Fabelheim - Die Schattenplage (Brandon Mull)

Penhaligon (Oktober 2011)
Broschiert, 448 Seiten
ISBN978-3764530891
€ 14,99 [D]

Genre: Fantasy


Klappentext

In Fabelheim, dem Schutzreservat für magische Kreaturen, fallen immer mehr Wesen des Lichts der schrecklichen Schattenplage zum Opfer und verwandeln sich in Kreaturen der Finsternis. Kendra und ihr Bruder Seth wachsen über sich selbst hinaus, um Fabelheim zu retten. Dabei ist die Schattenplage nur ein Ablenkungsmanöver. Denn die geheimnisvolle Gesellschaft des Abendsterns strebt nach der Vernichtung alles Guten in der Welt – und nur die Geschwister können sie noch aufhalten.


Rezension

Gerade erst wurde eine Bedrohung Fabelheims abgewendet, da offenbart sich schon die nächste und schlimmste überhaupt. Eine mysteriöse Krankheit geht um, die alle Wesen des Lichts in finstere Kreaturen der Dunkelheit verwandelt. Jedoch wirken bei ihnen die Verbannungszauber nicht, die in Fabelheim zum Schutz der Reservatsaufseher gewoben wurden. In Windeseile breitet sich die Krankheit aus und führt Fabelheim an den Rand der völligen Vernichtung. Seth, seine Großeltern und ihre Verbündeten versuchen ihr Möglichstes, die Quelle allen Übels zu finden. Doch scheint kein noch so mächtiger Bewohner Fabelheims in der Lage, so einen Zauber zu wirken. Und alles deutet darauf hin, dass ein lang geglaubter Verbündeter in Wahrheit für die Gesellschaft des Abendsterns arbeitet. In der Zwischenzeit ist Kendra in einem anderen Reservat auf der Suche nach dem zweiten der fünf Artefakte, die keinesfalls in die falschen Hände gelangen dürfen, und muss sich unerwarteten Gefahren stellen.

Die Gesellschaft des Abendsterns“ endete mit einer überaus spannenden Wendung, die man nicht kommen sah, und hinterließ so den Leser voller Vorfreude auf den dritten Band der Serie um das Reservat für Fabelwesen. Mit „Die Schattenplage“ geht es endlich weiter und erneut gelingt es Brandon Mull, eine spannende Geschichte voller märchenhafter Figuren abzuliefern. Einige Anleihen von anderen Büchern kann man zwar nicht übersehen, so fühlt man sich zwischendurch an Harry Potter oder die Chroniken von Narnia erinnert, was aber nicht weiter schlimm ist. Band 3 ist ebenso ein Pageturner, der einen nicht mehr loslässt, und zwischen all den 08/15 Fantasybüchern ein echtes Highlight. Verglichen mit den Vorgängern schafft er es aber nicht, die Erwartungen vollständig zu erfüllen. Womöglich liegt das daran, dass dieser Teil in gewisser Weise eher einem Band 2.5 gleicht. Das interessante, intrigante ist im Vorgänger passiert und das Geschehen ist lediglich die Konsequenz daraus. Zu Beginn wird der potentielle Verrat eines Verbündeten thematisiert, letztlich aber nur am Rande erwähnt. Außerdem ist in Punkto Innovation etwas gespart worden. Mull wartet zwar mit neuen Kreaturen auf, wie den Zentauren, die das Cover zieren, aber dennoch wirkt die Plage wie ein Virus in jedem einzelnen Zombie-Horror-Roman. Gleichzeitig wagt er sich an ein Thema – das hier besser nicht verraten wird – an dem schon zahlreiche Science-Fiction Autoren gescheitert sind. Und auch hier könnte man sich mit dem Thema Logiklöcher auseinandersetzen. Trotz einiger Schwächen kann man sich der Erzählkunst aber nicht entziehen.

Mit Kendra und Seth hat Mull außerdem ein unwiderstehliches Geschwisterpaar geschaffen. Sie sind so verschieden wie Feuer und Wasser. Kendra ist in ihrer bedachten, zögerlichen aber entschlossenen Art überaus gut gelungen. Trotz oder gerade wegen Ihrer Erlebnisse in Fabelheim wächst sie immer wieder über sich hinaus, hat aber immer noch Angst und Bedenken, die für ihr junges Alter sehr gut getroffen sind. Seth ist der temperamentvolle Junge, der einen starken Drang verspürt, sich zu beweisen. Immerhin hat er schon viele Gegner besiegt, was ihm niemand zugetraut hätte. Seine Entwicklung ist am auffälligsten, merkt er doch, dass erwachsen zu sein, nicht bedeutet, alles tun zu dürfen, sondern für seine Handlungen Verantwortung zu übernehmen. Zumindest versucht er es im Hinterkopf zu behalten. So bleibt er der spaßigste und sympathischste Charakter – zumindest für die männliche Leserschaft. Solche Entwicklungen bringen aber den Nachteil und den Grund, warum Folgebände selten den ersten Band erreichen. Es fehlt der Überraschungseffekt, die unendliche Neugierde und Überraschung eine Fee zu sehen. Das erste Mal eine Reise anzutreten in eine Welt wie aus einem Märchenbuch und sich einer wahrhaften Hexe zu stellen. Außerdem sind Seth und Kendra nicht nur so abgebrüht, dass sie nichts mehr schocken kann, sondern haben auch noch Fähigkeiten erhalten, die sie nach und nach zu unabdingbaren Beschützern Fabelheims machen. In diesem Tempo, bleibt letztlich nur noch die Gefahr, das Böse nicht vor dem Ende der Sommerferien zu besiegen. Neben dem Countdown zur Vernichtung der Erde, wie wir sie kennen, hängt ihnen ironischerweise eben jener Termin im Nacken.

Die Schattenplage“ ist der schwächste der drei Teile. Die aufgezählten Probleme sind vorhanden, jedoch nur im direkten Vergleich mit dem grandiosen ersten Band und dem sehr guten zweiten. Mit einem sehr angenehmen Schreibstil wird die Geschichte gekonnt weitergeführt und das in sich abgeschlossene Ende bleibt wieder spannend und verspricht eine weitere tolle Fortsetzung. Geboten wird alles, was auch den Vorgänger ausgemacht hat: eine Priese Humor, Fabelwesen aus allen Ländern und liebevolle Charaktere. Brandon Mull hat mit Fabelheim eine einzigartige Welt erschaffen, die auch im dritten Buch – mit einigen Abstrichen – voll überzeugt. Die Fantasylandschaft braucht mehr solcher Werke und der Autor eine größere Leserschaft. Ironisch, dass ausgerechnet Christopher Paolini, mit seinem Star Wars und Herr der Ringe Klon „Eragon“, als Werbemittel auf dem Buchcover prangt. In einer gerechten Welt wäre es umgekehrt. Wer auf die Idee gekommen ist, statt einem Sticker einen riesigen, blauen Werbefleck auf das schöne Artwork zu klatschen, bleibt übrigens ein Rätsel.


Fazit

Der Kampf um die Rettung der Reservate geht in die dritte Runde und Fabelheim war noch nie so nah an der Vernichtung. Brandon Mull gelingt es ein weiteres Mal, den Leser in seine Welt zu ziehen und vor der letzten Seite nicht mehr loszulassen. Die Geschichte macht von Anfang bis Ende Spaß und bietet alles, was gute Fantasy hergibt.


Pro und Kontra

+ Kendra und Seth
+ neue Kreaturen
+ viele schöne Ideen
+ witzig, spannend, fesselnd

- nicht ganz so innovativ und einmalig wie die Vorgänger

Beurteilung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Rezension zu Fabelheim (1)

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