Charlotte Schaefer (04.05.2009)

Interview mit Charlotte Schaefer

Literatopia: Hallo Charlotte – schön, Dich mit unseren Fragen löchern zu dürfen! Stell Dich doch bitte unseren Lesern kurz vor. Wer verbirgt sich hinter dem Bild auf Deiner Homepage?

Charlotte Schaefer: Hallo und danke für die Interview-Einladung.
Ich wurde 1988 in Engen im Hegau geboren, lebe aber seit 15 Jahren bei Freiburg. Seit einem halben Jahr studiere ich dort Germanistik und Sinologie. Während des Semesters bleibt kaum Zeit zum Schreiben, weshalb ich das meistens auf die Ferien verlege. Ansonsten gehört meine Freizeit dem Lesen, meiner Familie und Freunden, der Musik und dem Zeichnen.

Literatopia: Kürzlich ist Dein Debüt-Roman „Cedars Hollow“ im Sieben-Verlag erschienen. Worum geht es? Und wieso hast Du eine englische Kleinstadt als Setting gewählt?

Charlotte Schaefer: In dem Roman geht es um die 18-jährige Hazel, für die nach dem Tod ihrer Mutter eine Welt zusammenbricht. Als sie den jungen Dave kennenlernt, scheint er die richtige Person zu sein, um sie wieder auf andere Gedanken zu bringen, doch dann taucht ein weiterer Fremder namens Corvus auf, der Hazel eingehend vor Dave warnt und ihr ein Geheimnis enthüllt: Er und Dave sind Vampire. Damit nimmt nicht nur ein Kampf zwischen Gut und Böse, sondern auch eine Liebesgeschichte zwischen Mensch und Vampir seinen Lauf.
Ich habe lange überlegt, ob es vielleicht besser wäre, die Geschichte in Deutschland spielen zu lassen, doch dann bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die verregnete und düstere Atmosphäre einer englischen Kleinstadt das Richtige für meine Vampire wäre. Bei der Entscheidung hat aber mit Sicherheit auch die Tatsache mitgespielt, dass ich absolut anglophil bin. Ich schätze, ich konnte meine Finger einfach nicht von England als Handlungsort lassen.

Literatopia: Was reizt Dich persönlich am Thema Vampire? Und wie genau sieht Dein Bild der Blutsauger aus? Was hat Dich beim Entwerfen der Vampire in „Cedars Hollow“ inspiriert?

Charlotte Schaefer: Vampire haben mich schon immer fasziniert – die Vorstellung eines unsterblichen und gleichzeitig so sensiblen Wesens ist doch der ideale Stoff für Geschichten. Vampire sind stark und gefährlich, aber eben auch schön und verletzlich. Ihre Empfindungen gleichen denen der Menschen, aber sie haben viel mehr erlebt und gesehen, somit umgibt sie etwas Unfassbares.
Meine Vampire ähneln in vielerlei Hinsicht ihren klassischen Vorbildern, haben aber auch ihre Eigenheiten. Sie sind beispielsweise nicht unverletzlich und haben die Fähigkeit, die Gestalt eines Tieres anzunehmen, dem sie ähneln.
Anfangs war es für mich gar nicht so einfach, mir ein Bild meiner Vampire zu machen. Corvus war von Anfang an in meiner Vorstellung präsent, aber Raphael, Baltazar und Damon brauchten etwas länger, bis sie Kontur angenommen hatten. Besonders Spaß hat es gemacht, die Szenen mit Damon zu schreiben – ich hatte ihn dabei meistens aufgeregt herumzappelnd vor Augen. Er ist eine dieser Figuren, die ich gerne einmal live erleben würde, wenn ich könnte.

Literatopia: Wie war bisher das Feedback zu Deinem Erstling? Haben schon Leser die Möglichkeit genutzt, Dich über Deine Homepage zu kontaktieren und Dir gesagt, dass sie das Buch toll fanden? Und wie war das Echo auf Rezensionsportalen? Hast Du schon viel Kritik einstecken müssen oder bist Du eher gut weggekommen?

Charlotte Schaefer: Da das Buch erst Ende März erschienen ist, ist die Menge an Feedback bis jetzt eher gering, es gibt aber schon einige Rezensionen im Internet. Die Leser scheinen etwas zwiegespalten zu sein – einigen gefällt das Buch, andere können nichts damit anfangen. Aber damit muss man als Autorin rechnen. Ich bin jedenfalls schon gespannt auf weitere Rezensionen und Lesermeinungen.

Literatopia: Liest Du gerne Vampirromane? Vielleicht Anne Rice? Oder gar die Twilight-Saga von Stephenie Meyer? Oder doch eher Klassiker wir Bram Stoker’s „Dracula“?

Charlotte Schaefer: Na klar, ich liebe Vampirromane! Mein Liebling ist und bleibt auf jeden Fall Bram Stokers „Dracula“. Sehr gerne habe ich auch Elizabeth Kostovas „Der Historiker“ gelesen, ein unglaublich atmosphärischer Roman. Außerdem mag ich Anne Rices „Der Fürst der Finsternis“ und Stephenie Meyers „Bis(s)“-Romane.

Literatopia: Wie bist Du eigentlich zum Sieben-Verlag gekommen? Hat sich die Verlagssuche schwierig gestaltet und Du hattest nach langer Suche endlich Erfolg oder war es ein regelrechter Glückstreffer? Und wir hat sich eigentlich die Zusammenarbeit gestaltet?

Charlotte Schaefer: Ich hatte wirklich Glück, denn ich hatte gelesen, dass der Sieben-Verlag Vampirromane suche, also habe ich mich prompt mit einer Leseprobe beworben. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch kein fertiges Manuskript zu einem Vampirroman vorliegen, wollte aber unbedingt in diesem Genre schreiben. Die Leseprobe gefiel, also schrieb ich fleißig weiter und es fügte sich alles ganz wunderbar. Die Zusammenarbeit war sehr entspannt und lehrreich und hat wirklich viel Spaß gemacht. Es war auf jeden Fall ein Glückstreffer.

Literatopia: Wie gefällt Dir persönlich das Cover von „Cedars Hollow“? Hattest Du dabei ein Wörtchen mitzureden oder musstest Du mit dem zufrieden sein, was kommt?

Charlotte Schaefer: Ich finde das Cover sehr gelungen, die Raben und keltischen Grabkreuze gefallen mir und fangen die typisch englische Atmosphäre meiner Meinung nach gut ein. Grundsätzlich haben Autoren aber kein Mitspracherecht bei der Coverwahl, das war auch bei mir nicht anders.

Literatopia: Wann und warum hast Du eigentlich mit dem Schreiben angefangen? Hast Du schon in der Kindheit kleine Geschichten aufgeschrieben oder hast Du diese Leidenschaft erst für Dich entdecken müssen?

Charlotte Schaefer: Ich habe mir schon als Kind gerne Geschichten ausgedacht. Mit ungefähr acht Jahren habe ich dann angefangen, sie aufzuschreiben, das waren natürlich immer nur kleine Geschichten, Fabeln oder Märchen, aber es brachte Übung. Später habe ich mich dann auch an Romane gewagt, aber es ist mir zu oft passiert, dass ich mit etwas anfing und es nicht zu Ende brachte. Geändert hat sich das erst, als eine Idee zu einem Jugendroman mich nicht mehr losließ und ich einfach nicht anders konnte, als weiterzuschreiben. Das war mein erstes fertiges Manuskript, das mich gewissermaßen erst so richtig zum Schreiben gebracht hat. Wenn ich Zeit habe, werde ich mich wieder daran setzen und es überarbeiten, denn ich wünsche mir wirklich, einen Verlag dafür zu finden.

Literatopia: Auf Deiner Homepage kann man lesen, dass Dir gute Musik und Filme sehr wichtig sind. Inspirieren Dich Lieder und Filmszenen beim Schreiben? Hörst Du vielleicht auch während dem Schreiben Musik oder stört Dich das eher?

Charlotte Schaefer: Lieder inspirieren mich auf jeden Fall beim Schreiben, Filmszenen manchmal auch, aber seltener. Wenn ich schreibe, lasse ich grundsätzlich Musik im Hintergrund laufen, das ist manchmal unschätzbar wertvoll, vor allem, wenn man an einer bestimmten Szene schreibt und einen die passende Musik in die richtige Grundstimmung versetzen kann. Ich glaube, manchmal kann man spüren, zu welcher Musik eine bestimmte Szene geschrieben wurde.

Literatopia: Was liest Du eigentlich selbst gern? Auch Dark Fantasy oder bist Du dabei in vollkommen anderen Genres unterwegs? Vielleicht Science-Fiction oder epische Fantasywelten á la „Herr der Ringe“?

Charlotte Schaefer: Ich lese eigentlich alles, was ich in die Finger bekommen kann, von Bret Easton Ellis bis Tolkien. Weniger gern lese ich Thriller oder Science-Fiction, aber ich lege mich nicht fest, denn es kann ja immer sein, dass man ausgerechnet in einem der Genres, die man eigentlich nicht mag, ein neues Lieblingsbuch entdeckt! Ich lese auch gern parallel, zur Zeit liegen zum Beispiel Lauren Groffs „Die Monster von Templeton“, Trudi Canavans „Die Meisterin“ und Christian von Ditfurths „Mann ohne Makel“ auf meinem Nachttisch. Dazu kommt dann noch die Lektüre für mein Studium, es kommt also einiges zusammen.

Literatopia: Wer hat eigentlich Deine Homepage gestaltet? Hast Du selbst Hand angelegt oder gibt es einen technisch versierten Helfer im Hintergrund? War Dir wichtig, dass sie optisch zu „Cedars Hollow“ passt oder sind das schlichtweg Deine bevorzugten Farben?

Charlotte Schaefer: Die Homepage habe ich selbst gestaltet. Dass sie farblich einigermaßen zum Cover von „Cedars Hollow“ passt, war mir auf alle Fälle wichtig, und da mir Weiß, Grau und Rot in dieser Kombination auf Anhieb gut gefallen haben, habe ich mich für diese Farben entschieden.

Literatopia: Was wird uns in Zukunft von Dir erwarten? Wirst Du einen weiteren Vampirroman schreiben oder arbeitest Du schon daran? Oder erwartet Deine Leser etwas völlig anderes?

Charlotte Schaefer: Zurzeit schreibe ich an einem Fantasy-Roman, der nichts mit Vampiren zu tun hat und in einer Welt spielt, die ansatzweise dem England um 1800 ähnelt (Ich kann die Finger ganz offensichtlich nicht von England lassen ...). Ich weiß allerdings nicht, ob und wann das Buch erscheinen wird, deshalb kann ich noch keine genaueren Angaben machen. Ansonsten denke ich, dass man auch in Zukunft mit weiteren Vampirromanen von mir rechnen kann. Ich kann mich da aber schlecht auf nur ein Genre festlegen und könnte mir beispielsweise auch vorstellen, einen Jugendroman ohne phantastische Elemente zu schreiben. Da lasse ich mich einfach überraschen.

Literatopia: Vielen Dank für das Interview, Charlotte!

Charlotte Schaefer: Gerne! Und danke noch mal für die nette Einladung zum Interview!


Homepage von Charlotte Schaefer: http://www.charlotteschaefer.net/

Rezension zu "Cedars Hollow"


Dieses Interview wurde von Judith Gor für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten!