Dark Swan - Feenkrieg (Richelle Mead)

Egmont Lyx (August 2011)
Originaltitel: Dark Swan (03): Iron Crowned
broschiert mit Klappe, ca. 320 Seiten, 12,99 EUR
ISBN: 978-3-8025-8484-8

Genre: Urban Fantasy


Klappentext

EINE MACHT, DIE WELTEN INS WANKEN BRINGT …

Im Reich der Feen wütet ein schrecklicher Krieg. Als Königin des Dornenlandes muss Eugenie Markham alles daran setzen, um das Töten zu beenden und den Frieden wiederherzustellen. Sie begibt sich auf die Suche nach der Eisenkrone, einem magischen Artefakt, das selbst die Feen fürchten. Die Krone verleiht ihrem Besitzer fantastische Kräfte. Aber kann Eugenie der Verlockung dieser Macht widerstehen?


Rezension

Eugenies Liebesglück mit dem Feenkönig Dorian wird von dem schrecklichen Krieg getrübt, den die Königin des Vogelbeerlands aus Rache angezettelt hat. Abwechselnd stehen Eugenie und Dorian ihrem Heer in der Schlacht bei, doch trotz zahlenmäßiger Überlegenheit liegt der Sieg noch fern. Zudem muss Eugenie sich auch um ihr Leben in der Menschenwelt kümmern, auch wenn ihre Probleme dort gegen den Krieg banal erscheinen. Zu ihrer Familie hat sie nahezu keinen Kontakt mehr, da ihr Stiefvater Roland ihr nicht verzeihen kann, dass sie sich in die Geschicke der Anderswelt einmischt. Doch Eugenie ist immerhin zur Hälfte eine „Feine“, eine Fee, die durch Zufall oder auch Schicksal über das Dornenland herrscht, welches sich nach Eugenies Seele zu einem Spiegelbild der Wüste Arizonas formte. Als sie von der legendären Eisenkrone erfährt, sieht sie endlich eine Möglichkeit, den sinnlosen Krieg schnell zu beenden – doch Dorian hat ihr nicht alles über das mächtige Artefakt gesagt …

„Feenkrieg“ liest sich auf den ersten Seiten wunderbar – zumindest für jene, die Dorian schon immer spannender fanden als Kiyo. Auch wenn der Eichenkönig so manche Intrige spinnt, spürt man seine starke Liebe zu Eugenie und hat das Gefühl, dass die beiden einfach zusammengehören. Selbst wenn er sie zur Macht verführt. Mit seiner lakonischen, aber auch manchmal sehr ernsten Art wirkt Dorian unheimlich sympathisch – vor allem steht er zu Eugenie und stürzt sich gegen jede Vernunft in einen Krieg, um ihre Ehre zu verteidigen. Kiyo hingegen hat sich ihr Vertrauen verspielt, dennoch lösen die Begegnungen mit ihm in Eugenie widerstreitende Gefühle aus. Und so gestaltet sich der dritte Band von „Dark Swan“ vor allem in Liebesfragen äußerst turbulent, was sowohl die Fans von Fuchsgeist Kiyo wie auch die von Feenkönig Dorian zittern lassen. Dabei scheint das Verhältnis zu Kiyo vor allem von einer enormen sexuellen Anziehungskraft geprägt zu sein, während Dorian zwar ebenso feurig ist, jedoch deutlich mehr Zuneigung und Verständnis für Eugenie mitbringt.

Denn die Protagonistin leidet unter der Prophezeiung, dass ihr erstgeborener Sohn einmal die Menschenwelt erobern wird. Doch bedingt durch ihr Königreich und auch durch ihre Herkunft kann sie der Anderswelt nicht einfach den Rücken kehren. Sie ließ sich auf ihre Magie ein, die stärker ist als die der meisten Feinen, und hat Gefallen daran gefunden. Für sie gibt es keinen Weg zurück, auch wenn die Vernunft ihr gebietet, sich so wenig wie möglich in der Anderswelt aufzuhalten. Doch gerade in dieser gefällt es vor allem dem Leser gut: sie bietet eine willkommene Abwechslung zur Menschenwelt und übt mit ihrer bizarren Schönheit eine seltsame Faszination aus. Ihre in sich selbst zurückgefaltete Struktur führt dazu, dass man auf dem Weg von A nach B manche Länder mehrmals durchquert und sogar das eigene Land wiederholt passiert. Dabei formen sich die Länder nach den Wünschen ihrer Herrscher. Dorians Reich befindet sich daher in einem ewigen Herbst voll leuchtender Rottöne, während Eugenies Dornenland eine lebendige Wüste ist.

Für die nächsten Bände wünscht man sich mehr Aufenthalte in der Anderswelt und auch eine stärkere Bindung von Eugenie an diese – denn auch, wenn die Vernunft etwas anderes sagt, so ist doch vor allem interessant zu lesen, wofür sich Eugenies Herz und vielleicht auch ihre dunkle Seite entscheiden wird. Moralisch unbedenkliche Werke gibt es genug und für die Grausamkeiten, die Eugenie widerfahren, hat sie alles Recht der Welt auf emotionales Handeln. Es bleibt zu hoffen, dass Richelle Mead ihren Kurs beibehält und Eugenie letztlich nicht nur „das Richtige“ tun lässt. „Feenkrieg“ endet nämlich mit einem wahren Drama, das nicht nur unheimlich spannend ist, sondern kräftig an den Nerven zehrt. Der Roman gleicht einer Achterbahnfahrt voll atemberaubender Szenen, wovon manche unheimlich gut gefallen und andere Wut auf bestimmte Charaktere schüren. Vor allem ist positiv anzumerken, dass sich nicht nur die Protagonisten entwickeln – zum Guten und zum Schlechten! – sondern auch die Nebencharaktere Veränderungen durchmachen. Es macht Spaß, zu lesen, wie liebgewonnene Nebencharaktere an neuen Aufgaben reifen.

Da „Dark Swan“ aus Eugenies Sicht erzählt wird, bleiben die Motive der anderen Charaktere weitgehend verborgen – bis sie sich verraten oder Eugenie Theorien aufstellt, wobei sie hier auch manchmal weit daneben liegt. Mit diesem Erzählstil kann Richelle Mead bestens umgehen und schürt so jede Menge Spannung, die von vielen unvorhergesehenen Wendungen verstärkt wird. Verglichen mit den anderen Serien der Autorin („Georgina Kincaid“ und „Vampire Academy“) liest sich „Dark Swan“ am reifsten und innovativsten. Was den anderen Büchern manchmal fehlt, ist hier im Übermaß vorhanden, sodass Lesespaß pur garantiert wird. Allerdings muss man dieser ungewöhnlichen Mischung von Urban und High Fantasy auch etwas abgewinnen können – wer es jedoch gerne etwas ungewöhnlich mag, dürfte hier bestens bedient sein. Dazu würzt die Autorin ihre Geschichte mit einer ordentlichen Prise (Galgen-)Humor, sodass dem Lesen in einer Nacht nichts mehr im Wege stehen sollte. Kleiner Wehmutstropfen - die Cover mit der neuen Dame sieht dieses Mal irgendwie gar nicht gut aus.


Fazit

„Dark Swan – Feenkrieg“ ist eine emotionale Achterbahnfahrt, voll unerwarteter Wendungen, leichtem Sarkasmus und feuriger Erotik. Die Anderswelt ist grotesk und gleichzeitig wunderschön – und bindet Eugenie und auch die Leser immer stärker an sich. Kreativ und spannend bis zur letzten Seite!


Pro & Contra

+ starke Protagonistin mit viel Herz
+ unvorhergesehene Wendungen
+ Dorians empathische, ambivalente Art
+ bizarre Schönheit der Anderswelt
+ feurige Erotik
+ dramatisches Ende zum Mitfiebern

o Mischung aus High und Urban Fantasy

- Kiyo gefällt immer weniger

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5


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Interview mit Richelle Mead (englische Version)

Interview mit Richelle Mead (deutsche Version)

Tags: Feen, Richelle Mead