Barracuda Bd.1 - Sklaven (Jérémy, Jean Dufaux)

barracuda

Verlag: Ehapa Comic Collection - Egmont Manga & Anime; (August 2011) 
Gebundene Ausgabe: 56 Seiten; 13,99 €
ISBN-13: 978-3770434985 

Genre: Piraten/ Abenteuer


Klappentext

Keine Gnade.
Für niemand.
Niemals!

An Bord der Barracuda wetzen die Männer um Captain Blackdog ihre schartigen Messer!
Eine spanische Galeone wird geentert!
Gefangene sollen keine gemacht werden …
Der perfekte Strich von Jérémy gibt der Geschichte von Jean Dufaux einen Realismus, der die Gischt im Gesicht spüren und die salzige Seeluft schmecken lässt.


Rezension

Ein Schiff wird von den Piraten Kapitän Blackdogs geentert. Gefangene werden nicht gemacht, mit wenigen Ausnahmen. Der Kommandant der spanischen Galeone darf in einem Duell um sein Leben kämpfen. Er gewinnt gegen den Sohn des Kapitäns und darf sich von nun an dessen Feindschaft sicher sein. Zudem werden Dona Emilia Sanchez del Scuebo und ihre Tochter verschont, dazu ein Junge, der zu seinem Schutz in Mädchenkleider gesteckt wurde und ein Mönch. In Puerto Blanco angekommen werden die Frauen auf dem Sklavenmarkt verkauft. Doch ist der erzielte Preis nicht der größte Schatz, den Blackdog auf der Galeone findet. Er erfährt, dass Dona del Scuebo ihren Mann auf einer Insel bestattet hat - zusammen mit dem Diamanten von Kashar, auf dem ein Fluch liegen soll. Blackdog plant an Bord seines Schiffes schon seine erneute Abreise und die Suche nach dem Edelstein, doch vor allem an Land überschlagen sich die Ereignisse. Dona Del Scuebo wird von den Mönchen gekauft und findet dort einen sicheren Hafen, auch wenn es ihr gesundheitlich immer schlechter geht. Ihre Tochter hingegen gerät in die Fänge vom Sklavenhändler, doch auch sie ist nicht ganz so hilflos, wie es scheint. Kurz bevor auch sie in Lebensgefahr gerät, machen sich die Mönche auf, sie zu befreien und der Junge in Frauenkleidern, wird für eine atemberaubende Summe von einem exentrischen Herrn gekauft, der sehr gebildet wirkt und so etwas wie eine moralische Instanz in Puerto Blanco zu sein scheint.

Vor Jahren sang- und klanglos in der Versenkung verschwunden, erleben Piraten und das ihnen zugehörige Genre seit einiger Zeit ein Comeback sondermaßen. Was sich im Kino mit Fluch der Karibik niederschlägt, findet in Comicform seinen Weg unter anderem in Barracuda. Und was Hollywood noch voll Witz und locker, leicht darstellt, ist auf den Seiten des Comics dreckig, gewalttätig und gnadenlos. Von verklärter Romantik keine Spur. Die Mannen um Blackdog sind zäh und rau, ihre Absichten und Gedanken sind klar. Gefangene werden nicht gemacht und Frauen werden nur als Mittel zum Zweck angesehen, um an Reichtum auf dem Sklavenmarkt zu gelangen. Ein Gewissen scheint keiner von ihnen zu besitzen, geschweige denn Mitleid. Allerdings besitzen auch diese Gesetzlosen einen Ehrenkodex, an den sie sich halten. Unter anderem respektieren sie einen Gegner, der es vermag sich seinen Weg freizukämpfen. Und Blackdog scheint die Art Mann zu sein, der ein einmal gegebenes Wort nicht bricht, so skrupellos er auch sonst sein mag. Die Charaktere sind, unter anderem, klar die große Stärke von Barracuda. Jeder von ihnen hat seine Eigenheiten und wird nicht eindimensional dargestellt. Sei es Dona del Scuebo, die sowohl stolze Adelige als auch besorgte Mutter ist, oder ihre Tochter, die in ihrer schlimmsten Stunde mehr Mut und Entschlossenheit beweist, als so manches Rauhbein an Bord eines Freibeuterseglers. Am interessantesten ist aber der geheimnisvolle Mann in prächtigen Gewändern, der einen Schiffsjungen in Mädchenkleidern zu einem horrenden Preis ersteigert. Dieser Mann, dessen Namen der Leser nicht erfährt, ist ungewöhnlich kultiviert, beschäftigt sich mit Philosophen der Vergangenheit und will nicht so recht nach Puerto Blanco passen. Einem Hafen in dem sich der Abschaum sammelt. Mehr als ein Rätsel umgibt ihn und es wird sicher so manche Überraschung bei der Aufdeckung seines Hintergrundes geben.
Im Zentrum werden sicherlich aber die drei Jugendlichen rücken. Der Sohn Blackdogs, die Tochter Dona Del Scuebos und eben der Schiffsjunge, der teilweise die Rolle des Erzählers übernimmt. Jeder von ihnen bekommt in Barracuda - Sklaven, einen eigenen kleinen Handlungsstrang und seine Motivation für das Kommende wird sorgfältig angelegt. Die Spielfiguren haben also Stellung bezogen, jetzt kommt es darauf an, wie die Geschichte um die Suche Blackdogs nach einem verfluchten Diamanten von Jérémy und Jean Dufaux fortgeführt wird. Die Erwartungen sind auf jeden Fall geweckt, dass hier eine wirklich beeindruckende Geschichte wartet. Schließlich gehen hier Geschichte und Charaktere Hand in Hand und bilden eine gelungene Einheit.

In die gleiche Kerbe wie Handlung und Personen schlagen auch die Zeichnungen. Jérémy versieht Barracuda nicht mit überbordend detaillierten Bildern, die einfach schön anzusehen sind, sondern gibt auch den Zeichnungen einen rauen Charme, den der Comic braucht. Schon in seinen Bildern von Orten spiegeln sich die Gewalt und Brutalität wieder. Helle frohe Farben finden sich kaum, alles ist stimmungsmäßig düster gehalten und verbreitet nicht viel Hoffnung. Konsequent zeichnet er Kämpfe und Verletzungen und unterstützt damit die Geschichte perfekt. Dass es dann auch bei den Zeichnungen von Personen, vor allem der Piraten, keine überaus schönen Gesichter zu sehen gibt, sondern sich in ihnen durchaus ihr Lebenswandel wiederspiegelt, ist einfach gut gemacht. Wenn Jérémy so weiter zeichnet, werden auch die weiteren Bände von Barrcuda ein optischer Genuss werden.


Fazit

Blut, Gewalt, nackte Haut und ein sagenumwobener Schatz, die Geschichte um Blackdog und seine Mannen hat alles was ein richtiges Piratenabenteuer ausmacht - und mehr. Versehen mit einer fesselnden Geschichte und gut ausgearbeiteten Charakteren ist Barracuda mehr als nur ein würdiger Vertreter des Genres. Lesenswert!


Pro & Contra

+ Zeichnungen haben den nötigen rauen Charme, den sie brauchen
+ der geheimnisvolle Chevalier
+ Handlung und Personen versprechen noch viel

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Zeichnungen: 4,5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Jean Dufaux:

Rezension zu Barracuda Bd.2 – Narben
Rezension zu Barracuda Bd.3 – Duell
Rezension zu Barracuda Bd.4 - Revolten
Rezension zu Barracuda Bd.5 - Kannibalen
Rezension zu Barracuda Bd.6 - Befreiung
Rezension zu Saga Valta
Rezension zu Zauber Bd.1
Rezension zu Zauber Bd.2
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Tags: Piraten