Verlag: blanvalet (September 2011)
Taschenbuch, 304 Seiten, 8,99 €
ISBN: 978-3442268252
Genre: Dark Fantasy
Klappentext
Die sechzehnjährige Emily Webb war immer schüchtern. Doch plötzlich strotzt sie vor Selbstbewusstsein und verspürt den Drang, die Nacht unsicher zu machen. Diese Veränderung ist ihr selbst unheimlich, doch sie kommt nicht dagegen an. Und was ist mit dem Wolf, der Emily bis in die Stadt zu verfolgen scheint? Weiß vielleicht der geheimnisvolle Patrick, ihr neuer Mitschüler, mehr darüber? Emily schenkt ihm ihr Vertrauen. Da versucht jemand, sie zu ermorden – und Patrick ist der Hauptverdächtige!
Rezension
Emily Webb war schon immer ein schüchternes Mädchen. Früher. Heute sieht sie sich jeden Abend bewusstseinsverändernden Anfällen ausgesetzt. Magenkrämpfe läuten eine neue Persönlichkeit ein: Emily wird selbstbewusst, fordert das Nachtleben heraus und stürzt sich – im wahrsten Sinne des Wortes – ins Leben. Zur selben Zeit wird eine Klassenkameradin nur wenige Straßen entfernt ermordet und auch Emily gerät ins Visier des Mörders. Ihr Zustand lässt darüber hinaus alle Verwandten sowie Freunde rätseln: Woher kommen die merkwürdigen Stimmungsschwankungen? Warum folgt Emily ein Wolf mitten in der Nacht durch die Stadt? Und was hat der neue Schüler, Patrick, mit den Morden an den jungen Menschen zu tun?"
Mit "Die Verwandlung", dem ersten Band der Serie "Das Erwachen der Wölfin", gelingt J.M. Sampson ein interessanter Einstieg in die Welt der Werwölfe, der jedoch nicht gänzlich zu überzeugen weiß. Thematisiert wird hier vor allem der Prozess der Verwandlung, welcher sich durchaus von klischeehaften Vorstellungen derselben unterscheidet. Die Umwandlung der Protagonistin sorgt für für eine Veränderung großen Ausmaßes: Der Leser sieht sich einer neuen Persönlichkeit gegenüber, einer neuen Gedankenwelt, die Emily in ihrem Tun und Handeln prägen. Hauptziel hierbei: Das Leben zu genießen und den einen Jungen zu finden, ihren Gefährten. Dabei findet nicht nur eine Persönlichkeitsänderung des Charakters statt: Zu Beginn völlig unscheinbar, Brille und Schlabberklamotten tragend, entwickelt Emily sich zu einem selbstbewussten Menschen, der fortan ihrem ursprünglichen Stil entsagt. Ohne jedweden Sinn stürzt sich Emily fortan ins Nachtleben und kommt dabei leider nicht sehr überzeugend rüber.Trotz einer gewissen Glaubwürdigkeit erscheint sie zu eindimensional und flach. Und obwohl sie in dem Leser durchaus Sympathie weckt, wird keine emotionale Bindung aufgebaut. Es scheint, als würde man die Geschehnisse wie aus einer dritten Perspektive erleben, was in Anbetracht der Tatsache, dass der Roman in der Ich-Perspektive verfasst ist, etwas surreal erscheint. Dennoch ist eine Entwicklung Emilys ersichtlich, vor allem die Akzeptanz ihrer körperlichen Veränderungen und das Begreifen der Geschehnisse um sie herum werden durchaus authentisch dargestellt. Die Tatsache, dass sie ins Visier einer großen Verschwörung hineingeraten sein könnte, betrachtet sie kühl und möchte möglichst ihre Artgenossen und sich selbst vor dem nahenden Mörder schützen. Dass kaum auf die nahende Bedrohung eingegangen wird, ist hierbei ein weiterer Kritikpunkt. Auftretende Nebencharaktere werden leider nicht näher beleuchtet, sodass kaum eine Figur eine genaue Charakterzeichnung erfährt und man deren Existens leicht unterschlagen könnte. Desweiteren findet keine Entwicklung derselben statt und sie fungieren innerhalb der Geschichte nur als handlungstreibende Mittel. Als einziger Lichtblick kann höchstens Emilys beste Freundin, welche zu Beginn immerhin noch häufiger das Geschehen beeinflusst, genannt werden. Zwar erhält diese eine relativ klare Zeichnung, doch löst sie sich - wie so vieles - mit fortschreitender Seitenzahl im wahrsten Sinne des Wortes in Luft auf.
Zum Handlungsverlauf ist nicht viel zu sagen: Die Story dreht sich fast ausschließlich um die Verwandlung Emilys. Darüber hinaus erhält man kaum Hintergrundinformationen. Oftmals verliert man den roten Faden der Geschichte, was auch die Glaubwürdigkeit derselben erheblich beeinträchtigt. Selbst der Schreibstil wirkt relativ unspektakulär, hebt so ebenfalls nicht das Stimmungsbild. Positiv zu benennen sind jedoch die Einschübe der Gesprächsaufzeichnungen, welche die gesamte Handlung durchziehen und so durchgehend Spannung aufkommen lassen. Dies sind die wenigen Stellen im Roman, denen man entgegenfiebert und welche dem Leser Informationen zum Haupthandlungsstrang zugänglich machen. Trotz einigen überraschenden Wendungen werden viele Fragen offen gelassen. Der Wolfsaspekt, welcher hier das Hauptthema der gesamten Geschichte darstellt, wird nur unzureichend ausgeführt, Details kommen viel zu kurz. Wer auf einen Höhepunkt innerhalb der Geschichte wartet, der wartet vergeblich. Zwar kommt es zu einigen Ereignissen, die die Handlung durchaus weiter tragen könnten, jedoch wird das Potenzial, welches innerhalb der Story verankert ist, absolut nicht genutzt. So versinkt "Die Verwandlung" im genretypischen Mainstream, hinterlässt keine anregenden Gedanken und dient nur einem kurzweiligen Lesespaß.
Fazit
Die Verwandlung von J.M. Sampson wartet mit interessanten Aspekten rund um das Thema Werwölfe auf. Genretypische Klischees werden teils umgangen, jedoch verstreicht das Potenzial, welches der Geschichte innewohnt, größenteils ungenutzt. Trotz einer sympathischen Protagonistin und der spannungstragenden Handlung versinkt der Roman im Mainstream und sorgt nur für kurzweiligen Lesespaß. Fans der Dark Fantasy, im besonderen der Werwölfe, könnten hier allerdings durchaus auf ihre Kosten kommen.
Pro & Contra
+ Sympathische Protagonistin
+ Einschübe der Gesprächsaufzeichnungen
+ Teilweise überraschende Wendungen
+ Interessante Ideen
+ Durchgehend Spannung
o einfacher und unspektakulärer Schreibstil
o Teilweise Entwicklung des Charakters
- Wolf-Aspekt kam zu kurz
- Interessante Ideen - mangelnde Umsetzung
- Zu wenig Hintergrundinformationen
- Flache Nebencharaktere
- Glaubwürdigkeit der Geschichte fehlt an manchen Stellen
Bewertung:
Handlung: 2/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5