern immer seltener die Gelegenheit, Bianca mit Blut zu versorgen. Ein Umstand, der fatale Folgen mit sich bringt und als beiden endlich die so heiß ersehnte Flucht in eine andere Stadt verschlägt, scheint das Unglück der beiden bald vergessen. Doch kann man sich ein normales Leben aufbauen, wenn nichts der Normalität entspricht? Wie soll man an Geld kommen, wenn einem alle Ersparnisse gestohlen werden? Als Bianca jedoch erkrankt, gibt es für beide wichtigeres als eine glückliche Zukunft: das eigene Überleben …


Langsam aber sicher verstummen sie: die ewigen Vergleiche unzähliger Fans, die versuchen eine Twilight-Ähnlichkeit in Claudia Gray Romanreihe zu erkennen. Denn von Band zu Band entfernen sich diese unterschiedlichen Geschichten immer grundlegender voneinander. Erinnerte „Evernight“ tatsächlich noch an Stephenie Meyers Bestseller, so war mit Band zwei eine gut gelungene Wende und nun, mit dem dritten Teil, der letzte Schritt zu totalen Eigenständigkeit getan. Zum Glück. Immer noch unterhaltsam, doch von Kapitel zu Kapitel mit reiferen Problemen behaftet, setzt „Evernight – Hüterin des Zwielichts“ die Handlung der Vorgänger weiter fort. Bianca und Lucas, erst umgeben von angeblichen Freunden, stolpern von einer Gefahr zur nächsten und wissen um die Bedrohung, die sie umgibt. Unauffällig versuchen sie in den Reihen des schwarzen Kreuzes zu bleiben, doch als Biancas bester Freund Baltazar von den Jägern geschnappt wird, müssen die beiden Protagonisten wahrlich alles wagen, um den Vampir vor der Grausamkeit ihrer eigenen Gefährten zu retten. Ein Plan, der mehrere Wagnisse mit sich bringt, doch einige Zeit später tragen die Anstrengungen Früchte. Nach einer nervenzerreißenden Flucht, landen Bianca und Lucas in einer anderen Stadt, versucht sich endlich ein eigenes Leben aufzubauen. Etwas das vorerst zu gelingen scheint und Claudia Gray nutzt diese Gelegenheit gut, um auf den mehr oder weniger normalen Ernst des Lebens einzugehen: ohne Ausbildung keinen guten Arbeitsplatz. Ohne guten Arbeitsplatz kein Geld und ohne Geld wenig Zeit füreinander. Wieder erfreut es den Leser, ganz ungezwungen glaubwürdige Werte vermittelt zu sehen. Nicht nur der Wert einer beständigen, unerschütterlichen Liebe wird thematisiert, sondern auch die Verbundenheit zwischen Eltern und Kind. Denn Mögen die Zeiten auch schlecht sein und eine gemeinsame Realität in diesem Fall vielleicht unmöglich, so ist dennoch die Zuneigung, die bleibt. Eine besondere Liebe teilen auch Bianca und Lucas füreinander. Eine, die der Leser mit jeder Pore nachvollziehen kann. Und so zittert man gemeinsam mit den wieder einmal sehr gelungenen Protagonisten in einer unvorhersehbaren Handlung, die viel will, nicht aber alles kann.

Denn auf knapp vierhundert Seiten wird hier und da ein bisschen zu viel Inhalt, zum Ende hin auch zu viel Schulz, auf wenig Raum gepresst. Die gebotene Abwechslung mag zwar vorerst begeistern, doch bleibt dabei so manchen Kleinigkeiten achtlos neben sich gelassen. Und dieses Fehlen von Ausführungen macht es schlussendlich schwer, Biancas letztendliche Entscheidung wirklich nachzuvollziehen. Ganz anders, als im vorangegangenen Band. Denn am Ende hätte sie und Lucas es doch noch gemeinsam schaffen können, eine wirkliche Zukunft zu haben, ohne der gewichtigen Dinge, die nun im Weg stehen und zudem äußerst nebulös gestaltet sind. Hier wird bestimmt nicht jedes Leserherz erfreut. Zurück bleibt also einmal mehr die Tatsache, ein sehr tolles Buch mit vielen, nicht immer ganz überzeugenden Wendungen, einem wunderbar leichten Stil und eine aufblühende, innere Leidenschaft, die im nächsten Band ihr Ende finden soll, gelesen zu haben. Immer noch besser als so mach andere Reihe in diesem Genre, sowie auch für erwachsene Leser zu empfehlen, die eine rührende, echte Geschichte möchten, über Helden, die es nicht einfach nur geschafft haben, zusammen zu sein. Denn Bianca und Lucas stehen in ihrer Beziehung vor mehr Schwierigkeiten, als andere überwinden müssen, um überhaupt erst zusammen zu sein.


Fazit

„Evernight – Hüterin des Zwielichts“ führt die Handlung der Vorgänger gelungen fort und kann beinahe ebenso begeistern, wie der zweiten, sehr starke Band. Große, wahre Gefühle werden hier in den Mittelpunkt gestellt und lassen kaum einen Leser unberührt. Die Chemie stimmt, die gemachten Erwartungen werden Großteils erfüllt und nun liegt es an Claudia Gray, diese Liebe mit einem rührenden Ende zu schmücken. Welches immer auch möglich sein kann, nach solch einer überraschenden Entwicklung.


Pro und Kontra

+ sympathische Protagonisten
+ authentische Umgebung
+ würdige Fortsetzung
+ interessante Wendungen
+ nachvollziehbare Charaktere
o typische Dark Fantasy für Jugendliche und solche, die es sein möchten
o Liebesgeschichte steht nicht direkt im Vordergrund


- zum Ende hin unnötiger Schmalz
- Entwicklung nicht ganz zufriedenstellend

Bewertung:

Handlung: 4 / 5
Charaktere: 4 / 5
Lesespaß: 4,5 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5

 


 

Tags: Vampire