Die Seelen der Nacht (Deborah Harkness)

blanvalet (September 2011)
gebunden, mir Schutzumschlag
Seiten: 800, 19,99 EUR [D]
ISBN: 978-3-7645-0391-8

Genre: Dark Fantasy


Klappentext

Eine Liebe, stärker als das Leben selbst ...

Diana Bishop ist Historikerin mit Leib und Seele. Dass in ihr zudem das Blut eines uralten Hexengeschlechts fließt, versucht sie im Alltag mit aller Kraft zu ignorieren. Doch als Diana in der altehrwürdigen Bodleian-Bibliothek in Oxford ein magisches Manuskript in die Hände fällt, kann sie ihre Herkunft nicht länger verleugnen: Hexen, Dämonen und Vampire heften sich an ihre Fersen, um ihr das geheime Wissen zu entlocken – wenn nötig mit Gewalt. Hilfe erfährt Diana ausgerechnet von Matthew Clairmont, Naturwissenschaftler, 1500 Jahre alter Vampir – und der Mann, der Diana bald schon mehr bedeuten wird als ihr eigenes Leben …

Ein mitreißender, wundervoll erzählter Roman über Magie, Abenteuer und Romantik.


Rezension

Seit der Ermordung ihrer Eltern hat Diana Bishop beschlossen, ihre magischen Fähigkeiten als Hexe zu ignorieren und ein ganz normales Leben zu führen; sehr zum Verdruss ihrer Tanten, bei denen sie aufwächst. Ihr Vorhaben scheint aufzugehen. Sie wird Historikerin und beschäftigt sich mit der Geschichte der Alchemie. Doch alles ändert sich, als sie ein uraltes Manuskript in der Bibliothek anfordert. Sofort spürt sie dessen magische Anziehung, weigert sich aber, das Geheimnis des Buches zu lüften. Was sie noch nicht ahnt, ihr Fund ruft Hexen, Vampire und Dämonen auf den Plan, die diesem Manuskript seit Jahrhunderten hinterherjagen. Unter anderem Matthew Clairmont, ein genialer Wissenschaftler und uralter Vampir. Mit seiner Hilfe gelingt es ihr, vor den anderen Wesen Schutz zu finden, die alles dafür tun würden, hinter die Geheimnisse des Buches zu kommen. Aber kann sie Clairmont wirklich vertrauen oder ist er auch nur hinter ihrem Fund her? Gewollt oder nicht, bald entwickelt sich aus der anfangs feindseligen Beziehung eine tiefere Zuneigung, die beide ins Unglück zu stürzen droht.

Mit Diana und Matthew bietet Die Seelen der Nacht sehr interessante wie unterschiedliche Protagonisten. Diana, die junge, unerfahrene Hexe wirkt sehr kompetent, was ihre Arbeit betrifft, reagiert aber zeitweise wie ein trotziges kleines Kind, das sich von niemandem etwas sagen lässt. Matthew hingegen hat in seinen 1500 Jahren viel an Lebenserfahrung sammeln können, tut sich aber teilweise schwer, sich in das heutige Männerbild einzufügen. Und so wirkt er oft wie ein besitzergreifender Macho, dessen Beschützerinstinkt über alles geht. Es ist sehr erfrischend mitzuerleben, wie diese beiden Welten aufeinander knallen und auch schön zu sehen, wie sich ein richtiger Gentlemen der alten Schule gebärdet. Und so wird man als Leser Teil einer langsam wachsenden Liebesgeschichte, die einem das Prickeln über die Haut treibt und doch altmodisch zugleich ist. Unterstütz werden die Protagonisten natürlich noch durch viele andere Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein könnten: unnahbare Vampire, chaotische Dämonen und liebevoll verrückte Hexen. Alle erhalten die nötige Tiefe, um ihre Handlungen nachvollziehbar zu machen und ihnen die nötige Tiefe zu geben.

Aber nicht nur dort sondern insgesamt hat sich Deborah Harkness bei ihrem Erstlingswerk sehr viel Mühe gegeben, den Leser detailliert in ihre Welt einzuführen, beginnend bei den Lebensumständen der Charaktere. So bekommt man unter anderem einen tollen und, wie es scheint, wissenschaftlich fundierten Einblick in die Arbeit der Protagonisten, um deren Wesen und ihre Leidenschaft für die Arbeit besser verstehen zu können. Diana versinkt vollkommen in der Welt der Alchemie und gelungene Bildbeschreibungen ermöglichen es dem Leser, diese alte Wissenschaft aus dem Mittelalter, eine Mischung aus Chemie und Magie, kennen zu lernen. Matthew hingegen beschäftigt sich nicht mit längst vergangenen Zeiten, sondern möchte die DNA der Vampire, Hexen und Dämonen komplett entschlüsseln, um so den Ursprung dieser Spezies zu ergründen. Aber genau hier liegt auch das Problem. Harkness bleibt viel zu oft an zwar interessanten aber relativ unwichtigen Details hängen. So ist es beispielsweise schön darüber zu lesen, welche vielfältigen Aromen der Wein, der gerade getrunken wird, hat und an welche Momente des Lebens es erinnert. Aber diese Erfahrung reicht vollkommen spätestens nach der vierten Flasche, von den zwanzig, die noch folgen werden. Oft muss man sich mit Längen herumschlagen, die den Lesespaß dieses eigentlich gut geschriebenen Buches dämpfen und man fragt sich nicht nur einmal, ob der Roman nicht auch auf 500 Seiten gepasst hätte. Es bleibt zu hoffen, dass die Nachfolgebände dieser Trilogie etwas frischer sind.

Trotz dieser Momente bietet Die Seelen der Nacht spannende Unterhaltung durch viele nicht vorhersehbare und überraschende Wendungen. Nicht zuletzt verdankt durch den klaren und flüssigen Schreibstil der Autorin. Das absolut offene Ende lässt dem Leser viel Raum für eigene Vermutungen, macht aber einen Nachfolgeband zwingend erforderlich.


Fazit

Die Seelen der Nacht besticht durch eine vielfältige Welt und eine schöne, verzwickte Liebesgeschichte, die über die vorhandenen Längen hinwegsehen lässt. Besonders für ältere Leser des Dark Fantasy Genres, die pubertierende Protagonisten leid sind, ist der wendungsreiche und spannende Auftakt zur Trilogie sehr gut geeignet.


Pro und Kontra

+ Detailreiche Welt
+ Charismatische Charaktere
+ Unvorhersehbare Wendungen
+ Tolle, teils altmodische Liebesgeschichte
+ Viele interessante Informationen zur Alchemie und Artenentstehung

- Teilweise zu detailverliebt
- Längen

Beurteilung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5

 

Tags: Vampire