Zweilicht (Nina Blazon)

cbt (August 2011)
Gebunden, mit Schutzumschlag
Seiten: 416, 18,99 EUR [D]
ISBN: 978-3-5701-6117-3

Genre: Fantasy


Klappentext

Der 17-jährige Jay ist in der Stadt seiner Träume angelangt – ein Jahr wird er als Austauschschüler in New York, der Heimat seines verstorbenen Vaters, verbringen. Gleich zu Beginn verliebt er sich in die geheimnisvolle Madison mit den Indianeraugen. Doch was er keinem zu erzählen wagt: Hin und wieder taucht ein anderes Mädchen auf, das außer ihm niemand zu sehen scheint. Sie nennt sich Ivy und er kann nicht aufhören, an sie zu denken. Bis sie ihn schließlich in eine verwunschene Welt entführt, die seit Jahrhunderten kein lebender Mensch betreten hat. Als auch im New York der Gegenwart die Geister und Dämonen erwachen, beginnt für Jay ein Kampf auf Leben und Tod. Der Dämon mit dem Herzen aus Eis ist ihm auf der Spur und giert nach menschlichen Seelen. Und Jay muss sich entscheiden – zwischen zwei Mädchen, zwei Leben, zwei Wirklichkeiten …


Rezension

Jay hat seinen Vater nie richtig kennen gelernt und nach seinem Tod flüchtet er sich für ein Auslandssemester in dessen Heimatstadt New York, wo er bei seinem Onkel Matt und seinem Cousin Aiden Unterschlupf findet. Nach der schwierigen Zeit in Berlin mit seiner Mutter und deren Lebensgefährten möchte er gar nicht mehr zurück. Mit ein Grund hierfür ist die exotische Madison, in die er sich Hals über Kopf verliebt. Tja und dann gibt es da noch ein zweites Mädchen, das aber scheinbar nur er selbst sehen kann – Ivy. Mit einem selbst gebasteltem Speer und ungewöhnlicher Kleidung verfolgt sie ihn, um ihn vor dem alles verschlingenden Wendigo zu warnen. Das alles erscheint Jay sehr abstrus, wären da nicht die Postkarten, die ihm sein Vater in Wahnzuständen schrieb, die eben jenen Namen immer und immer wieder erwähnen. Und schneller als er sich versieht, findet sich Jay in einer bekannten und doch so anderen Welt wieder, die sein Leben vollkommen auf den Kopf stellt und die wichtigste Frage von allen aufwirft: Wen kann er wirklich trauen und wie erkennt man die wahre Liebe?

Zweilicht beginnt wenig überraschend. Der Protagonist verliebt sich in ein außergewöhnliches Mädchen und versucht sie für sich einzunehmen. Man gebe noch ein paar Fantasyelemente hinzu und schon erhält man einen typischen Jungendroman, der keineswegs langweilig, aber doch nicht überraschend zu sein scheint. Doch Nina Blazon wäre nicht Nina Blazon, wenn nicht doch noch eine unvorhersehbare Wendung eintreten würde. Nur diesmal übertrifft sie sich selbst. Nichts ahnend wird der Leser in eine vollkommen andere Welt gerissen, die beherrscht wird von Dämonen und anderen magischen Wesen, deren Aufgabe es ist, dem Herrn aus Eis zu dienen. Alles bisher geglaubte erweist sich als Täuschung und Jay muss sich entscheiden, wen er wirklich liebt und welches Leben er führen möchte.
Die Idee hierzu ist nicht ganz neu und viele werden einige bekannte Parallelen entdecken, trotzdem ist die Umsetzung sehr kreativ und einzigartig gelungen.

Nicht zuletzt wegen den einzigartigen Charakteren. Jay ist eigentlich ein normaler 17-Jähriger, hat aber mit Familienproblemen zu kämpfen. Seine Eltern sind getrennt und sein Vater ist zurück nach Amerika gegangen. Dort schien er mehr und mehr dem Wahnsinn zu verfallen bis er bei einem Motorradunfall ums Leben kann. Jays Mutter ließ nie ein gutes Haar an ihm und unterstellt ihrem Sohn, die gewalttätigen Züge seines Vaters geerbt zu haben. Er fühlt sich von seiner Mutter betrogen und flüchtet sich in den Männerhaushalt seines Onkels Matt und seines Cousins Aiden. Letzterer ist wenig glücklich mit dem Familienzuwachs und lässt das Jay deutlich spüren. Trotzdem fühlt er sich wohl, weil er hier er selbst sein kann. Auch wenn er teils jähzornig ist, lernt man eine andere weichere, fast ängstliche Seite an ihm kennen. Diese kommt sehr zur Geltung, als er sich in die selbstsichere, aber zurückhaltende Madison verliebt, die ihn erst nicht wahrzunehmen scheint. Das krasse Gegenstück hierzu ist Ivy, das unsichtbare, zutiefst ungewöhnliche Mädchen, das nicht davon zurückschreckt ihren Speer einzusetzen, um ihre Ziele zu verfolgen. Nina Blazon hat eine außergewöhnliche Mischung mit ihren Charakteren geschaffen, mit der es nie langweilig wird. Jeder einzelne ist detailreich beschrieben, so dass man als Leser meint, sie zu kennen. Doch auch hier wird man in Zweilicht bald hinters Licht geführt. Einziges Manko ist die Figur von Jays Vater. Durch seine Postkarten erhält man immer wieder gute Hinweise, doch die klärenden Hintergründe werden nicht geliefert.

Punkten kann die Autorin auch wieder durch ihren schönen, eingängigen Schreibstil, bekannt schon aus Faunblut und weiteren Romanen, der einen mit vielen kleinen Details bildhaft in eine andere Welt entführt. Zudem beeindruckt die gute Recherchearbeit, die Nina Blazon zweifelsohne betrieben hat, um New York mit all seinen Facetten darzustellen. Abgerundet wird das Ganze noch durch ein sehr schönes Cover, was ein kleines Schmuckstück im Regal ist.


Fazit

Zweilicht von Nina Blazon ist ein durchweg spannender Roman, der durch unvorhersehbare Wendungen überrascht und mit starken einzigartigen Charakteren überzeugt.


Pro und Kontra

+ spannend
+ vielfältige Charaktere
+ nicht vorhersehbar
+ detailreicher Schreibstil
+ kreative Umsetzung
+ authentische Liebesgeschichte

- Grundidee nicht neu
- Hintergrundinformationen vereinzelt unzureichend

Beurteilung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5


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