Das Buch der Sünden (Axel S. Meyer)



rororo (August 2010)
Taschenbuch, 784 Seiten, EUR 9,99
ISBN: 978-3499253805

Genre: Historik


Klappentext

Hoch im Norden haust das Böse.

Im Jahre 845 bringen die Normannen den Tod nach Paris. Die Mörder kommen über die Flüsse: Am Morgen besetzen 120 Drachenboote die Seineinsel, am Abend sind die Straßen mit Leichen übersät. Brandgeruch liegt in der Luft.
Hilflos muss der junge Odo mit ansehen, wie sein Vater getötet und seine Mutter verschleppt wird. Er schwört Rache. Jahre später fällt ihm im Kloster Sankt Gallen eine Schrift in die Hände: Das Buch der Sünden. Es prophezeit den Untergang der heidnischen Welt – sobald die sieben Todsünden gesühnt sind. Besessen von der Idee, dieses Werk zu verrichten, macht sich Odo auf den Weg nach Norden. In die gottlose Stadt der Wikinger, nach Haithabu …


Rezension

Schon mit seinem Debütroman konnte Axel S. Meyer den Titel „Historischer Roman des Jahres“ des Rowohlt Verlages für sich beanspruchen; und in der Tat – „Das Buch der Sünden“ ist eine abwechslungsreiche und spannende Lektüre mit historischem Anspruch, der man allerdings teilweise noch anmerkt, dass es sich um ein Erstlingswerk handelt. Zu häufig wirkt etwa der Schreibstil noch etwas holperig – für einen historischen Roman hätte es ruhig ein wenig opulenter ausfallen dürfen.

Nichtsdestotrotz ist man als Leser von Beginn an von der Geschichte gefesselt, denn dies ist Meyers größte Stärke: Die Spannung ist auf einem konstant hohen Niveau, was zum einen durch das spannende Grundthema, zum anderen durch auffallendes Abwechslungsreichtum in der Handlung zustande kommt:
Nachdem Odo auf das „Buch der Sünden“ gestoßen ist, in dem beschrieben wird, wie man die Apokalypse herbeiführen kann, indem man die sieben Todsünden besiegt, steigert er sich mehr und mehr in eine Art religiösen Wahn. In Haithabu macht er sich sodann ans Werk – nach Anleitung des Buches ermordet er jene Menschen, von denen er glaubt, sie seien die jeweiligen Verkörperungen der sieben Todsünden …

Odo als Charakter verfolgt man dabei vom Kindesalter an. Auf diese Weise gelingt es Meyer, einen recht authentischen Hintergrund für diesen doch recht abgedrehten Charakter zu schaffen und einen nachvollziehbaren Auslöser zu präsentieren – im Kindesalter muss er mit ansehen, wie sein Vater getötet und seine Mutter misshandelt und verschleppt wird. Dann allerdings bekommt Meyer handlungstechnisch ein Problem - muss er doch die Zeit, bis er Odos Geschichte weitererzählen kann, nachdem dieser in Haithabu angekommen ist - irgendwie überbrücken. Hierbei setzt er nicht auf einen radikalen Schnitt im Handlungsgefüge, sondern hetzt regelrecht durch eine dünne und unmotiviert wirkende Passage, in der Odo Mönch wird, durch Zufall auf die Route aufmerksam wird, auf der seine Mutter verschleppt worden sein könnte und schließlich nach Haithabu aufbricht, wo endlich die Handlung wieder runder läuft.
Von diesem etwas unglücklichen Umstand, der den für die Bereitschaft zum (Weiter-)Lesen so wichtigen ersten Teil des Buches etwas ins falsche Licht rückt, sollte man sich aber nicht vom Weiterlesen abhalten lassen. Denn spätestens nach Odos Ankunft in Haithabu wird der Erzählstil wieder ausführlicher.
Einzig die zahlreichen Zufälle, die leider ein wichtiges Element für das Vorankommen der Handlung darstellen, ziehen sich weiter wie an einer Perlenkette aufgereiht durch die Geschichte und sorgen somit doch das eine oder andere Mal für Unmut beim Leser.

In Haithabu beginnt dann auch der zweite Handlungsstrang; jener des jungen Schmiedes Helgi. Auch wenn der Leser anfänglich noch nicht weiß, worauf Meyer mit diesem abzielt, bleibt er doch spannend und interessant zu lesen. Und spätestens, wenn deutlich wird, was Meyer mit den beiden Protagonisten vorhat, kommt die Geschichte so richtig in Fahrt.
Dabei bleibt Meyer stets seinem historischen Anspruch gerecht – ob er die Lebensumstände, die politischen Gegebenheiten oder auch den Schauplatz beschreibt; stets bleibt er hierbei authentisch.
Besonders die im heutigen Norddeutschland gelegenen Schauplätze wie zum Beispiel die alte Wikingersiedlung Haithabu oder gar die Insel Rügen bieten ein ganz besonderes Flair, das Meyer durch seine eingänglichen Schilderungen schafft. Nicht zuletzt zeugen sie auch von einer gewissen Affinität des Autors für diese Region auf der einen - sowie von gewissenhafter Recherche auf der anderen Seite.


Fazit

Abwechslungsreich und spannend bietet „Das Buch der Sünden“ gelungene Unterhaltung in historischem Gewand. Auch wenn dieser Debütroman noch einige Schwächen wie den Erzählstil oder den überreichlichen Gebrauch des Zufalls als handlungstreibendes Element aufweist, dürfte es sich für Historikfans trotzdem lohnen, Axel S. Meyer im Blick zu behalten.


Pro & Kontra

+ spannend und abwechslungsreich
+ schön beschriebene Schauplätze
+ gute Darstellung des Lebens im 9. Jahrhundert

- Schreibstil wirkt mitunter noch etwas holperig; insbesondere, wenn die Handlung größere Sprünge macht
- eindeutig zu viele Zufälle

Wertung:


Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5