Mara und der Feuerbringer - Götterdämmerung (Tommy Krappweis)

Egmont Schneiderbuch (Oktober 2011)
Hardcover, 343 Seiten, 12,99 EUR
ISBN: 978-3-505-12648-2

Genre: Fantasy / Jugendbuch


Klappentext

Wo endet sie Sage, wo beginnt die Wirklichkeit?

Maras Welt ist in großer Gefahr. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Feuerbringer zurückkehren und alles um sie herum auslöschen wird. Mara muss unbedingt herausfinden, wer ihr geheimnisvoller Auftraggeber ist! Ihr bleibt nicht mehr viel Zeit. Und plötzlich überstürzen sich die Ereignisse: Eine spannende Verfolgungsjagd durch die Götterwelt beginnt. Kann Mara das große Unheil aufhalten und ihre Welt retten?

LESEPROBE


Rezension

Nach dem knappen und nur vorrübergehenden Sieg über den Feuerbringer Loge, blicken Mara und der Professor auf ein Bild der Verwüstung: Rohrleitungen ragen wir knorrige Äste aus der Erde und alles, was irgendwie mit Wasser in Zusammenhang steht, ist zerstört. Und auch das Auto von Professor Weissingers Exfrau Steffi ist ruiniert und als solches kaum noch zu erkennen. Entsprechend ist Mara geknickt und zweifelt am Sinn ihrer Aufgabe. Die Welt retten ist ja schön und gut, aber was bringt das, wenn sie dabei alles kaputtmacht? Glücklicherweise kann der Professor sie ein wenig motivieren – und weil das Auto von Steffi Schrott ist, entscheidet Mara kurzerhand, sie in das Geheimnis der Götterwelt einzuweihen. Aus ihrer Vision bringt Mara den jungen Krieger Thumelicus mit – und damit haben der Professor und sie zwei neue Mitstreiter im Kampf gegen den Feuerbringer …

Zu Beginn des Romans versinkt Mara in Selbstzweifel und begeht dabei so manche Dummheit. Doch nach den dramatischen Ereignissen sind ihre Kräfte erschöpft und ein vierzehnjähriges Mädchen darf dann auch mal schlapp machen. Vor allem nachdem jeder Sieg über den Feuerbringer nur von kurzer Dauer war – der künstliche Gott wird nämlich immer wieder gestärkt durch einen Spruch, den viele Esoterikfans voller Inbrunst aufsagen. Die echten germanischen Götter müssen sich dagegen mit der Erwähnung in Wochentagen begnügen und haben kaum noch genug Kraft, um Mara zumindest in brenzligen Situationen beizustehen. Der Professor hat sich inzwischen mit der Götterwelt und Maras Visionen arrangiert, auch wenn die Existenz echter Götter seinem wissenschaftlichen Weltbild widerspricht. Doch Mara hat ihm und sich selbst oft genug bewiesen, dass sie nicht einfach nur spinnt, sondern dass die Bedrohung durch den Feuerbringer Loge existiert.

In „Götterdämmerung“ gelingt es Tommy Krappweis, die vielen losen Handlungsstränge zu einem sinnvollen Ganzen zu verknüpfen. Hing man am Ende des zweiten Bandes noch ziemlich in der Luft, so klären sich nach und nach die Unstimmigkeiten und Mara und der Professor haben ein festes Ziel. Mara entwickelt dabei immer neue Fähigkeiten, die jedoch auch wieder verschwinden – wofür eine passende Erklärung geliefert wird. Zudem warten noch einige Überraschungen in Bezug auf Maras Kräfte – andere Details waren hingegen ein wenig vorhersehbar. Was einfach auch im Kern des Jugendbuch-Genres liegt. Dennoch beschert Tommy Krappweis seinen Lesern den einen oder anderen Schreckensmoment, der einen guten Ausgang der Geschichte fast undenkbar macht. Die Götterdämmerung ist nah und diese zu verhindern, stellt Mara vor eine nahezu unlösbare Aufgabe. Toll dabei ist, dass Mara nicht zur Superheldin mutiert, sondern ein vierzehnjähriges Mädchen bleibt, das eben auch wie eine Vierzehnjährige agiert. Der Professor übernimmt dabei den erwachsenen und vernünftigen Part und zusammen sind die beiden einfach ein tolles Team. Auch wenn nun ein anderer Mann – oder eher Junge – Maras Interesse weckt.

Insgesamt ist „Götterdämmerung“ der rasanteste Band der Trilogie, der gleich zwei Spannungshöhepunkte bietet. Doch auch dazwischen geht es hoch her, sowohl in göttlicher Hinsicht als auch bei ganz normalen Alltagsproblemen. Was „Mara und der Feuerbringen“ jedoch vor allem ausmacht, ist der unvergleichliche Humor von Tommy Krappweis, den man in Fantasyromanen so selten findet. Humor kann man sich eben nicht erarbeiten, man muss ihn im Blut haben - und dass er wirklich Humor im Blut hat, beweist der Autor mit zahlreichen Neulogismen wie „Bampf“ und „herumhirnen“ oder auch Schlangenwörtern, die auseinandergeschrieben ganze Sätze ergeben würden. Die spritzigen Dialoge zwischen Professor Weissinger und seiner Exfrau sind dabei das humoristische Highlight der Trilogie. Im krassen Kontrast dazu steht die tolle wissenschaftliche Recherche, auch wenn die Sagen manches Mal recht frei ausgelegt werden. Denn der Leser kann hier noch richtig was über die altnordische Mythologie lernen – dabei kommt einem das Lesen aber gar nicht wie lernen vor. Das macht die Romane auch für Erwachsene interessant, die Freude daran haben, die germanischen Sagen in einer Geschichte aufleben zu sehen.

Abschließend sei gesagt, dass die Trilogie um „Mara und der Feuerbringer“ ein Leseerlebnis der besonderen Art ist, das die Welt der germanischen Götter wieder aufleben lässt. Man merkt den Büchern die hervorragende Recherchearbeit an, ebenso wie das Herzblut, das in jede Seite geflossen ist. Und ein wenig merkt man auch, dass Tommy Krappweis trotz Fernseherfahrung eben zum ersten Mal Fantasyromane schreibt, doch gerade im Anbetracht dessen kann man „Mara und der Feuerbringer“ als rundum gelungen bezeichnen. Was Bücher brauchen, ist Leidenschaft – und die spürt man hier von der ersten bis zur letzten Seite. Zudem präsentiert Egmont Schneiderbuch die Romane in einer tollen Hardcoverausgabe zum unschlagbaren Preis!


Fazit

Mit „Götterdämmerung“ liefert Tommy Krappweis ein hochspannendes und –dramatisches Finale seiner Trilogie ab, das ebenso mit jeder Menge Situationskomik und spritzigen Dialogen überzeugt. „Mara und der Feuerbringer“ ist eine wundervolle Jugendbuchreihe, in der die germanische Götterwelt zu neuem Glanz erblüht und sympathische Protagonisten für jede Menge Lesespaß sorgen!


Pro & Contra

+ tolle Recherchearbeit
+ altnordische Götterwelten
+ sympathische, authentische Protagonistin
+ herrlich spritzige Dialoge / Situationskomik
+ spannend bis zur letzten Seite
+ wundervolle Illustrationen / Aufmachung

- teilweise etwas vorhersehbar
- anfangs etwas schwach

Extras: Anhang mit Erklärungen zur germanischen Mythologie

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


ausführliches Interview mit Tommy Krappweis (November 2009)

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