Im Schatten der Wälder (Nora Roberts)

Verlag Blanvalet, April 2011
Originaltitel: The Search, übersetzt von Margarethe von Pée
Hardcover, 541 Seiten, € 19,99
ISBN 978-3764504007

Genre: Belletristik


Klappentext

Rot wie die Liebe. Rot wie die Wut. Rot wie der Tod.

Fiona Bristow lebt als Hundetrainerin und Mitglied einer Hunderettungsstaffel auf der idyllischen Insel Orcas Island vor der Küste Seattles. Keiner weiß, dass die Insel Fionas Refugium ist, um einen Albtraum zu vergessen. Sie ist die einzige Überlebende eines Serienkillers, der junge Frauen mit einem roten Schal erwürgte und auch Fionas Verlobten ermordete.

Mit Fionas Ruhe ist es vorbei, als der knurrige Künstler Simon mit seinem Hund Jaws in ihr Leben stolpert. Simon wollte nie einen Welpen, und definitiv will er keine Frau. Als Fiona mit Jaws trainiert und Simon lernt, sowohl Hund als auch Trainerin mehr und mehr zu schätzen, bricht die Vergangenheit in Fionas Leben ein. Fionas Verfolger sitzt im Gefängnis, aber eines ist klar: Er hat einen Schüler, draußen in den Wäldern von Orcas, der nur ein Ziel hat – den roten Schal um den Hals der Frau zu schlingen, die damals entkommen ist...


Rezension

Endlich fühlt sich Fiona wieder frei. Nach einem traumatischen Erlebnis hat sie sich auf Orcas eine neue Existenz aufgebaut. Mitten im Wald hat sie eine Hundeschule und ist Leiterin einer Rettungshundestaffel. Sie hat ein besonderes Gespür für das Wesen eines Hundes, sie erkennt sofort seine Stärken und Schwächen und weiß, wie sie die Hunde anleiten kann, so dass sie spielerisch erlernen, ihr Bestes zu geben. Ihre eigenen drei Hunde, Newman, Bogart und Peck sind gut ausgebildet, gehorchen aufs Wort und besitzen einen ausgeprägten Beschützerinstinkt. Genau den braucht Fiona auch dringend, denn anscheinend hat ihr einstiger Peiniger einen aufmerksamen Schüler gefunden, der sein Werk vollenden will, Fiona zu töten, um die Schmach seines Meisters zu tilgen. Denn Fiona ist die Einzige, die ihm entkommen konnte und überlebt hat, und nur dem Hund ihres Verlobten ist es zu verdanken, dass er gefasst wurde. Aber wer ist der Schüler, und wie ist es Perry gelungen, ihm Informationen zukommen zu lassen? Ist er wirklich so gehorsam, wie alle annehmen, oder beginnt er, eigene Regeln aufzustellen? Auf jeden Fall ist Fiona in höchste Gefahr, was nicht nur die überall auftauchenden roten Schals beweisen, sondern auch die Spur von Tod und Gewalt, die der Schüler auf dem Weg zu ihr hinterlässt.

Das Schönste an einem Hund ist, dass du mit ihm herumalbern kannst. Er wird dich nicht zurechtweisen, sondern sich ebenfalls zum Narren machen. (Samuel Butler)

Seiner Mutter hat Simon den Welpen Jaws zu verdanken, ein aufgewecktes kleines Hundekind mit dem ausgeprägten Drang, alles Mögliche zu zerkauen und zu verstecken. Voller Verzweiflung meldet er sich und Jaws bei Fiona an, die ihn, ohne es zu wollen, immer mehr in seinen Bann zieht. Eigentlich ist sie so gar nicht sein Typ, aber ihre ausgesprochene Selbstständigkeit, gepaart mit ihrem Talent zu erziehen, fasziniert ihn und schon bald fühlt er sich irgendwie genauso in Bahnen gelenkt wie Jaws. Dabei will er doch eigentlich nur in Ruhe mit seinen Holzstücken arbeiten, aus denen er einzigartige und exzellente Möbel herstellt. Ungewohnt ist sein Charakter, mit schonungsloser Offenheit spricht er aus, was er denkt, wenn er denn mal spricht, Diplomatie und Komplimente sind ihm fremd. Oft wirkt das sehr zynisch und grob, es ist aber genau das, was Fiona braucht, jemand, der für sie da ist und sie nicht verhätschelt.

Die eigentlichen Hauptpersonen sind die Hunde, ihr Leben, wie sie ticken und ihre Ausbildung. Fiona ist ja auch Leiterin einer Rettungshundestaffel, bei zwei Einsätzen darf der Leser sie begleiten. Man bekommt ein umfassendes Bild von der Arbeit und der Ausbildung, aber auch von der Dramatik und Organisation, die so eine Suche begleitet. Detailliert wird der Hergang geschildert, fesselnd die Suche an sich. Genauso wie die Erziehung mit ihrer Methodik, in die man einen ausgiebigen Einblick bekommt. Manches hilft bestimmt, demnächst Hunde besser zu verstehen, genauso kann man das eigene Verhalten Hunden gegenüber besser analysieren. Aber nicht nur die Hunde müssen erzogen werden, meistens sind es die Menschen, die durch ihr eigenes Fehlverhalten die Hunde irritieren. Fiona erzieht beide, mit Geduld, Verständnis und Sachverstand, selbst in ihrem privaten Bereich kann sie damit nicht aufhören. Subtil lenkt sie Simon in Bahnen, die ihm erst gar nicht bewusst sind, ihm aber am Ende doch gefallen. Beide akzeptieren sich so, wie sie sind, sie nehmen ihre Fehler in Kauf und versuchen nicht, den anderen zu ändern. Allerdings gehen sie Kompromisse ein, die sich aber natürlich einfügen und sich einfach ergeben, einem Tauschhandel gleich. Genau das macht die beiden so sympathisch, denn genauso sollte Partnerschaft funktionieren.

Nora Roberts hat hier ein ruhiges, wenn auch interessantes Buch über Hunde und ihre Erziehung geschrieben. Beziehungen zwischen Menschen gibt es zwar auch, aber die verlaufen so dermassen im Hintergrund, dass sie oft gar nicht auffallen und sich fast zwangsartig ergeben. Der Thrillerplot ist ziemlich bescheiden, gespickt zwar mit Gewaltbeschreibungen, verläuft aber unaufregend im Hintergrund. Das einzig unsympathische ist die nervende Reporterin, die nur wegen einer Story sich über Privates hinwegsetzt und Personen der Öffentlichkeit preisgibt, zu einem Zeitpunkt, der explosiver nicht sein konnte. Wieder einmal wird das negative Bild des Journalisten gefüttert und irgendwie hat jeder am Ende das Gefühl, dass sie sich das Ende selbst zuzuschreiben hat und es gewissermaßen verdient hat.


Fazit

Ein niedlicher Hundewelpe, eine taffe Hundetrainerin und ein knurriger Holzkünstler sind die Stars in dieser Geschichte. Gemächlich plätschert sie vor sich hin, gespickt mit Details über Hundeerziehung, Waschbecken aus Baumstümpfen und der Arbeit einer Rettungshundestaffel.


Pro und Contra

+ fesselnder Schreibstil
+ Simon ist ein ungewöhnlicher Charakter
+ interessantes und nicht alltägliches Thema
+ Jaws
+ Hundeerziehung
+ spritzige Dialoge

- vorhersehbar
- der Thrill geht verloren

Wertung

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5


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