Der Regler (Max Landorff)



Scherz Verlag (Juli 2011)
Klappbroschur, 335 Seiten, EUR 13,95
ISBN: 978-3502110668


Genre: Thriller


Klappentext

Er ist der REGLER. Für die Reichen und Mächtigen regelt er alles – Liebe, Karriere, Sex. Bis die bestialischen Morde beginnen. Und er erkennen muss: Du kannst alles regeln. Nur nicht deine Vergangenheit.

Der perfideste deutsche Thriller des Jahres


Rezension

Als „Der perfideste deutsche Thriller des Jahres“ wird Max Landorffs Debütroman beworben, und in der Tat – die Idee, auf die der Roman fußt, ist etwas unorthodox – auf der anderen Seite allerdings auch nicht völlig absurd; ein Mann, dessen Geschäftsmodell es ist, Angelegenheiten für Klienten zu regeln, die das nicht selber können oder wollen klingt doch in der heutigen Zeit nur logisch und absolut nachvollziehbar. Und auch die klassischen Thrillermotive, wie die beworbenen „bestialischen Morde“ sind beinahe moderat beschrieben und keineswegs dazu angetan, gestandene Thrillerfans das Fürchten zu lehren. Was bekommt man also geboten, wenn der Roman schon kein „Ekelschocker“ à la Jack Ketchum oder McFadyen ist, wie der Klappentext vermuten lässt?
Einen solide geschriebenen Thriller mit guter Grundidee und einigen schönen Ansätzen, wie sich herausstellt.

Natürlich führen seine Aufgaben Gabriel Tretjak immer wieder in Grauzonen; für seine Arbeit ist ein Netzwerk aus einflussreichen Freunden, bei denen man Gefallen einfordern kann, unerlässlich.
Diese Freunde sind meist Leute, die wiederum selbst einmal die Dienste des „Reglers“ in Anspruch genommen haben – und so begeistert waren, dass sie über die schlichte Bezahlung hinaus in Tretjaks Schuld stehen. Und schon hat man das Geschäftsmodell begriffen, welches er überaus erfolgreich anwendet. Freilich eine Art, sein Geld zu verdienen, die nicht für jeden Persönlichkeitstyp in Frage kommt – und so gehört Landorffs Protagonist auch zu einer sehr speziellen Art von Menschen: reserviert, kühl und analytisch scheint er zu sein – sein zu müssen. Doch wie sich herausstellt, ist das eine Fassade, unter der es brodelt – in zunehmendem Maße, seit die merkwürdigen Morde geschehen, die mit seiner Vergangenheit verknüpft sind.
Mit Gabriel Tretjak schafft Landorff einen interessanten Charakter; ermöglicht dem Leser einen Einblick in die Köpfe jener verschlossenen und gleichzeitig hochintelligenten Zeitgenossen, die einem mitunter Rätsel aufgeben. Die Nebencharaktere gehen zwar auch in Ordnung, wirken allerdings dagegen etwas blass.

Besagte Morde und andere unerklärliche Dinge, die das strukturierte Leben des Protagonisten auf den Kopf stellen, sorgen für eine konstant hohe Spannung, die schon von Beginn an vorhanden ist; hierbei verfolgt Landorff den klassischen Ansatz, erst das alltägliche Leben des Protagonisten zu schildern und dieses dann nach und nach ins Chaos zu stürzen. Denn selbst Tretjaks Tagesgeschäft ist so ungewöhnlich und faszinierend, dass man von Beginn an interessant unterhalten wird.
Allerdings tun sich schon hier erste Glaubwürdigkeitsprobleme auf – ein Problem, das sich auch durch den weiteren Verlauf der Handlung zieht. Tretjaks Kontakte beispielsweise, die bis in hohe politische Ebenen reichen unter denen sich für jedes Problem der richtige Ansprechpartner findet, wirken nicht ganz so authentisch, wie man sich für das Konzept gewünscht hätte.

Und obwohl das auch für die gesamte Entwicklung der Handlung gilt, ist diese doch spannend und garantiert dadurch einen angenehmen Lesefluss. Und auch für die eine oder andere Überraschung ist gesorgt – gelungene Wendungen runden das Gesamtwerk gen Ende hin ab, ganz so, wie es sich für einen guten Thriller gehört. Und da es ja der perfideste deutsche Thriller ist, den man erwirbt, dürfen natürlich auch entsprechende Schauplätze nicht fehlen: Diese sind schön beschrieben und laden zum tieferen Eintauchen in die Handlung ein. Besonders München und der zugehörige Großraum mitsamt angrenzendem Ausland liegen hier im Fokus und dürften für Ortskundige eine weitere nette Komponente darstellen.


Fazit

Ein spannender und angenehm zu lesender Thriller der etwas anderen Art, der lediglich an einigen Glaubwürdigkeitsproblemen kränkelt.


Pro & Kontra

+ gute Ideen
+ außergewöhnlicher Protagonist
+ spannend
+ überraschende Wendungen

- wirkt teilweise unglaubwürdig und unauthentisch

Wertung:


Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5