Verlag: Cross Cult; Auflage: 1 (Mai 2011)
216 Seiten; Hardcover Din A5; 22 €
ISBN-13: 978-3942649124
Genre: Thriller
Inhalt (Verlagshomepage)
"Es dauert nicht lange und mein Hass hat sich verbraucht. Doch sie lässt nicht locker. Sie küsst mich und schmeichelt mir, und das Feuer entzündet sich erneut. Eine Raubkatze zerrt mich zu Boden. Sie verschlingt mich, und ich danke ihr dafür." Das Unheil kommt auf schönen Füßen. Für Dwight McCarthy hat es die Gestalt seiner bezaubernden Ex-Freundin Ava. Die ist auf der Flucht vor ihrem schwerreichen Mann, der sie ausnutzt und misshandelt. Sagt sie. Und obwohl Dwight der Sache nicht ganz traut, stürzt er sich in einen finsteren Abgrund, in dessen Tiefe ein menschliches Raubtier lauert. "Eine Braut für die man mordet" erweitert den Kosmos der "Sin City"-Geschichten und bietet ein unerwartetes Wiedersehen mit Marv aus Band 1. Die Vorlage für den langerwarteten zweiten Teil der SIN CITY-Filmreihe!
Rezension
Sin City – spätestens seit Robert Rodriguez` Film dürften die meisten wissen, dass dieser Name gleichbedeutend ist mit Geschichten aus den Abgründen der Seelen und der Großstadt. Was woanders nicht mal denkbar ist, in dieser Stadt passiert es. Meist mit Konsequenzen mit denen so nicht zu rechnen war.
Dwight McCarthy ehemaliger Reporter und jetziger Privatdetektiv ist im Grunde seines Herzens ein gutmütiger Mensch, mit einem gewissen Hang zu Jähzorn. Nach Jahren taucht seine alte Liebe auf, verführt ihn und bittet Dwight um Hilfe. Ihr Mann scheint ein Monster zu sein, der ihren Tod will. Nur Dwight kann ihr helfen und der macht sich mit seinem Kumpel Marv auf den Weg, nicht ahnend, was wirklich auf ihn wartet. Am Ende gibt es mehrere Leichen, die Frage ist nur, ob auch jeder von ihnen es verdient hat tot zu sein. Denn gerade Unschuldige verlieren schon mal in Sin City ihr Leben.
Frank Millers zweiter Band über Sin City, Eine Braut, für die man mordet, macht da weiter, womit in Stadt ohne Gnade begonnen wurde. Nicht inhaltlich, die Geschichte schließt nicht direkt an, aber von den Themen her. Wieder geht es um Verrat und Rache. Um Sex und Gewalt. - Aber auch um Liebe. Verdeutlicht durch Dwight McCarthy. Seine Liebe zu Ava führt ihn in einen tiefen Abgrund, aus dem er nicht entkommen kann und macht deutlich wie tödlich wahre Liebe sein kann. Das Geschehen dreht sich ausschließlich um Ava. Sie ist Ausgangspunkt für alles, aber Dwight ist die Person, die am Besten gezeichnet und aus dessen Sicht alles erzählt wird. Er scheint im Prinzip ein ehrenwerter Mann zu sein, der nur eine dunkle Seite zuviel hat und sich selbst vor dem Monster in ihm fürchtet. Ein Monster von dem er dachte, es endlich an die Kette gelegt zu haben. Als Leser erhält man tiefe Einblicke in seine Gedanken und seine Seelenwelt, so dass man sich in ihn hineinversetzen und mit ihm leiden kann.
Ganz anders sind da Marv und Ava.
Ersterer ist wie schon im ersten Band Stadt ohne Gnade, geradlinig im Denken und Handeln. Aber gerade dadurch werden die Seiten mit ihm sehr unterhaltsam und entbehren nicht einer gewissen Komik, z.B. wenn er anfängt über Countrymusik zu dozieren, während hinter ihm im Auto Dwight fast verblutet. Marv ist eben ein Krieger, den so schnell nichts belastet, aber der seinem eigenen Ehrenkodex folgt.
Für Ava, weibliche Hauptperson, ist der Begriff Femme Fatale allerdings schon nicht mehr ausreichend. Sie manipuliert, intrigiert und zerrt Männer in den Abgrund, in einem Maße, das kaum vorstellbar ist. Eiskalt und berechnend ist sie und schafft es zumindest dem männlichen Leser gleichzeitig zu faszinieren und Schauer über den Rücken zu jagen.
Neben diesen drei Hauptcharakteren tauchen noch eine Vielzahl anderer Personen auf, darunter Manute, der neben Dwight eine Hauptfigur in einer der Episoden im Film ist. Hier wird geklärt, wieso er sein Auge verloren hat und woher die Verbindung zwischen ihm, Dwight und den Frauen der Altstadt stammt.
Frank Miller schafft es all diese Personen geschickt in einer Geschichte zu verknüpfen, die einen immer weiter in ihren Bann zieht. Genau wie Dwight taumelt der Leser immer weiter in den Abgrund und kann sich dessen Faszination doch nicht entziehen. Dazu kommen Querverbindungen zu Stadt ohne Gnade, Teile der Handlung spielen davor oder zeitgleich, die ein Wiedersehen mit Marv ermöglichen, welches, ihm entsprechend, brutal und unterhaltsam ausfällt.
Dazu passend sind Millers Zeichnungen wieder komplett in schwarz-weiß. Er spielt sehr geschickt mit Licht und Schatten und arbeitet so die Merkmale seiner Charaktere heraus. Marv und Manute sind hierbei am prägnantesten, denen die Frauen aber nicht nachstehen. Nancy, Ava und die anderen sehen einfach gut aus und es wird klar, warum Ava Eine Braut, für die man mordet ist. Dazu schafft es Miller die Bilder mit ungeheurer Dynamik zu versehen, wodurch man das Buch einfach nicht zur Seite legen kann.
Cross Cult hat neben dem üblichen Hardcover Sin City - Eine Braut, für die man mordet noch einen kleinen Bonusteil mit einem Interview des Zeichners spendiert, indem er ein bisschen über seinen Werdegang erzählt. Vor allem ist das Cover dieser Neu-Edition ein wahrer Blickfang. Schlicht, aber atmosphärisch.
Fazit
Auch Sin City – Eine Braut, für die man mordet ist eine Reise in die Abgründe der Seele, die kein glückliches Ende haben kann. Ein weiterer Tanz auf dem Vulkan, der mehr als nur gut zu unterhalten weiß. Wer die Hintergründe des Filmes verstehen will, sollte unbedingt zu greifen, alle anderen auch.
Pro & Contra
+ neues passenderes Cover, das einfach stilvoll ist
+ Marv kehrt zurück
+ Querverweise zu anderen Bänden
Bewertung:
Handlung 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Frank Miller:
Rezension zu 300
Rezension zu Sin City - Stadt ohne Gnade
Rezension zu Sin City – Das große Sterben