Das Geständnis (John Grisham)

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Heyne Verlag (August 2011)
gebunden, mit Schutzumschlag
528 Seiten, EUR 21,99
ISBN: 978-3453266599
 
Genre: Justizthriller

Klappentext

Als der gebrechlich wirkende Mann in seinem Büro auftaucht, kann Reverend Keith Schroeder nicht ahnen, dass diese Begegnung sein Leben für immer verändern wird. Der Mann, der sich als Travis Boyette vorstellt, bittet um ein Gespräch. Er sei sterbenskrank und möchte vor seinem Tod sein Gewissen erleichtern. Schroeder erkennt schnell, dass es dem Mann um mehr geht als um bloße Seelsorge. Doch als Boyette weiterspricht, verschlägt es dem Reverend die Sprache. In allen Einzelheiten gesteht Boyette eine Tat, für die er nie belangt wurde: die Vergewaltigung und den Mord an der siebzehnjährigen Nicole Yarber. Das Mädchen war vor Jahren verschwunden, ihr Leichnam wurde nie gefunden. Trotzdem kam es zu einer Verurteilung. Ein damaliger Mitschüler Nicoles, der Afroamerikaner Donté Drumm, wurde kurz nach seiner Verhaftung für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. In vier Tagen soll Donté Drumm hingerichtet werden. Reverend Keith Schroeder steht vor der Herausforderung seines Lebens.


Rezension

Mit seinem neuen Justizthriller „Das Geständnis“ beweist John Grisham wieder einmal, warum er als Großmeister dieses Genres gilt. Aus einer einfachen, jedoch spannenden Ausgangssituation strickt er gekonnt eine ungemein packende und zugleich bewegende Geschichte, die den Leser dermaßen zu fesseln vermag, dass dieser das Buch kaum aus der Hand legen kann.

Was in einer beschaulichen kleinen Stadt im mittleren Westen recht harmlos beginnt, entwickelt sich so schnell zu einem reißenden Strom der Ereignisse, dass man davon förmlich aufgesogen wird: Der zwielichtige Boyette hat etwas auf dem Herzen und vertraut sich dem Protagonisten – einem etwas biederen Reverend – an. Doch was dieser dann erfährt, rüttelt sein ansonsten so beschauliches Leben auf und zwingt ihn, zu handeln. Denn Boyette gesteht ihm einen Mord, den er vor knapp zehn Jahren begangen hat, und für den in wenigen Tagen ein unschuldiger Schwarzer, der schon seit über neun Jahren im Gefängnis sitzt, hingerichtet werden soll.
Dieser wird vertreten durch den berühmt-berüchtigten Anwalt Robbie Flak, der zwar ein guter Anwalt ist, jedoch auch gerne mal den Mund zu voll nimmt. Da er von Anfang an von Drumms Unschuld überzeugt war, steckt er in diesem Fall viel tiefer mit drin, als es gemeinhin für Anwälte üblich ist – der Fall ist gewissermaßen zu seinem Leben geworden. Und als er von Boyette erfährt, wittert er Morgenluft.

Auf diese drei Hauptcharaktere stützt Grisham seine Handlung, wobei er besonders Reverend Schroeder und Flak mit viel Liebe zum Detail zeichnet. Es entstehen somit Figuren, die es für den Leser einfach machen, sie die über 500 Seiten der Geschichte zu begleiten. Und auch der durchtriebene Boyette, von dem man nie weiß, wann und ob er ein doppeltes Spiel spielt, trägt hierzu bei, indem er für gegenteilige Gefühle sorgt.
Handlungstechnisch hat Grisham dabei einiges zu bieten. Nicht nur das unglaubliche Gerichtsverfahren und die verzweifelte Suche nach der Wahrheit rauben dem Leser den Atem – hinzu kommt, dass sich in der kleinen texanischen Stadt, aus der sowie Drumm als auch das ermordete Mädchen stammen, ein ausgewachsener Aufstand zwischen jenem Lager, welches an Drums Unschuld glaubt, und jenem, welches von seiner Schuld überzeugt ist, zusammenbraut.
All dies zusammengenommen ergibt einen Pageturner erster Güte. Denn stets besteht die Möglichkeit auf eine Wendung – zum Guten sowie zum Schlechten. Dabei schafft es Grisham die gesamte Geschichte über, den Leser für die Handlung und deren Ausgang zu interessieren – ja ihn regelrecht an das Buch zu fesseln.

Der wichtigste Aspekt ist hierbei natürlich der Fall selber – nach und nach entwickelt sich vor den Augen des Lesers ein unglaubliches Justizdrama, welches einen dennoch glaubhaften Einblick in das Rechtssystem ermöglicht und seine Brisanz daraus bezieht, dass über allem die vom Staat legitimierte Ermordung eines Menschen – ob schuldig oder unschuldig – steht.
Und auch wenn Grisham freimütig zugibt, dass die Aussicht darauf, Recherchearbeit selbst durchzuführen, ihn erschreckt, erweckt das Buch dennoch den Eindruck fundierter Recherche und kommt in dieser Hinsicht auch sehr authentisch daher – dieser Umstand ist wohl den vielen Experten geschuldet, die ihr Wissen in dieses Werk haben mit einfließen lassen.
Was diesen Eindruck ein klein wenig trübt, ist die Tatsache, dass Grisham hin und wieder doch dazu neigt, zu dick aufzutragen. Manche Umstände und Gegebenheiten wirken auf diese Weise etwas zu übertrieben effektheischerisch, was das Buch eigentlich gar nicht nötig hat.

Der Lesegenuss wird hiervon allerdings kaum getrübt, zumal Grishams routiniert und sachlich wirkender Schreibstil hierzu einen angenehmen Kontrast bildet, jene Art von Schreibstil, aus der die Erfahrung von vielen erfolgreichen Büchern spricht.


Fazit

Mit „Das Geständnis“ ist Bestsellerautor Grisham wieder einmal ein ganz großer Wurf gelungen – ein Roman, der mit viel Leidenschaft und Spannung das brisante Thema der Todesstrafe angeht und dem Leser auf eindringliche Art näher bringt.


Pro & Kontra

+ ein echter „Pageturner“
+ brisantes Thema …
+ … mit dem sich authentisch auseinander gesetzt wird
+ bewegend und fesselnd

- teilweise etwas zu dick aufgetragen

Wertung: alt

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 3,5/5


Rezension zu "Home Run"