Mai

„Ein Lied fliegt zum andern.“ (Elisabeth Borchers zum Mai)

Liebe Leserinnen und Leser,

wen lässt es unberührt, wenn Blauglockenbäume und Kastanienkerzen blühen, wenn die Luft schwer ist vom Duft des Flieders und leicht von einer frischen Brise, wenn das Licht sogar in die Hinterhöfe fällt und sich der Himmel so weit und klar aufspannt?
„Es luftet, es luftet, / die Wiese summt und duftet“, so lässt sich Jürg Schubiger vom Frühling zum Dichten verführen, und es scheint, als würde diese Jahreszeit mit ihrem breit aufgefächerten Gefühlsspektrum den Poeten im Menschen wachkitzeln. Leider auch eine Zeit, in der manche ein ganz anderes Kitzeln verspüren – doch auch sie wurden nicht vergessen:


Heuschnupfenkind

ich komm im Frühsommer zu Dir,
ich schreib Dir keinen Roman,
ich schreib Dir Blumen auf Papier,
schreibe Mohn, blühend und rot,
wilde Malve und Löwenzahn.
Leg sie unters Kissen zum Hasenbrot
oder stecke sie in deine Mütze
bis zum Sommerkehraus.
Wenn sie welken, mach Schiffchen draus;
sie ertrinken in einer Winterpfütze.
Heuschnupfenkind,
ich komm im Frühsommer zu Dir
und schreibe Dir Blumen auf Papier.

Fritz Deppert


Falls es euch nun in den Fingern juckt und ihr euch ebenfalls im Blumenschreiben und Farbendichten versuchen wollt, laden wir herzlich zu unserem aktuellen Versipuls ein. Aber aufgepasst – ihr habt nur noch bis zum 10. Mai Zeit!

Schöne, möglichst schnupfenfreie Maitage wünscht
euer LiteraTopia-Team



Sämtliche Zitate sind dem Buch „Großer Ozean – Gedichte für alle“, herausgegeben von Hans-Joachim Gelberg, entnommen. Alle Rechte verbleiben beim Verlag.

Das Foto wurde von Chefredakteurin und Community-Administrator Judith Gor zur Verfügung gestellt. Alle Rechte vorbehalten.