Quantum (Hannu Rajaniemi)



Piper Verlag (März 2011)
Taschenbuch, 432 Seiten, EUR 16,95
 
ISBN: 978-3492701938

Genre: Science-Fiction


Klappentext

Eine visionäre Stadt auf dem Mars. Ein Meisterdieb ohne Gedächtnis. Und ein Verbrechen, das das Sonnensystem für immer verändern wird.


Innerer Klappentext

Quantum ist das sensationelle Debüt des neuen Shootingstars der Science Fiction: Jean le Flambeurs Verbrechen sind im ganzen Sonnensystem bekannt – doch der Meisterdieb kann sich an keine seiner Taten erinnern. Was ist mit seinem Gedächtnis geschehen? In wessen Körper steckt er? Und warum befindet er sich in einem multidimensionalen Gefängnis? Als ihn die ätherische Kriegerin Mieli aus der Gefangenschaft befreit, findet er sich im Mittelpunkt einer galaktischen Verschwörung wieder. Und um die Vernichtung des Sonnensystems zu verhindern, müssen Jean und Mieli dorthin gelangen, wo alles begonnen hat – auf dem Mars, in der Stadt des Vergessenes …


Rezension

Von „ätherischen Kriegerinnen“ und „multidimensionalen Gefängnissen“ erzählt der Finne Hannu Rajaniemi in seinem Debütroman. Und genau so verwundert wie beim Lesen dieses Klappentextes bleibt der Leser auch nahezu die gesamte Lektüre des Romans über. Denn auch wenn Rajaniemi diesem eine durchdachte und innovative Rahmenhandlung mit vielen Überraschungen und Enthüllungen zu Grunde legt, bleibt das größte Problem teilweise Verworrenheit bis hin zu schlichtem Unverständnis einiger Sachverhalte. Auslöser hierfür ist der anhaltende Trend in der Science-Fiction, den Leser die geschaffene Welt „selbst erkunden zu lassen“ – ein Trend, den Rajaniemi eindeutig auf die Spitze treibt. Seine hartnäckige Weigerung, Erklärungen zu liefern dürfe den allermeisten Leser nicht gefallen – allenfalls hartgesottene Rätselknacker, die sich richtig in die Materie „hineinknien“ wollen, könnten Gefallen daran finden. So aber kämpft sich der Durchschnittsleser durch einen nicht enden wollenden Wust von – zugegeben kreativen und kunstvollen – Wortschöpfungen, deren exakte Bedeutung sich oft nur erraten lässt.
Zwar hat dies natürlich einen gewissen Einfluss auf die Wahrnehmung des Lesers auf die von Rajaniemi geschaffene Welt – glücklicherweise aber keinen großen. Denn diese bleibt trotzdem überaus bildhaft und gut beschrieben. Das gilt besonders für den Schauplatz „Mars“, den Rajaniemi mit Liebe zum Detail auf die innere Leinwand des Lesers zaubert. Pittoresk und beinahe schon viktorianisch anmutend, hilft dieser Schauplatz zusammen mit den gelungenen Beschreibungen der dazugehörigen Gesellschaft, eine ganz besondere Atmosphäre zu kreieren.

Zwar ist die Grundidee, auf der die Handlung basiert, innovativ und spannend, allerdings muss man auch hier verdammt gut aufpassen, um dranzubleiben und in dem Gespinst aus Verwicklungen, Wendungen und Beziehungen nicht den Überblick zu verlieren. Gelingt einem das, so bekommt man – großteils - eine wirklich interessante und witzige Geschichte geliefert, die von guten Ideen ebenso lebt, wie von ihren Charakteren. Denn diese sind überzeugend und glaubwürdig dargestellt; besonders die Protagonisten brauchen sich in Sachen Glaubwürdigkeit auf der einen Seite – aber auch in Sachen Unterhaltungswert auf der anderen – nicht verstecken. Hierbei geben Mieli und Jean le Flambeur ein gelungenes Duo ab, welches durch Witz und charmante Schlagabtausche punktet.
Und dennoch; wie um seinen Ruf endgültig zu besiegeln, gibt sich Rajaniemi keineswegs damit ab, normale Charaktere zu zeichnen und es dabei bewenden zu lassen. Ob in einem fremden Körper gefangen, nur eingebildet, doch nicht eingebildet, versehentlich als männlich angenommen, aus einem früheren Leben bekannt oder einfach nur verrückt – Rajaniemis Charaktere sind alles andere als gewöhnlich und stehen der Handlung in Sachen Abgedrehtheit in nichts nach – im Gegenteil; meist verhelfen sie dieser sogar zu diesem Attribut. Und so beschließt man die Lektüre zwar mit dem Gefühl, einiges geboten bekommen zu haben – die Pointe der Handlung kann sich wirklich sehen lassen; jedoch muss man sich fragen, ob der Knoten, den man sich bei diesem Buch ins Gehirn schmökert, es wirklich wert war.


Fazit

Unterhaltsam, verwirrend, abgedreht – Science-Fiction der etwas anderen Art bietet Rajaniemi in seinem Debütroman. Wer hier durchsteigen will, muss sich ins Zeug legen – dieses Buch ist sicherlich nicht jedermanns Sache.


Pro & Kontra

+ klasse Setting mit toller Atmosphäre
+ viele gute Ideen

o teilweise ziemlich „abgedreht“

- teilweise wirklich schwer verständlich, was den Lesespaß gehörig ausbremsen kann
- die Bedeutung vieler verwendeter Begriffe bleibt ein Rätsel

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5

Tags: Heist, Mars