Nebelheim (Stephan Puchner)

Hoffmann und Campe
384 Seiten, 19,95 Euro
ISBN-10: 3455059600

Genre: Historik



Klappentext

Die Welt schreibt das Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1438. Dieses Buch gibt Zeugnis von der wundersamen Meerfahrt des Kartenzeichners Nicolaus Swart, der sich mit einem Schiff in das Meer der Finsternis stürzte, um jenseits des fürchterlichen Eises das irdische Paradies daselbst zu finden.



Rezension

„Äußerst spannend, originell und kenntnisreich. Ein außergewöhnliches Romandebüt.“ – So beschreibt Gisbert Haefs, ausgezeichneter Historik- und Kriminalautor, Stephan Puchners Debüt „Nebelheim“.

Eine Meinung, die man nur zwiespältig nachempfinden kann ...

Im Jahr 1438 steht das einstmals blühende Land Königs Erichs XIII in Flammen. Zerstört und ausgebeutet durch die Kriegsherrschaft, zwingt es den Herrscher der nordischen Union zur Flucht nach Gotland. Verarmt, ohne Schutz und in Begleitung seines Schreibers Rikmann versteckt er sich von den Folgen seiner Herrschaft und verlangt dabei nur eines: Lüge. Rikmanns Lebenswerk, eine Biographie des Königs, soll von großen Taten berichten. Ohne Schande, einfach makellos.
Etwas, das Rikmann, geleitet von Stolz und ehrlicher Liebe zur Wahrheit, nicht geben kann. Doch bald naht unerwartete Hoffnung für Erich: Der vor vielen Jahren ausgeschickte Kartograph und Astronom Nicolaus Swart kehrt von einer Reise zurück und hat unglaubliches zu berichten!


... denn Stephan Puchner wandelt auf schmalen Pfaden.

Von den verwendeten Ideen hin und her gerissen, versucht man zwischen den Seiten stets nach dem Genre des Romans zu greifen. Denn anders als erwartet, verliert sich „Nebelheim“ deutlich zwischen, für damalige Zeiten, alltäglich stimmungsvollen Dialogen und Erzählungen. Dinge, die nicht unbedingt den Begriff Historik rechtfertigen und mit Swarts Reiseschilderungen (unglaubwürdig & voller phantastischer Wesen) schließlich für den Leser zum Märchen werden. Ein Manko, mit dem die Geschichte vorerst viel an Glaubwürdigkeit verliert, jedoch, getragen von Rikmanns Gedanken, sogar die emotionale Entwicklung des Romans unterstützt.
Denn ohne Zweifel und Skepsis scheint „Nebelheim“, besonders zum Ende hin nicht zu funktionieren. Stephan Puchner beweißt, dass er mit seinen Lesern zu spielen versteht, die am Ende einer bekannten, aber doch zauberhaften Moral gegenüberstehen: „Der Glaube kann Berge versetzen.“

Wie originell und kenntnisreich „Nebelheim“ tatsächlich ist mag jeder Leser für sich entscheiden. Spannung kann es trotz aller Akzeptanz nur wenig bieten. Eine Tatsache, die nicht enttäuschen muss, denn gerade anfangs lebt die Geschichte von der Beziehung Rikmanns zum König, den Dialogen und den in sie gelegten Schalk. Die daraus entstehende Zuneigung zu den Protagonisten trägt, zwar mit Längen, zum gut durchdachten Höhpunkt der Geschichte: dem Ende.



Fazit

Nebelheim ist ein mit Liebe geschriebenes Debüt, die aus jeder Seite fließt. Der malerisch verworrende Stil, wenn man sich erst eingelesen hat, unterstüzt die Stimmung und lässt einem zwischen Märchen und Realität eine eigene Wirklichkeit finden.
Außergewöhnlich, ja. – Aber auch speziell und damit nicht undbedingt massentauglich.
Wer Märchen und alter Sprache etwas abgewinnen kann, dabei jedoch nicht unbedingt auf hervorstechenden historischen Hintergrund pocht, der wird mit diesem Buch seine Freude haben.



Pro & Kontra

+ lädt zum Träumen ein
+ liebevoll ausgearbeitete Charaktere
+ auf die Probe gestellte Glaubensgrundsätze

o alt anmutende Sprache
o erzählender Schreibstil

- Längen im Mittelteil

Wertung: 

Handlung: 3,5 / 5
Charaktere: 4 / 5
Lesespaß: 4 / 5
Preis/Leistung: 3 / 5