Pandaemonia - Der letzte Traumwanderer (Christoph Lode)

Verlag: Goldmann (November 2010)
Taschenbuch, 400 Seiten, 12,00 €
ISBN: 978-3442471737

Genre: Fantasy


Klappentext

Das Gelbe Buch von Yaro D’ar zu finden ist Liam Satanders einziges Ziel. Es war die letzte Bitte seines Vaters, bevor dieser von den gefürchteten Spiegelmännern ermordet wurde. Auf seiner Suche schleicht sich Liam in den Palast der mächtigen Herrscherin von Bradost ein – ein Ort voller Gefahren und dunkler Geheimnisse. Doch Liam kennt keine Furcht. Um herauszufinden, warum sein Vater sterben musste, würde er es mit jedem Feind aufnehmen. Selbst mit jemandem, der Macht über die Träume der Menschen besitzt ...


Rezension

Als Liams Vater von Spiegelmännern ermordet wird, steht dieser fortan als Waise da. Sein einziges Ziel ist nun, herauszufinden, weshalb sein Vater getötet wurde. Kurz darauf findet er tatsächlich den mutmaßlichen Schuldigen: Corvas, ein gefürchteter Leibwächter und Informant der Königin, der angeblich den Befehl gegeben hat. Auf die letzte Bitte seines Vaters hin begibt sich Liam auf die Suche nach dem gelben Buch von Yaro D’ar in den Palast Lady Sarkas, die mit Gewalt über die Stadt Bradost herrscht. Dort lernt er Jackon kennen. Doch von dessen Fähigkeiten als Traumwanderer ahnt Liam noch nichts. Bald überstürzen sich die Ereignisse - und Liam sieht sich gezwungen zu handeln.

Christoph Lodes vierhundertseitiges Fantasydebüt ist, ebenso wie die Werke von Schriftsteller wie Claudia Kern, Bernd Rümmelein, Jens Lossau und Jens Schuhmacher, erneut ein fabelhafter Beweis dafür, dass es wirklich gute deutsche Fantasyautoren gibt. Mit diesem ersten Teil der Pandaemonia-Trilogie überzeugt er durch einen wunderschönen Sprachstil, der klar und präzise originelle Ideen aufgreift. Durch verschiedene Perspektivwechsel und Einzelstränge innerhalb des Geschehens, werden einige überraschende Wendungen offenbart und die lebendigen und vielschichtigen Charaktere wie Liam, Viviana und Jackon vorgestellt. Über das Pandaemonium an sich erfährt man noch nicht viel, nur, dass es das Reich der Seelenlosen und Dämonen ist. Obwohl der Beginn der Geschichte etwas verwirrend ist, findet sich der Leser schnell in den Ereignissen von Bradost wieder. Ein mächtiges Regime, durchgesetzt mit Hilfe von Gewalt und Korruption. Fliegende Luftschiffe sind nur eines von vielen Mitteln zum Zweck der Machterhaltung. Die gehobene Gesellschaft, gekennzeichnet durch politische Figuren und ein schillerndes Palastleben, wird konträr zum tristen, nackten Überlebenskampf unzähliger Kinder, Bettler und anderen Verzweifelten in den Löchern des Abgrunds, dargestellt. In Bradost, der im Focus stehenden Hauptstadt, herrscht die mächtige Lady Sarka, die jegliche Art der Auflehnung verbietet und diese hart bestraft. Kein Wunder also, dass die Thematik des Romans hauptsächlich die politische Unterdrückung, einhergehend durch Korruption und zentrierte Machtverteilung, kritisiert.

"Die Pandaemonia-Trilogie handelt von politischer Unterdrückung und der Frage, wie sich der einzelne dagegen zur Wehr setzen kann. Ferner erzählt die Geschichte davon, wie Macht Menschen verändert und korrumpiert."
(Christoph Lode)

Hochaktuelle Themen also, welche die Rahmenhandlung bestimmen. Während des Lesens entwickelt man eine starke emotionale Bindung zu den Protagonisten. Ob es nun um Angst und Mitleid, Schmerz oder Hoffnung geht, ist dabei einerlei. Zwar fehlt in diesem Bereich manchmal die Tiefe, was zu einer eher äußerlichchen Betrachtung der Ereignisse führt, jedoch sind die Charaktere und der Verlauf der Geschichte durchaus authentisch und interessant gestaltet. Und auch die Protagonisten gewinnen mit fortschreitender Seitenzahl mehr an Facetten und Individualität. Die Idee eines Wanderers, der sich in die Träume anderer Menschen einfinden und auf diese Weise ihre dunkelsten Geheimnisse und Gefühle herausfinden kann, ist nur eine von vielen innovativen Ideen des Autors, die er geschickt in die Geschichte einzuflechten weiß. Auch findet Christoph Lode zusehends immer mehr in seine Geschichte, die zum Abschluss mit einem hochspannenden Finale im ersten Teil abgerundet wird. Vor allem die letzten Kapitel zeigen deutlich, welches Potenzial die Geschichte birgt und steigern natürlich auch Hoffnung darauf, dass der Autor dieses in seinen Folgebänden nutzen wird.


Fazit

"Der letzte Traumwanderer" von Christoph Lode bringt eine erfrischend neue Saite im Fantasyraum zum klingen. Mit innovativen Ideen und einem wunderschönen Sprachstil punktet der Roman ebenso, wie durch die individuellen Charakterzeichnungen und das traumhafte Cover. Für Fantasyfans, ob jung oder alt, durchaus ein empfehlenswerter Roman, welcher noch beim Beenden der Lektüre zum Nachdenken anregt.


Pro & Contra

+ Auch Nebenfiguren kommen zur Geltung
+ sympathische Protagonisten
+ Interessantes Thema (Pandaemonium, Traumaspekt)
+ Innovative Ideen
+ wunderschöner Schreibstil
+ Detailarbeit
+ Hochspannendes Finale

o Entwicklung der Charakteretiefe erst im Verlauf der Geschichte

- Zu Beginn leicht verwirrend
- Man muss sich zuerst in die Charaktere einfühlen

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Interview mit Christoph Lode (November 2011)