Loriot im Alter von 87 Jahren gestorben

Deutschland trauert um ein Universalgenie: Der Humorist Vicco von Bülow alias Loriot ist tot. Der 87-jährige Meister des feinsinnigen Humors starb am Montag in seinem Haus in Ammerland am Starnberger See. Mit seinen Knollennasen-Figuren, Filmen und Sketchen schrieb Loriot deutsche Fernsehgeschichte. Gemeinsam mit seiner 2007 verstorbenen kongenialen Partnerin Evelyn Hamann brillierte er in zahlreichen Sketchen - etwa bei einem Rendezvous, das durch eine Nudel gestört wird, oder als Herr Pröhl im Streit um den berühmten Kosakenzipfel. Sein durch Wortwitz und Tiefsinn geprägter, feiner Humor war in der Klamauk gewohnten Bundesrepublik ein Qualitätssprung.

Kaum einer war so wandlungsfähig wie er - und kaum einer legte so viel Wert auf Details beim Dreh seiner Sketche - egal, ob bei der Anlieferung eines Klaviers von Bertha aus Panislovski oder als Bernhard Grzimek bei der Begegnung mit der Steinlaus. "Manchmal musste ich nur dasitzen und verständnislos schauen. Damit konnte ich Loriot begeistern. Zu lachen gab es nichts. Wir mussten alle sehr ernsthaft, präzise, diszipliniert und ausdauernd arbeiten", sagte etwa der Schauspieler Heinz Meier, der unter anderem den Lottogewinner Erwin Lindemann gespielt hatte, der von seinem Gewinn eine Herrenboutique eröffnen wollte.

Loriots Szenen voller Sprachwitz und Pointen sind legendär - etwa der Sketch mit der Nudel im Gesicht ("Hildegard - sagen Sie jetzt nichts") oder der Cartoon "Herren im Bad" ("Die Ente bleibt draußen"). Einer seiner Lieblingssätze, die er seinen Figuren immer wieder in den Mund legte war: "Frauen und Männer passen eigentlich nicht zusammen." Mit seiner eigenen Frau klappte es offenbar gut. Das Paar war seit 1951 verheiratet. Die beiden bekamen zwei Töchter.

Loriot wurde nach seinem Grafikstudium in den 1950er-Jahren zunächst mit Zeitschriftencartoons bekannt. Später wechselte er zum Fernsehen, zunächst zum Süddeutschen Rundfunk, dann zu Radio Bremen. Die ARD sendete über Jahre seine erfolgreichen Sketche. Auch seine beiden Filme "Ödipussi" und "Pappa ante Portas", in denen er Regie führte und einige Rollen übernommen hatte, begeisterten Millionen Menschen. Für die ZDF-Show "Der große Preis" entwarf er die Figuren Wum und Wendelin. Loriot wurde mit zahlreichen Preisen geehrt, unter anderem erhielt er im Jahr 2009 den "Lola-Ehrenpreis" der Deutschen Filmakademie. "Eine gewisse Häufigkeit ergibt sich wohl aus der Tatsache, dass ich nicht mehr der jüngste bin. Die Zeit zur Überreichung von Preisen wird knapp", sagte der damals 85-Jährige über die hohe Zahl an Ehrungen, die ihm zuteil wurden.

Geboren wurde Loriot am 12. November 1923 als Bernhard Victor Christoph-Carl von Bülow in Brandenburg an der Havel. Manche nannten den Offizierssohn, dessen Vorfahren am Hof von Friedrich dem Großen verkehrten, auch den "Karl Valentin des Cartoons und der Fernsehunterhaltung". Seinen Namen gab sich Loriot nach dem französischen Wort für das Wappentier seiner Familie, dem Pirol. Vor ein paar Jahren zog sich Loriot ganz bewusst aus der Öffentlichkeit zurück. "Wenn ich alt und klapprig bin und keinen Gedanken mehr im Kopf habe und nicht mehr weiß, wo oben und unten ist, dann höre ich auf", sagte er auf die Frage nach seinem Alter und das Aufhören im Beruf. Nur über ein Thema, da mochte der gläubige von Bülow keine Witze machen. "Der Tod, auch der eigene, ist für mich eine ernste Sache."


(Quelle: tagesschau.de)