Die zerbrochene Welt - Feueropfer (Ralf Isau)

Verlag: Piper (Oktober 2011)
Hardcover: 432 Seiten, € 19,99
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3492701921

Genre: Fantasy


Klappentext

Der Untergang der zerbrochenen Welt ist scheinbar nicht mehr aufzuhalten. In Berith breitet sich Panik aus, da immer mehr Schollen in kleine Teile zerbrechen und zum Labyrinth der tausend Scherben treiben. Dort lauern die gefürchteten Dagonisier, um die Bewohner ihrem grausamen Gott als Feueropfer darzubringen. Als sie schließlich die Familie von Taramis entführen, muss dieser beweisen, dass er seinem Ruf als größter Held Beriths gerecht wird. Er wird nicht eher ruhen, bis er seine Frau und sein Kind aus den erbarmungslosen Fängen der Dagonisier befreit hat. Doch auf seiner Reise erwartet Taramis mehr als nur eine unliebsame Überraschung …


Rezension

Der große Krieger Taramis ist kampfesmüde und hat sich als Bauer auf einer abgelegenen Scholle zur Ruhe gesetzt. Doch das Reich kommt nicht zur Ruhe, wieder einmal droht Berith der Untergang, denn plötzlich beginnen überall die Inseln auseinanderzubrechen. Die einzelnen Fragmente treiben nach Komana, wo sich der Kult der Dagonisier zu neuer, grausamer Blüte entfaltet hat. Als Taramis hilflos zusehen muß, wie seine Frau und sein Sohn auf einem solchen Bruchstück einem schrecklichen Schicksal entgegentreiben, beginnt für ihn ein Wettlauf gegen die Zeit.

Auch im zweiten Teil wird zu Beginn die heilige Insel Jar’en von den Dagonisiern überfallen, dabei stellt sich heraus, dass ein alter Feind, den Taramis damals scheinbar getötet hatte, tatsächlich noch sehr lebendig ist. Gut, mit diesem Umstand war nach dem Ende des ersten Buches zu rechnen, doch es gibt noch einige weitere Tatsachen, bei denen sich der Leser fragt, hatten wir das nicht schon einmal?

Taramis und seine Gefährten müssen sich auf ihrer Rettungsmission mit diversen Schwierigkeiten auseinandersetzen und verschiedene Aufgaben bewältigen, eine Reise, die an eine Schnitzeljagd erinnert. Ihre Aufträge klingen zunächst zwar sehr kompliziert, verlaufen in ihrer Ausführung aber jedes Mal lächerlich einfach. Ein höchst gefährlicher Drachen beispielsweise, an dem sich schon Generationen von Kämpfern erfolglos die Zähne ausgebissen haben, wird von Taramis beinahe schon im Vorbeigehen erlegt. Zugegeben, ein  klein wenig heikel war die Situation schon, dennoch wirkte sie eher wie ein Ärgernis und nicht wie eine lebensbedrohliche Angelegenheit, es entstand dabei der Eindruck, die Sache möge bitte zügig vonstatten gehen, der Held hat schließlich eine Familie zu retten und keine Zeit, sich mit solch lästigen Nebensächlichkeiten aufzuhalten.
Oder auch ein legendäres Artefakt, dessen bloße Existenz genauso nebulös wie sein möglicher Aufenthaltsort ist, es wird problemlos und in kürzester Zeit aufgespürt. Der Autor hat zwar gelegentliche Hindernisse in die Handlung eingebaut, denen man allerdings ihren Stolpersteincharakter mit dem Zweck, die Spannung zu erhöhen und es dem Helden nicht zu einfach zu machen, viel zu deutlich anmerkt.
Unglücklicherweise ist es völlig gleichgültig, was passiert oder vor welchen Problemen und Katastrophen man steht, es ist immer die richtige Person anwesend oder der passende Gegenstand zur Hand, um die Sache im Handumdrehen zu meistern. Auf diese Weise erscheint das gesamte Handlungsgefüge zwar interessant, wirkt aber stark konstruiert, künstlich und nicht homogen gewachsen. Zudem bremst sich dadurch jeder sich anbahnende Höhepunkt systematisch selber aus, was dem Leser sowohl ein Mitfiebern als auch ein Identifizieren mit den Helden sehr schwer macht.

Auch wenn sich der Schreibstil temporeich und unterhaltsam liest, erscheinen die Personen eigenartig flach, beinahe schon blutleer, und lassen jeglichen Tiefgang vermissen. Wichtig für die Ausgewogenheit des Plots wäre auch gewesen, die Gedanken und Beweggründe des Antagonisten näher auszuarbeiten, doch wurde dieser ohne jegliche Differenzierungen auf einen rein bösartigen Charakter reduziert.
Des weiteren werden gängige Stereotypen zu stark bedient, wie beispielsweise der Zwerg, der für den Humor zuständig ist (was sich sehr schnell abnutzt), oder auch die weiblichen Protagonisten, die allesamt ihr schweres Schicksal tapfer und mutig ertragen und außerdem atemberaubend schön sind.
Ebenfalls zweidimensional wirkt das Ambiente. Obwohl Schilderungen der jeweiligen Umgebungen vorhanden sind, erscheint alles aus einem distanzierten Blickwinkel, der kaum Emotionalität vermittelt. Es fehlt an Stimmung und auch an Dramatik – die Tatsache, dass ganz Berith auseinanderbröckelt und vor dem Untergang steht, scheint den Bewohnern keine größeren Sorgen zu bereiten, ganz zu schweigen vom Leser, den dieser Umstand erst recht kalt lässt.

Die Handlung reißt mögliche Hintergründe zwar an und bietet einige wirklich reizvolle Ideen, ausführlichere Erklärungen und tiefere Zusammenhänge sucht man allerdings vergebens.  Das Ende erscheint dann auch ein wenig lieblos und lässt dafür das Hauptthema des dritten Bandes erahnen. Erscheinungstermin und Titel des letzten Bandes der Trilogie liegen derzeit noch nicht vor.
Zum Verständnis dieses Buches sollte man den ersten Band unbedingt gelesen haben.


Fazit

Der zweite Teil der Berith-Trilogie wartet zwar mit vielversprechenden Ideen und Ansätzen auf, von denen jedoch kaum etwas richtig umgesetzt und verwertet wurde. Sehr schade um eine große Menge verschenkten Potentials, was das Buch zu einem Durchschnittswerk macht.


Pro & Kontra

+ interessante Ideen und Handlungsansätze
+ viel Phantasie
+ temporeicher, flüssiger Erzählstil
+ ausführliches Glossar am Ende des Buches
 
- Protagonisten bleiben zweidimensional
- Charaktere kaum differenziert
- zu viele Stereotypen
- Schwierigkeiten werden viel zu leicht bewältigt
- Hintergründe bleiben nebulös
- kaum Tiefgang
- Leser wird auf Distanz gehalten
- Ende wirkt etwas lieblos

Wertung:

Handlung: 2/5
Charaktere: 2/5
Lesespaß: 2,5/5
Preis/Leistung: 4/5


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