Uschi Zietsch (30.04.2009)

Interview mit Uschi Zietsch

Literatopia: Hallo Uschi – schön, ein Interview mit Dir führen zu können! Stell Dich doch bitte unseren Leser kurz in Deinen eigenen Worten vor. Wer bist Du und was schreibst Du?

Uschi Zietsch: Hallo zurück! Ich bin geborene Münchnerin, schreibe seit ich es gelernt habe, veröffentliche seit 1986, bin seit 1996 freie Schriftstellerin, und ich schreibe Science Fiction, Fantasy, Krimi, Kinderbücher, und noch so dies und das, also auch schon mal Quests für Games, Stoffentwicklung fürs Fernsehen und so weiter. Außerdem betreibe ich zusammen mit meinem Mann den Kleinverlag Fabylon und gebe Schreibseminare. Ich bin schon lange verheiratet und lebe auf dem Land mit Mann und Tieren.



Uschi Zietsch …

… als Autorin


Literatopia: Im Oktober 2009 wird Dein neuer Roman „Nauraka“ erscheinen. Worum geht es? Und was hat es eigentlich mit „Dem träumenden Universum“ auf sich?

Uschi Zietsch: „Nauraka“ ist eine eigenständige, abgeschlossene Erzählung, die aber Elemente aus den „Chroniken“ aufgreift, Handlungsschauplatz ist auch wieder die Welt Waldsee. Der Held der „Chroniken von Waldsee“, Rowarn, stammt ja zur Hälfte vom mythischen Volk der Nauraka ab – langlebige Meeresbewohner, die menschenähnlich aussehen und in der Tiefe leben, aber auch an Land gehen können. Die Landbewohner kennen sie nur noch aus Legenden. Die Nauraka sind magische Wesen, die viel Anteil an der Entwicklung der Welt hatten, jedoch eines Tages – lange vor den „Chroniken“ – sozusagen „verschwanden“, als der unbekannte „Alte Feind“ auf der Suche nach einem Artefakt ein Massaker anrichtete, bevor er unverrichteter Dinge abziehen musste. Das Volk erholte sich nie mehr von diesem Vernichtungsschlag, lebte seither verstreut im Meer und wagte sich kaum mehr unter andere Völker. Tausend Jahre nach dem Ende der „Chroniken“- Trilogie setzt die Geschichte „Nauraka“ ein, in der von einem adligen Geschwisterpaar, Bruder und Schwester erzählt wird. Der Bruder unterliegt einem Fluch, der ihn Zug um Zug verändert und in etwas Grauenvolles verwandelt, die Schwester gerät in Gefangenschaft, erduldet unglaubliches Leid und muss schließlich aus Angst vor ihrem eigenen Vater ins Exil fliehen, wobei sie sich selbst verliert. Die Wege der Geschwister fügen sich wieder zusammen, als der Alte Feind auf sie aufmerksam wird, der nun vollenden will, was ihm vor Jahrtausenden nicht gelang: die endgültige Vernichtung des Volkes der Nauraka. Die Handlungsschauplätze liegen unter Wasser, an Land und sogar in der Luft.
Das „Träumende Universum“ entstand vor über 30 Jahren, darin angesiedelt sind bereits frühere Buchausgaben wie „Sternwolke und Eiszauber“ und „Der Stern der Götter“. Es ist ein Universum „gleich nebenan“, in dem uns vieles vertraut ist, aber auch vieles fremd erscheint, da es durch melodische Magie aufgebaut und zusammengehalten wird. Das Universum existiert solange, wie der „Träumer“, aus dessen Traum es entstanden ist, träumt. Es gibt dort viele bewohnte Weltensysteme, die oft durch magische Portale verbunden sind, aber auch durch das Universum selbst ziehen phantastische Geschöpfe und sogar Schiffe. Im Träumenden Universum erscheint alles möglich, doch stets nachvollziehbar.

Literatopia: Deine „Chroniken von Waldsee“ umfassen drei Bände – handelt es sich dabei um eine Trilogie oder hängen die Bände eher „lose“ zusammen? Würdest Du die Chroniken als klassische Fantasy bezeichnen oder warst Du dabei etwas experimentierfreudig?

Uschi Zietsch: Um eine Trilogie. Die gesamte Geschichte teilt sich in drei fortgesetzte Bände auf, sodass Band 1 und 2 jeweils mit Cliffhanger enden. Es handelt sich um ein klassisches Heldenepos im Rittergewand, ein bisschen so wie die Artussagen mit Suche und Wahrheitsfindung, eingebettet in ein magisches Universum mit vielen phantastischen Geschöpfen. Die Geschichte wird fast ausschließlich aus der Perspektive des jungen Protagonisten Rowarn erzählt, sodass wir durch seine Augen die Welt Waldsee kennenlernen und erleben und unmittelbar an Rowarns Entwicklung teilhaben. Die Geschichte folgt allerdings trotzdem nicht den gängigen Mustern, und auf die (Teil-)Auflösungen kann der Leser auch nicht kommen. (Abgesehen davon, dass es gut ausgeht, okay. Aber wie … da gibt es schon ein paar unvorhersehbare Überraschungen.)
Experimentierfreudig war ich allerdings bei „Nauraka“, und nicht nur, weil es auch unter Wasser spielt, sondern in der Konzeption insgesamt.

Literatopia: Du hast auch Bücher zum Spiel „Spellforce“ geschrieben – musstest Du Dich dabei an strenge Vorgaben halten oder war die Arbeit an den drei Bänden eher „frei“? Wie bist Du eigentlich dazu gekommen, etwas zum Thema „Spellforce“ zu schreiben?

Uschi Zietsch: Die Handlung der Trilogie habe ich selbst entworfen, aber natürlich in Absprache mit den Spieleentwicklern und dem Verlag. An Vorgaben musste ich mich insofern halten, dass die Welt und Fachtermini eingearbeitet werden mussten und kein eigener Weltenbau möglich war. Bei der Ausarbeitung war ich aber völlig frei. Der Verlag ist seinerzeit an mich herangetreten.

Literatopia: Du schreibst auch Kinderbücher. Wo siehst Du persönlich die Schwierigkeit dabei? Was muss man bei den kleinen Lesern besonders beachten?

Uschi Zietsch: Ein Kinderbuch zu schreiben ist etwas ganz Eigenes. Die Spannung muss ständig gehalten werden, ausufernde Schwafeleien sollten vermieden werden, und es muss in wenigen, verständlichen Worten ein komplizierter Zusammenhang vermittelt werden können. Reduzierung auf das Allernotwendigste, dabei aber viel Ambiente und Stimmung schaffen, damit die Kinder sich alles bildlich vorstellen und auch nachspielen können – das ist eine echte Herausforderung. Kompliziert und hochgestochen schreiben kann jeder, aber sich einem Kind verständlich zu machen, ist nicht so leicht. Hier steht das lebendige Erzählen im Vordergrund. Für mich war es noch eine kleine Herausforderung mehr, auch noch aus der Perspektive eines Jungtiers in der ersten Person zu erzählen. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht, und ich freue mich, wenn ich nach wie vor regelmäßig von Schülerinnen und Schülern angemailt oder angeschrieben werde, die Referate zu meinen Büchern halten, ich habe auch schon Lesungen in Kindergärten gehalten. Ein Verlag, der direkt an Schulen verkauft, legt heute noch zehntausende einiger ausgewählter Titel auf.

Literatopia: Wann und warum hast Du eigentlich mit dem Schreiben angefangen? Beschäftigst Du Dich viel mit dem Handwerk, sprich legst Du Wert auf verschiedene, kreative Techniken? Oder schreibst Du einfach drauf los?

Uschi Zietsch: Ich schreibe schon seit der Grundschule, vorher habe ich bereits Geschichten erzählt, bin also sozusagen damit geboren worden und habe gleich angefangen – und nie damit aufgehört. Mit dem Handwerk beschäftige ich mich natürlich täglich, und intensiver noch bei den Seminaren, die ich gebe. Wenn man etwas Ordentliches zustande bringen will, muss man sich vorher sehr gut organisieren, vor allem, wenn man Termine einhalten muss. Und das muss jeder Profi, da führt kein Weg dran vorbei. Termine sind aber auch wichtig, um sich selbst zur Disziplin zu mahnen, damit man auch beendet, was man angefangen hat. Je besser man vorarbeitet, umso freier kann man schreiben und die Geschichte sich selbst entwickeln, „sich selbst erzählen“ lassen. Man setzt sich ja auch nicht ins Auto und fährt einfach drauflos, sondern hat ein Ziel und muss überlegen, wie man da hinkommt. Gerade beim Roman ist ein gut strukturiertes Exposé unerlässlich, wenn die Handlung verschachtelt und mit mehreren Wendungen ausgestattet sein soll. Man darf sich schließlich nicht verzetteln, und die Handlung muss auch vorangetrieben werden. Je besser die Vorarbeit, umso schneller entwickelt die Geschichte eine Eigendynamik, und man wird selbst von unerwarteten Umwegen, neu auftretenden Figuren und sich plötzlich klärenden Rätseln überrascht. Das macht das Schreiben zu einem ungeheuer spannenden Prozess, der viel Freude bereitet. (Vor allem, wenn eine Figur partout nicht das machen will, was sie soll!) Wenn mein Mann, der mein First Reader ist, zu mir sagt: „Ich bin gespannt, wie es weitergeht“, sage ich oft: „Ich auch.“

Literatopia: Womit hat Deine schriftstellerische Karriere dann eigentlich begonnen? Hast Du zuerst Kurzgeschichten in Anthologien untergebracht und sofort einen Roman veröffentlicht? Und wie hat sich die Verlagssuche für Dich gestaltet?

Uschi Zietsch: Ich habe 1979 meinen ersten 1000-Seiten-Wälzer bei damals allen Verlagen angeboten, die Fantasy herausgaben. Das Echo war äußerst ermutigend, um nicht zu sagen umwerfend, ich hatte viele Termine bei den Lektoren oder sie kamen zu mir nach Hause, und mit deren Hilfestellungen lernte ich das Handwerk und verkaufte 1984 meinen sehr viel weniger umfangreichen Fantasy-Roman „Sternwolke und Eiszauber“, der 1986 erschien und bei Kritik wie Lesern gute Akzeptanz fand.

Literatopia: Hast Du jemals an einem Schreibwettbewerb teilgenommen? Wenn ja – auch schon gewonnen? Wenn nicht – siehst Du solche Veranstaltung trotzdem als gute Möglichkeit für Jungautoren, in die Szene einzusteigen?

Uschi Zietsch: Ja, an zwei Ausschreibungen habe ich teilgenommen – und bei beiden etwas gewonnen. 2005 den dritten Platz des Krimi-Preises des Filmmuseums Berlin und Ende 2008 den ersten Platz zum Thema „Menschenrechte“ von amnesty international, was mir in dem Fall sehr viel bedeutet. Ich drucke mir normalerweise – bis auf 2009, da habe ich es gleich bleiben lassen – zu Anfang eines Jahres immer die für mich in Frage kommenden Ausschreibungen aus, lege sie in mein „Uschis Konzepte und Aufträge“-Fach und vermassle dann regelmäßig die Termine, weil ich gar keine Zeit dafür habe. Aber jedem angehenden Autor kann ich nur raten mitzumachen – es sind hervorragende Fingerübungen, nach vorgegebenen Themen und zum Termin zu schreiben, auch wenn man rechnerisch betrachtet geringe Chancen hat, zu gewinnen. Aber wer weiß? Gar nicht teilnehmen bedeutet in jedem Fall, gar nichts zu gewinnen, nicht mal persönliche Erfahrung oder vielleicht die Idee zu einem ausbaufähigen Roman. Und schreiben lernt man nur durch schreiben, egal wie viele Theoriebücher man liest. Genau wie beim Autofahren – siehe oben.

Literatopia: Hast Du neben Deinen ganzen schreiberischen Arbeiten eigentlich noch Zeit, es Dir abends gemütlich zu machen und ein Buch zu lesen? Was liest Du gerne? Und hattest / hast Du vielleicht sogar „Vorbilder“?

Uschi Zietsch: Ich habe leider nur noch sehr wenig Zeit zum privaten vergnüglichen Lesen, nur vor dem Einschlafen im Bett. Das ist für mich aber wichtig, vom Tagesgeschäft, Arbeitsmanuskripten und den eigenen Geschichten abzuschalten, meistens schwirrt mir gehörig der Kopf. Manchmal schaffe ich nur ein oder zwei Seiten, manchmal aber auch mehr. Ich lese nahezu alles gerne, allgemeine Belletristik, sehr gern auch mit phantastischem Einschlag, Krimis, Thriller, Graphic Novels und Comics. Direkte Vorbilder zum Schreiben habe ich nicht, aber natürlich beeinflussen meine Lieblingsbücher mich schon. Es sind allerdings so viele, dass ich nicht unbewusst zu adaptieren anfange, sondern bei meinem Stil bleibe. Statt eines SUB habe ich inzwischen ein RUB, ein ganzes Regal ungelesener Bücher, und wenn das so weitergeht, wird da noch ein ZUB draus. Ich hoffe aber, dass ich im Sommer ein bisschen mehr Zeit habe, auch mal eine oder zwei Stunden draußen zu entspannen, und dann werde ich mich durch die Seiten „fressen“.

Literatopia: Was kommt nach „Nauraka“? Sind für 2009 noch weitere Veröffentlichungen geplant, vielleicht eine Kurzgeschichte in einer Anthologie? Und wirst Du weiterhin dem Genre Fantasy treu bleiben?

Uschi Zietsch: Zunächst mal schreibe ich an der zweiten Staffel unserer „SunQuest“-Serie den Einstiegsteil, der ca. Ende Juni erscheint. Dann werden drei weitere „Elfenzeit“-Bücher von mir erscheinen – meine im Auftrag von VPM konzeptionierte 20-teilige „Urban Fantasy“-Serie, die exklusiv im Bertelsmann Buchclub erscheint, und an der auch andere AutorInnen nach meinen Exposés mitschreiben -, dann ist mein jährliches MADDRAX-Hardcover geplant, soeben (Ende April) ist ein PERRY RHODAN-Hörbuch als Beilage zur Ausgabe „PERRY RHODAN Extra 8“ erschienen. Bei der von Alisha Bionda im Otherworld Verlag demnächst herausgegebenen Anthologie „Unter dunklen Schwingen“ ist eine Fantasy-Kurzgeschichte von mir dabei, und in der kommenden Ausgabe 15 des Science Fiction Magazins NOVA bin ich mit einer SF-Story dabei. Ach ja, und im Frühsommer/Sommer erscheinen die „Chroniken von Waldsee“ bei Bertelsmann als wohlfeiles einbändiges Hardcover. Hmm … ich glaube, das war momentan alles.
Ich werde sicherlich dem Genre Fantasy noch eine Weile treu bleiben – aber nicht nur.


… als Verlegerin

Literatopia: Dir und Deinem Mann gehört der Fabylon-Verlag – was genau gehört dabei zu Deinen Aufgaben? Und wie groß ist Euer Team?

Uschi Zietsch: Unser Team ist sehr klein. Ich habe den Überblick über alles und kümmere mich um die Buchproduktion, während mein Mann mit Verkauf und Werbung beschäftigt ist, aber nur stundenweise, da er hauptberuflich arbeitet. Für die Public Relations ist Alisha Bionda zuständig, die sich um die Kontakte zu den Medien kümmert. Dann gibt es noch Grafiker, Layouter und Korrekturleser, die „regelmäßig“ beschäftigt sind, und Außenlektoren für die Manuskripte, wobei hier der Zeitfaktor eine Rolle spielt.

Literatopia: Welchen Genres hat sich der Fabylon-Verlag verschrieben? Verlegt Ihr ausschließlich Phantastik oder gibt es auch Ausflüge in andere Welten? Gehört Science-Fiction eigentlich auch dazu oder eher nur diverse Fantasyspielarten?

Uschi Zietsch: Wir verlegen ausschließlich deutschsprachige Phantastik, dazu gehört natürlich auch die Science Fiction (zuletzt gab es da den preisgekrönten „Psyhack“ von Michael K. Iwoleit, und unsere „SunQuest“-Serie, die sozusagen „Science Fantasy“ ist), und eben Fantasy, und alles, was dazwischen angesiedelt ist und uns gefällt. Allerdings verlegen wir keine Kinder- und Jugendbücher in diesem Genre.

Literatopia: Liest Du selbst noch die eingesandten Manuskripte? Und was muss ein Autor beachten, wenn er dem Fabylon-Verlag einen Roman anbieten will? Und was passiert mit unaufgefordert eingesandten Manuskripten? Landen die in der Mülltonne oder riskiert Ihr doch mal einen Blick?

Uschi Zietsch: Ich lese alle unverlangt eingereichten Manuskripte, egal welche Bewertung sie vorher vom „Tester“ erhalten haben. Ich treffe allerdings die Vorauswahl, bevor ich sie überhaupt weiterreiche, denn manchmal sind es Kinder- oder Jugendbücher oder sogar Krimis und Lyrik, hier sage ich natürlich sofort ab und beschäftige keinen Außenlektor. Deswegen müssen die Autoren sich auch mit viel Geduld bei uns wappnen, denn darüber vergeht natürlich viel Zeit. Leider, aber ich kann hier einfach keine höhere Priorität setzen. Wir lassen uns per Mail das Exposé und die ersten 30 Seiten schicken, Papierausdrucke schicken wir schon zurück, wenn ein Rückporto beiliegt, aber Mail ist in jedem Fall besser. Unsere Richtlinien finden sich auf unserer Homepage „Tipps und Manuskripte“, und die AutorInnen sollten sich schon ein bisschen in unserem - sowieso kleinen - Programm umgesehen haben, ob sie dazupassen.

Literatopia: Wie ist es eigentlich zur Gründung des Fabylon-Verlags gekommen? Seit wann gibt es ihn? Und gibt es ein Ereignis, das Dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Uschi Zietsch: 1987 haben wir unseren Verlag gegründet. Der Grund lag in der Kürzung der Programme der Fantasy-Verlage. Mein „Sternwolke und Eiszauber“ war ein Jahr zuvor herausgekommen, mein zweiter Titel sollte folgen – und dann kam die radikale Programmkürzung. Damit wäre ich wieder in der Versenkung verschwunden. Also entschloss ich mich zu dem damals ziemlich mutigen Schritt – da galten Kleinverlage noch als sehr anrüchig – eines eigenen Verlags, und wenn, dann nicht nur mit meinen Büchern. Mich reizte es, Bücher so gestalten zu können, wie sie mir gefielen, sie selbst zu produzieren, und das ist heute noch ein tolles Gefühl. Umso anspornender für uns damals, dass gleich unsere ersten beiden Titel, „Traum der Wintersonne“ und „New York ist himmlisch“ je einen Kurd-Laßwitz-Preis erhielten, „New York“ sogar den ersten Platz.

Literatopia: Wie gestaltet sich Dein Kontakt mit Euren Autoren? Kennst Du jeden einzelnen persönlich oder ist das inzwischen gar nicht mehr möglich? Gab es schon einmal eine „dramatische Trennung“ von einem Autoren?

Uschi Zietsch: Die meisten kenne ich persönlich. Meistens verkehre ich per Mail mit den Autorinnen und Autoren. Wenn mir aktuell was einfällt, gleichzeitig aber noch zwei, drei andere Dinge auf Erledigung warten, dann bin ich mit der Mail schneller – und oft ist es auch außerhalb der „üblichen“ Telefonzeit. Nach Vertragslegung gab es noch gar keine Trennung.

Literatopia: Wie hoch sind Eure Auflagen durchschnittlich? Und wo kann man Eure Bücher kaufen? Findet man Sie auch in Buchhandlungen oder muss man dabei aufs Internet zurückgreifen?

Uschi Zietsch: Die Auflagen sind unterschiedlich – und klein, aber ich bitte um Nachsicht, wenn ich hier keine konkreten Zahlen nenne. Da bin ich wie die Großverlage  Unsere Bücher liegen in einigen Buchhandlungen aus, bestellt werden können sie aber in allen Buchhandlungen und sind am nächsten Tag abholbereit, da wir auch über Barsortiment ausliefern. Und dann gibt es natürlich viele Internetportale, und unseren eigenen Internet-Shop, über den wir unsere Bücher versandkostenfrei verschicken. Sprich: Wir sind überall erhältlich, liegen aber natürlich nicht überall aus.

Literatopia: Was hältst Du eigentlich von Online-Rezensionsportalen? Siehst Du darin eine gute Möglichkeit, Bücher zu promoten oder vertraust Du eher auf Zeitschriften und Buchmessen?

Uschi Zietsch: Ich halte alle Medien für gleichermaßen wichtig und bedeutend, um das Publikum aufmerksam zu machen. Deswegen sind wir beispielsweise auch in Leipzig auf der Buchmesse vertreten, die eine Publikumsmesse ist, im Gegensatz zu Frankfurt.

Literatopia: Hast Du es jemals bereut, als Verlegerin tätig zu sein – zum Beispiel, weil es Deinen Blick auf Deine eigene Arbeit ernüchtert hat? Fällt es Dir nun schwerer, einen Roman zu schreiben, der Deinen Ansprüchen gerecht wird oder hat die Arbeit im Verlag eher geholfen, Dich schreiberisch zu verbessern?

Uschi Zietsch: Nein, bereut habe ich es nie, denn wenn man ein frisch gedrucktes Buch in Händen hält, ist das alle Mühen wert. Es hat meinen Blick auf die Schriftstellerei keineswegs ernüchtert, denn ich war schon damals als Jugendliche mit meinem Erstling auf dem Boden der Tatsachen und hatte keine idealisierten Vorstellungen. Meinen Schreibstil hat die Verlagsarbeit nicht beeinflusst, hier wird ganz klar getrennt. Ich muss ohnehin immer der Thematik und dem Genre angepasst schreiben. Problematisch ist es nur dann, wenn die Autorin Susan Schwartz einen „SunQuest“-Part schreiben soll und von der Verlegerin Uschi Zietsch angemeckert wird, weil dies und das besser sein könnte. :)

Literatopia: Was sind Deine persönlichen Highlights 2009? Auf welchen Leckerbissen aus Eurem Programm sollte der geneigte Leser besonders achten?

Uschi Zietsch: Ein ganz aktueller Leckerbissen ist unsere in zwei Bänden herausgegebene „Dark Ladies“ Anthologie von Alisha Bionda. Optisch sind diese Bücher eine außergewöhnliche Augenweide, und die Geschichten, die sich die Autoren zu den Bildern einfallen ließen, sind abwechslungsreich, stimmungs- und phantasievoll. Ich freue mich sehr, dass wir die Anthologie ins Programm genommen haben und bin sehr stolz auf das Produkt. Und als Autorin freue ich mich auch, dass ich mit dabei bin. Und ansonsten geht es im Juni mit der zweiten sechsbändigen Staffel unserer verlagseigenen Serie „SunQuest“ los, der Zyklus heißt „Quinterna“, und was die Autoren (Profis wie Newcomer) bisher schon an Romanen geliefert haben, finde ich toll und freue mich schon auf das, was noch kommen wird. (Klar, als Verlegerin muss ich das ja sagen, aber wer mich kennt weiß, dass ich es wirklich so meine. Bei unserem kleinen Programm muss ich hinter dem stehen, was publiziert wird.) Auch die optische Gestaltung ist wieder top … ich möchte fast sagen, noch besser als die erste Staffel.

Literatopia: Vielen Dank für das Interview, Uschi!


Interessante Links:

Homepage von Uschi Zietsch

Rezension zu "Dark Ladies I"

Rezension zu "Dark Ladies II"

LITERRA-Interview mit Uschi Zietsch


Dieses Interview wurde von Judith Gor für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten!